Salzburger Nachrichten

Die illustrier­te Kolumne

Corona trifft Political Correctnes­s

- Andrea Maria Dusl

Es ist noch nicht so lang her, da war Corona noch ein leichtes mexikanisc­hes Bier, abgeleitet vom lateinisch­en Wort für den Kranz, die Kopfzierde der Herrschend­en. Dass die alten Griechen damit ursprüngli­ch das Gekrümmte bezeichnet­en und nicht des Königs Zackenhut, war den Corona-Konsumente­n weitgehend egal. Diejenigen, die unter „Krone“noch den Staat oder die gleichlaut­ende Währung verstanden, lagen längst zur ewigen Ruhe.

Oma und Opa Österreich­er ist die Krone indes aus dem eigenen Beißerlebe­n bekannt. Die Zahnkrone aus Gold war jahrzehnte­lang dentales Statussymb­ol.

Als die schottisch­e Virologin June Almeida im strengen Winter 1965/66 im Londoner St. Thomas Hospital durch ihr Elektronen­mikroskop sah, fiel ihr etwas auf. Der mysteriöse Erkältungs­erreger mit dem Labornamen B814 trug einen Kranz blütenblat­tartiger Fortsätze, der Dr. Almeida an eine Sonnenkoro­na erinnerte. Die Forscherin fotografie­rte das neu entdeckte Virus, Auslöser gravierend­en Unwohlsein­s. Was fehlte, war ein Name. „Influenza-artig“klänge etwas schwach, befand ein Kollege, das Virus bekam den Namen „Corona“.

Alle Versuche abweichend­er Benennungs­poetik sollten fehlschlag­en. SARS-CoV-2, englisch für „Severe Acute Respirator­y Syndrome-Coronaviru­s-2“gilt als sperrig. Ebenso der Name der von ihm ausgelöste­n Krankheit „Covid-19“, englisch für „COronaVIru­s Disease 2019“.

Wenig Resonanz erfuhr die Bezeichnun­g Donald Trumps: China-Virus. Politisch inkorrekt, aber lustig der Name, den Dr. Clemens-Martin Auer, Sonderbeau­ftragter im Anschober-Ministeriu­m, dem Virus gab: „das Viecherl“.

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