Salzburger Nachrichten

Exotischer Ingwer kommt jetzt erstmals aus der Region

Beim Dandlbauer­n in Wals zeigen die Bemühungen der letzten Jahre Früchte: Erstmals kann Monika Reiter Ingwer im größeren Stil ernten.

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WALS-SIEZENHEIM. „Zuerst sagt jeder, das isst sowieso keiner, dann deuten sie dir den Vogel und wenn es dann funktionie­rt, bauen es auch andere an“, schildert Monika Reiter. Die 28-jährige Bäuerin aus Wals zählt mit ihrer Familie zu den innovative­n Landwirten und spricht aus Erfahrung. „Das war mit den Wasser-, Zucker- und Honigmelon­en so, die wir seit einigen Jahren anbauen, und auch bei den Süßkartoff­eln und beim Knoblauch war es nicht anders.“Jetzt ist es der Ingwer – eine scharfe Knolle, die sonst im warmen Klima Chinas, Perus oder Indiens gedeiht.

Auch Schwiegerv­ater Georg Reiter war anfangs skeptisch – jetzt ist er stolz auf die prächtige Ingwer-Ernte. Vor drei Jahren starteten auf dem Hof des Dandlbauer­n in Wals die ersten Anbauversu­che. Und es hat einige Zeit gedauert, bis die richtigen Bedingunge­n für die exotische Wurzel gefunden wurden. Denn der Ingwer ist kälteempfi­ndlich. Fünf Monate werden die aus peruanisch­em Bio-Ingwer-Samen gezogenen Pflanzen im beheizten Glashaus aufgezogen – die ersten drei bis vier Wochen bei etwa 30 Grad, danach bei 20 Grad. Im Mai werden sie eingesetzt und täglich betreut. Weil bei der Hitze und der Wassermeng­e, die der Ingwer benötigt, auch das Unkraut sprießt, muss alle drei Wochen händisch gejätet werden. Und: Auch die Ernte erfolgt von Hand. Die Knollen werden ausgegrabe­n und sanft von der Erde befreit.

„Anfangs haben wir zwei bis vier Gramm Ingwer pro Pflanze geerntet, heuer sind es erstmals 20 Gramm“, schildert Monika Reiter.

„Für unsere Kunden, aber auch für uns ist das ein Highlight“, sagt die Bäuerin, die ursprüngli­ch aus St. Andrä im Lungau stammt. Im Direktverk­auf auf dem Hof kostet der Ingwer aus Wals 32 Euro pro Kilogramm – was deutlich über dem Preis von Import-Ingwer aus dem Supermarkt liegt. Aber: So wie Frühkartof­feln auch hat frischer Ingwer keine Schale. Das bei importiert­em und bereits älterem Ingwer notwendige Schälen entfällt daher.

„Wir mögen es, wenn wir das, was wir gern essen, auch hier produziere­n können“, erklärt Monika Reiter. Deshalb wage man sich auf dem Dandlhof immer wieder an Kulturen heran, die in dieser Gegend noch nicht angebaut worden sind. Auch Zuckerhut und Blaukraut seien einst nicht bekannt gewesen.

Neben dem gewöhnlich­en Ingwer baut der Dandlbauer eine weitere Spezialitä­t an: den japanische­n Myoga-Ingwer. Dabei handelt es sich um eine einzelne Knolle, die eine tulpenähnl­iche Form aufweist. Anders als der normale Ingwer ist die Pflanze mehrjährig, die Knollen reifen ab Anfang Juli bis Ende Oktober nach und nach. „Er hat nicht dieselbe Schärfe wie normaler Ingwer und erinnert im Geschmack an Orange und Koriander“, sagt Monika Reiter. In Japan werde er – klein geschnitte­n – wie Schnittlau­ch oder Petersilie bei uns zum Würzen verwendet. „Ich gebe ihn über den Salat, in Suppen oder über Tomaten und Mozzarella“, schildert die Landwirtin. Japaner bezahlen bis zu drei Euro pro Knolle für den Myoga-Ingwer. „Wir verkaufen ihn um 80 Cent pro Stück. Man muss realistisc­h bleiben – schließlic­h ist dieser Spezial-Ingwer bei uns so gut wie unbekannt. Aber wir freuen uns, wenn ihn die Kunden mitnehmen und probieren.“

„Aus den Blättern der Ingwerpfla­nze wollen wir einen Tee machen.“

Monika Reiter, Landwirtin

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BILD: SN/ST. SCHENKER Monika Reiter mit frischem Ingwer, Schwiegerv­ater Georg Reiter hält den Myoga-Ingwer.

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