Das Untergangsszenario der Tech-Aussteiger
Sie saßen einst wie Tristan Harris bei Google in Spitzenpositionen der US-Tech-Industrie. Sie haben sehr gut verdient und sich im Laufe der Zeit von ihrem Beruf entfremdet: Jetzt geben die Aussteiger für die Netflix-Dokumentation „/the social dilemma“(„Das Dilemma mit den sozialen Medien“) Interviews, in denen sie von den Schattenseiten der Plattformen wie Facebook, Twitter,
TikTok oder Instagram berichten. Es fallen deutliche Worte in dem Dokudrama von Jeff Orlowski.
„Social Media sind eine
Droge“oder „Wir sind alle irgendwie verhext worden“oder „Zwei Milliarden Menschen haben Gedanken, die nicht ihre eigenen sind“.
Fazit: Die in den Fängen der Werbewirtschaft befindliche Tech-Industrie wolle die User weltweit an die Bildschirme fesseln, um Geld zu lukrieren. Und dazu sei ihr jedes Mittel recht. Orlowski fertigt auch über fiktive Familienszenen eine grelle Belangsendung mit der Botschaft: „Soziale Medien gefährden ihre Gesundheit.“Menschen werden als „Laborratten“geschildert, die zu „Zombies, die sich Werbung anschauen sollen“, werden. Nicht, dass da nicht einiges oder sogar vieles der Wahrheit entspricht: Aber die Einseitigkeit der Doku – nicht eine Gegenstimme ist zu hören – schadet im Verbund mit Verallgemeinerungen wie „Diese Dienste töten Menschen“dem ambitionierten Ansatz einer längst fälligen Kritik an der Krake Überwachungskapitalismus. „Wir haben eine Welt erschaffen, in der Onlineverbindungen das Wichtigste sind“, heißt es einmal. Ganz schön düster, dieses Untergangsszenario.