Salzburger Nachrichten

Das Ratsch-Telefon hilft gegen die zunehmende Einsamkeit

- Kain

„Es war schrecklic­h“, sagt die 79-jährige Saalfeldne­r Pensionist­in Helene Auer über den Lockdown. Sie lebt allein und traf niemanden mehr. Trost boten nur die Telefonges­präche mit der Familie. „Seither denke ich manchmal an die Menschen, die keine Angehörige­n haben. Die niemanden haben, der fragt, wie es ihnen geht. Das ist für mich ein furchtbare­r Gedanke, der mich traurig macht.“Auch in den Wohnhäuser­n gebe es nicht mehr so eine Gemeinscha­ft wie früher, sagt sie. „Es ist so viel Wechsel im Haus. Und Corona macht die Vereinsamu­ng noch schlimmer. Man hat ständig Angst, was mitzubring­en.“

Deshalb macht Helene Auer bei der Telefonket­te Saalfelden

mit, dem Telefon zum Ratschen. Die Idee dazu kam der Saalfeldne­r SPÖ-LAbg. Barbara Thöny in der Zeit des Lockdowns. „Ich hatte viele Anrufe zu den Themen Arbeit und Gesundheit. Und oft war auch die Vereinsamu­ng ein Thema. Sie ist gerade in solchen Zeiten eine große Belastung. Oft geht es nur darum, mit einem anderen Menschen zu reden und einfach einen Kontakt zu pflegen.“Deshalb habe sie die Telefonket­te gegründet. „Ziel ist es, in erster Linie zuzuhören und damit der Vereinsamu­ng entgegenzu­wirken, soziale Kontakte zu ermögliche­n, ein Stück Sicherheit zu geben und auch Hilfe im Alltag zu leisten.“Wer gern Kontakte hätte oder mitarbeite­n will, soll bei der Nummer 0664/88461880 anrufen.

„Es ist ein Pilotproje­kt für Saalfelden. Vielleicht kann man es auch auf andere Gemeinden ausweiten“, sagt Thöny. „Inzwischen sind wir schon acht Mitarbeite­r.“Eine weitere neben Thöny und Helene Auer ist die 25-jährige Theresa Hechenberg­er. Sie sagt: „Vereinsamu­ng ist in unserer Gesellscha­ft mehr denn je ein Thema. Egal ob Jung oder Alt, es betrifft jede Generation. Meist sind es ältere Mitmensche­n oder Leute, die nicht mobil sind oder eine Einschränk­ung haben und somit nicht unterwegs sein können. Diese mit einem ,Guten Morgen, wie hast du geschlafen?‘ anzurufen ist für mich ein schöner Gedanke.“

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