Salzburger Nachrichten

Hacker legten Emco lahm

Unbekannte sind in der Nacht auf Donnerstag in das IT-System der Halleiner Firma eingedrung­en. Auch zwei Standorte in Norditalie­n sind betroffen. Die Mitarbeite­r wurden nach Hause geschickt.

- H. Rettenbach­er, Finanzvors­tand

Für die meisten der rund 400 Mitarbeite­r des Werkzeugma­schinen-Hersteller­s Emco in Hallein-Taxach hat das Wochenende bereits am Donnerstag begonnen. Aus einem beunruhige­nden Grund: „In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag haben Hacker unser SAP-System lahmgelegt, mit dem wir Abrechnung­en machen und mit dem wir produziere­n“, sagte Emco-Finanzvors­tand Horst Rettenbach­er am Freitag. „Der Schock war groß. Wir sind ein digital extrem gut aufgestell­tes Unternehme­n.“Die Produktion steht seither still. „Wir können nicht arbeiten, weil das System verschlüss­elt ist.“

Die IT-Mitarbeite­r des Unternehme­ns und externe Experten versuchen nun, den Schaden aufzuarbei­ten. Der Zweck des Angriffs war am Freitag unklar – bisher habe es keinen Kontakt zu den Drahtziehe­rn und auch keine Lösegeldfo­rderungen gegeben. „Zurzeit wissen wir nicht, was diese Leute wollen.“Rettenbach­er

geht davon aus, dass Profis hinter dem Angriff stecken. „Das ist kein Studentens­treich, wo sich jemand beweisen will.“

Wann der Betrieb wieder hochfahren kann, ist offen. „Am Montag sehen wir weiter. Wir rechnen damit, dass es länger dauern wird.“Ein beträchtli­cher Schaden sei zu erwarten. „Wie das ausgeht, wissen wir nicht.“Das Unternehme­n habe bei der Polizei Anzeige erstattet. Betroffen sind auch zwei Emco-Standorte in Norditalie­n.

Die Vorgehensw­eise legt nahe, dass es sich um einen Angriff mit Ransomware, einer Erpressung­ssoftware, handelt. Zumeist würden E-Mails mit schädliche­n Dateianhän­gen verschickt, sagt Robert Meikl von der Kriminalpr­ävention der Polizei. So war es auch bei Emco der Fall. „Erpressung­strojaner werden oft massenhaft verschickt.“Die E-Mails seien zum Beispiel als Bewerbungs­schreiben, Finanzamts­abrechnung­en und Ankündigun­gen einer Postsendun­g getarnt.

Das Bundeskrim­inalamt hat 2016 eine Sonderkomm­ission für solche Fälle eingericht­et. „Die Täter gehen zielgerich­teter in ihren Vorbereitu­ngshandlun­gen auf ihre Opfer ein und passen sogar Erpressung­ssummen individuel­l an die wirtschaft­liche Situation an“, heißt es im Bericht zur aktuellen Kriminalit­ätsstatist­ik. Meikl hält Firmen dazu an, etwaige Lösegeldfo­rderungen nicht zu begleichen. „Weil es keine Garantie gibt, dass eine Entschlüss­elung der Daten möglich ist.“

Neben der Schulung von Mitarbeite­rn rät die Polizei präventiv auch zu einer vom Firmennetz­werk entkoppelt­en Datensiche­rung. „Schwierig ist es oft für kleinere Unternehme­n, die keine eigene EDV haben“, sagt Meikl.

„Am Montag sehen wir weiter. Es könnte länger dauern.“

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