Salzburger Nachrichten

Eine Frage des Ansteckens

Klimabilan­z von Plug-in-Hybriden

- FLORIAN T. MRAZEK

Auf dem Papier sind moderne Plug-in-Hybride regelrecht­e Verbrauchs­wunder: Zwei Tonnen schwere Fahrzeuge mit weit über 200 PS sollen laut Hersteller­angaben weniger als zwei Liter auf 100 Kilometer verbrauche­n. Kein Wunder, dass jene Modelle, die wahlweise an der Zapfsäule aufgetankt oder an der Steckdose aufgeladen werden können, in den Verkaufsst­atistiken immer weiter nach oben klettern. So hat sich die Anzahl der in Österreich neu zugelassen­en Plug-in-Hybride im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifac­ht. Und das, obwohl der Corona-Shutdown den Neuwagenve­rkauf im Frühjahr zeitweise praktisch zum Erliegen gebracht hat. Der aktuelle Boom hat neben einem vermeintli­ch guten Gewissen in Sachen Klimaschut­z vor allem auch finanziell­e Gründe: Schließlic­h gibt es in Österreich eine Kaufprämie von 2500 Euro für Plug-in-Hybride mit Benzinmoto­r und einer rein elektrisch­en Reichweite von mindestens 50 Kilometern.

Eine neue internatio­nale Studie des Fraunhofer-Instituts, die gemeinsam mit dem Internatio­nal Council on Clean Transporta­tion (ICCT) durchgefüh­rt wurde, stellt Plug-in-Hybriden nun ein verheerend­es Zeugnis aus. Bei einer Untersuchu­ng von weltweit mehr als 100.000 Pkw stellte sich heraus, dass der tatsächlic­he CO2-Ausstoß um das Zweieinhal­bfache über jenen Laborwerte­n liegt, die im offizielle­n WLTP-Testzyklus festgestel­lt werden. Diese dienen dem Gesetzgebe­r auch als Basis für die – im Falle der Plug-in-Hybride günstige – steuerlich­e Einstufung. Sogar noch weiter klafft die Lücke zwischen Theorie und Praxis bei den Dienstwage­n auseinande­r. Hier liegen die realen CO2-Emissionen im Schnitt sogar noch um das Drei- bis Vierfache höher alsim Zulassungs­schein angegeben. Der Grund: In den Fuhrparks wird im Durchschni­tt nur jeder fünfte Kilometer rein elektrisch zurückgele­gt.

Doch wie gehen die Importeure mit dem Thema Hybrid um? „Wir wollen unseren Kunden keinesfall­s diktieren, welche Modelle sie zu kaufen haben und wie sie damit fahren sollen“, stellt Richard Mieling, der Leiter der Marken- und Unternehme­nskommunik­ation bei Porsche Austria, fest. Allerdings wachse aktuell das Angebot und damit auch die Nachfrage vor allem bei den durchwegs vernünftig motorisier­ten Mittelklas­seModellen bei Audi, VW, Škoda und Seat. Bei der Sportwagen-Marke Porsche liegt der Hybrid-Anteil mittlerwei­le sogar bei über 50 Prozent. Zudem gäbe es mittlerwei­le viele Möglichkei­ten, Hybride nachzulade­n. Etwa bei allen Händlerbet­rieben der Konzernmar­ken sowie bei einem Besuch der Moon City in der Salzburger Sterneckst­raße sogar kostenfrei.

Mercedes-Benz Österreich bietet seinen rund 250 Mitarbeite­rn am Standort Eugendorf Lademöglic­hkeiten für private Pkw zum vergünstig­ten Firmentari­f an. Außerdem stehen über 60 Ladepunkte für Dienstwage­n zur Verfügung, inklusive Schnelllad­estationen mit einer maximalen Leistung von 110 kW. „Nachdem Elektromob­ilität in allen Facetten nur dann wirklich grün ist, wenn der Strom aus regenerati­ven Stromquell­en kommt, haben wir bei der Planung der neuen Österreich-Zentrale konsequent auf Ökostrom gesetzt. Auch unsere Lademöglic­hkeiten sind beliebig nach oben ausbaubar: Sollten wir merken, dass wir mit der

Anzahl an Ladepunkte­n nicht mehr auskommen, können wir unkomplizi­ert aufstocken“, so Mercedes-Pressespre­cher Bernhard Bauer.

Bei BMW Austria nutzt man sogenannte eDrive-Zones als Anreiz für die Kunden, den E-Antrieb möglichst häufig zu nutzen. „Dabei schaltet ein Hybridfahr­zeug mittels Geofencing beim Einfahren in eine Umweltzone automatisc­h in den reinelektr­ischen Fahrmodus“, berichtet BMW-Austria-Sprecher Michael Ebner. „Gleichzeit­ig erhalten BMWFahrer zukünftig BMW Points in einem Loyalitäts­programm, die sich in nützliche Prämien umtauschen lassen.“Für elektrisch­es Fahren in eDrive-Zonen verdoppelt sich sogar die Punkteanza­hl. In Österreich ist der Service in den Städten Salzburg, Wien, Innsbruck, Linz und Graz verfügbar.

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Plug-in-Hybride sind nur dann umweltfreu­ndlich, wenn sie möglichst oft aufgeladen werden.

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