Wie Paare einander jetzt Zuversicht geben können
Betrachten wir die Krise als eine Abenteuerreise. Dafür braucht es Notgepäck und viel Wärme am Lagerfeuer. Und was ist, wenn der Ausflug verpatzt wird?
Derzeit sind Menschen, die allein leben, ebenso gefordert wie solche, die plötzlich rund um die Uhr zusammen sind, oder auch solche, wo einer draußen im Feld steht und der andere gefühlt „zurückbleibt“oder „daheim bleiben darf“– je nach Perspektive. Welche Haltung braucht es, um diese Krise als „Sollbruchstelle des Lebens“(Thomas Lutter) zu gestalten?
Betrachten wir die Aufgaben, die uns noch länger gestellt sein werden, als Abenteuerreise. Eine solche braucht erstens, wenn Gefahr droht, Bewegung – in Kontakt gehen – oder aber Stillhalten – in Rückzug gehen. Bei beiden Schutzmustern merken andere von außen den Stress und die Ohnmacht des Betroffenen unter Umständen nicht. Daher muss jede und jeder für sich überlegen: Wie kann ich mich selbst gut versorgen und welche Rückzugsräume brauche ich für mich? Wie kann ich in der allein verbrachten Zeit gut auftanken? Was können wir zudem als Paar oder Familie füreinander tun und wie können wir einander aufmerksam machen und unterstützen, wenn die Beziehungs-Corona-Ampel Orange zeigt.
Zweitens braucht die Abenteuerreise Rastplätze und ein Lagerfeuer. Das kann z. B. heißen, einander fünf Minuten in die Augen schauen, einander die Hand halten, einander ruhig im Arm halten, wenn es passt, mit Musik dazu. Am Lagerfeuer geben Rituale der Dankbarkeit und der Wertschätzung Wärme. Es tut gut, dem anderen auch wieder einmal für scheinbare Selbstverständlichkeiten zu danken.
Drittens ist eine Abenteuerreise keine Zeit für große Debatten und Entscheidungen. Während einer Floßfahrt führt man keine Grundsatzdiskussionen. Gut ist es, sich darüber auszutauschen, was mich bewegt, welche Gedanken und Gefühle vorherrschen.
Viertens bietet die Abenteuerreise die Chance, Neues auszuprobieren, aus dem eingefahrenen System herauszukommen und wieder kreativ zu werden und einander neu zu entdecken. Man kann – eventuell auch mit den Kindern – einmal gemeinsam Fotos schauen, ein Bild malen, sich gegenseitig Gedichte vorlesen, eine Zukunftsvision als Collage gestalten.
Und wie können wir – fünftens – damit umgehen, wenn ein Ausflug ins Neue danebengeht, wenn es auf der Safari ins Zelt regnet, weil man es nicht gut abgedeckt hat, oder das Moskitonetz reißt? Dafür gibt es, wie auf einer echten Safari, Guides oder Sherpas. Da ist es selbstverständlich, dass man sich in einer unwirtlichen Gegend auch einmal Unterstützung holt. Das kann Beratung sein, auch online, es können aber auch Gespräche mit Freunden sein. Auch da lohnt es sich, einmal ein Thema anzuschneiden, das bisher ausgespart blieb.
Susanne Pointner