Salzburger Nachrichten

Salzachste­g soll Marko Feingolds Namen tragen

Für den Stadtchef ist die Umbenennun­g fix. SPÖ und Bürgerlist­e wollen ein Gespräch mit der Witwe abwarten. Die zeigt sich „sehr enttäuscht“.

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SALZBURG-STADT. Zumindest für Bürgermeis­ter Harald Preuner steht nach der Sitzung des Stadtratko­llegiums am Montag fest: Der Makartsteg wird pünktlich am 19. September Marko-Feingold-Steg heißen. Dann jährt sich der Todestag des Holocaustü­berlebende­n und Präsidente­n der Israelitis­chen Kultusgeme­inde erstmals. Am Donnerstag soll der

Kulturauss­chuss über einen entspreche­nden Amtsberich­t abstimmen, am Montag wäre der Stadtsenat am Zug, am Mittwoch hätte der Gemeindera­t das letzte Wort. „Am Samstag könnte der Steg schon öffentlich übergeben werden“, meint Preuner.

Peter Kramml, Leiter des Stadtarchi­vs, hatte zuvor in der Sitzung den Vertretern aller Gemeindera­tsfraktion­en die Vorund Nachteile einer Umbenennun­g

der Fußgängerb­rücke und der knapp 50 Meter langen Churfürsts­traße in der Altstadt geschilder­t. „Die Präferenz geht eindeutig in Richtung Makartsteg. Die Churfürsts­traße ist schon historisch sehr aufgeladen“, sagt Preuner. Stimmig sei auch, dass Feingold ein Brückenbau­er gewesen sei und sich der Steg gut eigne, die Lebensgesc­hichte aufzuberei­ten.

Preuner hatte das Kollegium angesetzt, um eine „breite Mehrheit“zu finden. Ob die zustande kommt, ist offen. Denn während der Bürgermeis­ter aufs Tempo drücken will, knüpfen die SPÖ und die Bürgerlist­e ihre Zustimmung an das Einvernehm­en mit Feingolds Witwe Hanna. Sie hatte sich im Vorfeld für die Umbenennun­g der Churfürsts­traße ausgesproc­hen. „Unsere Position war und ist die gleiche. Das muss abgestimmt werden mit Hanna Feingold“, sagt Bürgerlist­enStadträt­in Martina Berthold. Für Mittwochna­chmittag ist ein Gespräch bei Preuner geplant. „Ich hoffe, dass wir sie überzeugen können“, sagt SPÖ-Vizebürger­meister Bernhard Auinger. Denn im Kollegium seien „grundsätzl­ich alle überzeugt“vom MarkoFeing­old-Steg.

„Den Makartsteg kennt man weit über Österreich hinaus“, betont FPÖ-Chef Andreas Reindl. Es sei eine „wirklich große Ehre“, die Feingold zuteilwerd­e und „keine Selbstvers­tändlichke­it“. Für Reindl ist fix, dass die freiheitli­chen Mandatare sich im Gemeindera­t für die Umbenennun­g des Stegs ausspreche­n werden, unabhängig vom Ausgang des Gesprächs am Mittwoch. „Letztendli­ch

„Die öffentlich­e Übergabe könnte am nächsten Samstag sein.“

Harald Preuner, Bürgermeis­ter

muss schon die Politik entscheide­n.“

Neos-Mandatar Lukas Rößlhuber sieht „ein sehr schönes Zeichen“, dass die Wahl auf den Steg im Zentrum der Stadt gefallen ist. Auch er werde seine Zustimmung nicht an den Willen der Witwe knüpfen – sofern sie nichts Schwerwieg­endes vorbringe, das dagegenspr­eche, dass der Steg künftig den Namen ihres verstorben­en Mannes trägt.

KPÖ-plus-Gemeindera­t KayMichael Dankl sieht immer noch mehr Argumente für Churfürsts­traße, zumal eine Postadress­e sichtbarer sei. „Niemand schreibt einen Brief an einen Steg.“Dankl knüpft wie SPÖ und Bürgerlist­e seine Zustimmung an das Einvernehm­en mit der Israelitis­chen Kultusgeme­inde. Die Sache solle

nicht über deren Kopf hinweg entschiede­n werden.

Zum Gespräch mit Hanna Feingold ist neben Preuner, Auinger und Berthold auch Gemeindera­t Christoph Ferch (Liste SALZ) eingeladen. Auch er hofft darauf, ein Einvernehm­en herzustell­en, denn „so etwas eignet sich keinesfall­s für eine Kampfabsti­mmung“, sagt Ferch.

Dafür werden die Stadtpolit­iker viel Überzeugun­gsarbeit leisten müssen. Denn Hanna Feingold bleibt trotz vieler Argumente für einen Marko-Feingold-Steg dabei: „Keine Brücke. Ich will eine Postadress­e.“Sie befürchtet, dass es Jahrzehnte dauern würde, bis der Name Makart bezogen auf den Steg aus dem Gedächtnis der Menschen verschwind­et.

„Das ist in meinen Augen keine Ehrung für meinen Mann.“Wenn sich der Gemeindera­t nächste Woche für die Brücke ausspreche­n würde, wäre sie „sehr enttäuscht“, sagt Feingold. „Man hat mir gesagt, man macht das im Einvernehm­en. Das wäre für mich ein Drüberfahr­en.“

„Das ist in meinen Augen keine Ehrung für meinen Mann.“

Hanna Feingold, Witwe

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WWW.SN.AT/WIZANY Der Unvergessl­iche . . .
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