Ihr Bestes soll noch kommen
Für Schild, Leitinger und Brennsteiner soll Sölden der Start auf dem Weg (zurück) in die Weltspitze sein. Das Trio und ein neuer Kamerafahrer vertreten Salzburg beim Skiweltcup-Auftakt.
SALZBURG. Unter besonderen Umständen startet am Wochenende der Skiweltcup in Sölden. Für ein Salzburger Trio soll dies nicht nur der Auftakt in eine neue Saison sein. Unter dem Motto „Das Beste kommt erst“wollen sich Bernadette Schild, Roland Leitinger und Stefan Brennsteiner nach Verletzungen wieder Richtung Weltspitze orientieren. Die Erwartungen vor den Riesentorläufen auf dem Rettenbachferner wachsen noch nicht in den Himmel, sollen aber eine erste Standortbestimmung auf diesem Weg sein.
Obwohl ein Karriereende nach dem Kreuzbandriss am Nationalfeiertag 2019 in Sölden für Schild nie ein Thema war, läuft ihr Comeback im Training und in puncto körperlicher Fitness besser als erwartet. „Das Knie ist tipptopp. Ich hätte nie gedacht, dass es wieder so gut wird und ich wieder Ski fahren kann, ohne an die Verletzung zu denken“, sagt die 30-jährige Saalfeldnerin. Seit Juni steht sie wieder auf Ski. Und das mit einem Gefühl, dass sie nicht erst wie zunächst geplant in ihrer Paradedisziplin Slalom in Levi am 21. und 22. November auf die Rennpiste zurückkehrt, sondern bereits am Samstag (10/13 Uhr, live ORF 1) beim ersten von heuer fünf Heimrennen.
In welcher Form, das kann sie freilich noch nicht abschätzen. Jedenfalls hat die Schwester der ehemaligen Ausnahmeathletin Marlies Raich die Hoffnung, dass das Beste in ihrer Karriere noch kommen möge. Vor ihrer Verletzung war sie nach vielen Podestplatzierungen mehrmals knapp am ersten Sieg vorbeigeschrammt. Vor allem im Olympiaslalom 2018, als ihr – die Goldmedaille vor Augen – ein Blackout den ganz großen Coup vereitelte.
Edelmetall hat Roland Leitinger mit WM-Silber 2017 bereits gewonnen. Danach stoppten ihn Verletzungen. Vergangene Saison war er in einem Parallelrennen auf das Podest gecarvt. Das will er nun im Riesentorlauf mit Fortdauer der Saison ins Visier nehmen. Eine erstmals körperlich problemlose Vorbereitung mit vielen Schneetagen im Sommer, an denen er mit dem neuen Trainerduo Mike Pircher und Ferdinand Hirscher an der Technik feilte, machen Leitinger Mut. „Ich hatte keine Wehwehchen und fühle mich skifahrerisch auf einem Niveau, auf dem ich mich am Sonntag nicht verstecken muss“, sagt der 29Jährige aus St. Martin/Lofer.
Das langfristige Ziel sei natürlich, um Siege mitzufahren. Für Sölden setzt er die Erwartung aber noch niedriger an: „In Richtung Top 10 soll es aber schon gehen.“Dass er schnell ist, hat Leitinger schon öfter bewiesen, allerdings noch zu selten ins Ziel gebracht. Der Input der Hirscher-Macher soll ihm nun mehr Stabilität geben. „Wir haben uns sehr viel mit der Position auf dem
Ski beschäftigt. Eine insgesamt andere Herangehensweise, der ich viel abgewinnen kann.“
Ähnlich sieht es Stefan Brennsteiner, wenngleich er sich nach der fünften Knieverletzung noch nicht auf seinem höchsten Level sieht. „Aber ich bin fit. Das ist einmal die Basis. Trotzdem muss ich noch kleinere Brötchen backen und will am Sonntag einfach zwei vernünftige Läufe fahren, dann wäre das ein guter Anfang. Aber klar, ich bin 29 und will mich nicht ewig mit den Top 20 zufriedengeben.“Sondern? „Das Endziel wäre das Hirscher-Niveau“, sagt Brennsteiner mit einem Augenzwinkern. „Nein, das ist utopisch. Aber vereinzelt das zeigen, was Marcel acht bis zehn Jahre lang Rennen für Rennen abgeliefert hat, das darf schon der Anspruch sein.“
Mit Joachim Puchner wird ein weiterer Salzburger die Rennpiste bezwingen. Als neuer ORF-Kamerafahrer tritt der 2017 zurückgetretene Ex-Speedspezialist am Samstag die Nachfolge von Hans Knauß an.