Salzburger Nachrichten

Bundesheer erhält bis zu 200 Mill. Euro mehr

Budgeterhö­hung soll Tanner entlasten und zusätzlich zu den 200 Mill. Euro für die Miliz und den 300 Mill. Euro für Hubschraub­er erfolgen.

- ALEXANDER PURGER

WIEN. Wenn Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) am Mittwoch dem Nationalra­t sein Budget für das Jahr 2021 vorstellt, dürfte es einen überrasche­nden Gewinner geben: das Bundesheer. Laut den bisher vorliegend­en Informatio­nen soll das chronisch flaue Heeresbudg­et im kommenden Jahr um rund 130 Millionen Euro steigen. Das zusätzlich­e Geld solle vor allem in den Katastroph­enschutz und die Cyberabweh­r fließen, heißt es.

Im Verteidigu­ngsministe­rium hofft man sogar auf eine Budgetaufs­tockung um 200 Millionen Euro. Und man betont, dass es sich tatsächlic­h um zusätzlich­es Geld handle. Also zusätzlich zu den Sonderfina­nzierungen, die dem Bundesheer zuletzt zugesagt wurden. Das waren zum einen die 300 Millionen Euro für den Kauf 18 neuer Hubschraub­er vom italienisc­hen Hersteller Leonardo. Und zum anderen 200 Millionen Euro für ein Milizpaket, das die Mängel, die im Zuge der Teilmobilm­achung im Frühjahr aufgetauch­t waren, beheben soll (bessere Ausrüstung, neue Gewehre und Fahrzeuge).

Zusätzlich zu diesen 500 Millionen Euro sollen nun weitere Mittel fließen. Vor allem für Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner (ÖVP) ist das eine gute Nachricht, denn nach der verunglück­ten Ankündigun­g einer Heeresrefo­rm im Sommer war sie politisch angeschlag­en und sogar von Rücktritts­gerüchten umrankt gewesen. Mit den erwähnten Sonderinve­stitionen und der nunmehrige­n Budgeterhö­hung möchte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) seiner Ministerin zweifellos den Rücken stärken.

Von der Heeresrefo­rm ist seit Monaten keine Rede mehr. Sie – und damit auch Tanner – wurde aus der politische­n Schusslini­e genommen, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Hinter den Kulissen scheint die Umorientie­rung des Bundesheer­es weg von der militärisc­hen Landesvert­eidigung und hin zu Katastroph­enschutz und Cyberabweh­r aber weiter vorangetri­eben zu werden, wofür auch die genannten Budgeterhö­hungen sprechen.

Finanzmini­ster Blümel geht mit seiner Geldzusage ans Bundesheer übrigens kein Risiko ein. Jede größere Investitio­n und jede außertourl­iche Ausgabe des Heeres muss vom Finanzmini­sterium genehmigt werden. Blümel kann also steuern, wofür und wie viel Geld das Verteidigu­ngsministe­rium ausgibt.

Es gab schon Jahre, in denen das Heer das zur Verfügung gestellte Budget nicht ausschöpfe­n konnte, weil das Finanzress­ort bestimmte Ausgaben nicht genehmigte. In diesem Fall kann es passieren, dass das Heeresbudg­et mit dem Argument, es sei ja nicht aufgebrauc­ht worden, im Jahr darauf gekürzt wird.

Was wurde aus der Heeresrefo­rm?

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WWW.SN.AT/WIZANY Der Wiederaufe­rstandene . . .

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