Kabale und Liebe auf dem Oktoberfest
„O’zapft is“: Die ARD präsentiert ihr Prestigeprojekt „Oktoberfest 1900“. Die sechsteilige Event-Serie zu blutigen Machtkämpfen im bayerischen Vergnügungsgeschäft folgt dem neuen Erfolgsmotto „Online first“.
Coronabedingt fällt die traditionelle Wiesn in München heuer aus. Da passt es gut, wenn das weltgrößte Volksfest zumindest über eine „Event-Serie“präsent ist. „Oktoberfest 1900“lautet der Titel eines Prestigeprojekts der ARD, die in die Vergangenheit entführt und den Kampf zweier Bierdynastien um die Vormachtstellung auf dem Fest beschreibt.
„Herausgekommen ist eine einzigartige, deutsche High-End-Serie auf internationalem Niveau“, sagt Bettina Ricklefs, die Programmbereichsleiterin Spiel-Film-Serie im Bayerischen Rundfunk. Der Sechsteiler startete Dienstagabend unter dem Motto „Online first“in der
ARD-Mediathek. Im linearen Fernseh-Hauptprogramm feiert „Oktoberfest 1900“am 15. September Premiere.
Der Auftakt zu einer „Serienoffensive“der ARD thematisiert die Pläne des Nürnberger Gastronomen Curt Prank (Mišel Matičević), der auf dem Oktoberfest eine „Bierburg“für 6000 Gäste errichten möchte – einen Vergnügungstempel rund 20 Mal so groß wie die üblichen Bierbuden. Gegen diesen Affront der Münchner Brauergilde gegenüber leistet Ignatz Hoflinger (Francis Fulton-Smith), der Inhaber einer kleinen, traditionsbewussten Brauerei, Widerstand. Die Machtspiele der Männer werden begleitet von einer pikanten Liebesgeschichte, Pranks Tochter Clara verliert ihr
Herz ausgerechnet an den Sohn Hoflingers. Die bildgewaltige Serie handelt aber insgesamt mehr von Kabale als von Liebe, sattsam bekannte bayerische Klischees der Gemütlichkeit werden durch das Aufzeigen mafiaartiger Strategien im
Kampf um Schanklizenzen gebrochen. Dazu passend auch der Titel, unter dem die Serie ab Oktober auch auf Netflix international zu sehen sein wird: „Oktoberfest – Beer & Blood“. Die Münchner WiesnWirte sind über die Darstellung der
Machtspiele empört und sprachen schon im Vorfeld von „Rufschädigung“. Die Serie habe mit der Wirklichkeit nichts zu tun, beklagte auch Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU).
Ein breites Onlineangebot begleitet die ARD-Ausstrahlung: Unter können die Zuschauer in das München zur Zeit der Jahrhundertwende eintauchen. Videos erlauben Einblicke in die Dreharbeiten zur Serie, Interviews und Extras laden ein, mehr über die historischen Hintergründe zu erfahren. „Online first“– dieser Trend setzt sich immer mehr durch. Auch das ZDF sowie das Schweizer Radio und Fernsehen verschieben ihre Prioritäten hin zu Onlineangeboten.