Auch Rafael Nadal in Wien? „Lassen wir uns überraschen“
Stadthallen-Turnierdirektor Herwig Straka über den Coup mit Novak Djoković und die Investition in die Zukunft.
Novak Djoković, Dominic Thiem, Stefanos Tsitsipas und Daniil Medwedew – das sind in diesem Fall nicht die vier Halbfinalisten eines Grand-Slam-Turniers, sondern sie führen das bestbesetzte Wiener Stadthallenturnier (ab 26. Oktober) aller Zeiten an. Herwig Straka, Macher der Erste Bank Open, erklärt im SN-Interview, warum die Absage des Tennisklassikers nie ein Thema war und wie die Chancen auf die mögliche Verpflichtung eines weiteren Superstars sind. 2500 Zuschauer dürfen täglich dabei sein.
SN: Wie lange dauerten die Verhandlungen mit Djoković? Herwig Straka: Ich bin mit Novak und seinem Management das ganze Jahr in Kontakt. In Paris, noch vor dem Finale, hat er sich dann entschieden, in Wien zu starten.
SN: Aus den aktiven Top 10 fehlen nur Nadal und Zverev.
Sind die beiden noch ein Thema? Zverev nicht. Wir waren natürlich auch mit ihm in Kontakt, aber er hat sich für seinen Heimatmarkt entschieden und spielt jetzt die beiden Turniere in Köln. Ein Start von Nadal ist dafür nicht ausgeschlossen. Im Gegensatz zu Djoković hat sich da in Paris nichts angebahnt und daher glaube ich, dass er die kommenden Wochen pausieren wird, aber warten wir ab und lassen wir uns vielleicht noch überraschen.
SN: Jedenfalls ist es nicht nur das bestbesetzte Wien-Turnier aller Zeiten, sondern in puncto Cut-off sogar besser als ein Masters-1000-Event.
Dass der Weltranglisten-27. der am schlechtesten klassierte Spieler im
Hauptbewerb ist, ist wirklich einmalig. Schon in der Qualifikation (ab Samstag, 24. Oktober) wird es Matches auf absolutem Weltklasseniveau geben. Ich denke da etwa nur an Alex de Minaur (ATP-Nr. 28, Anmerkung) oder Marin Čilić (40). Es macht uns stolz, dass wir für unseren Mut belohnt worden sind, dass wir das Turnier in Zeiten wie diesen immer austragen wollten.
SN: Und im Hauptbewerb kann jedes Erstrunden-Duell auch ein Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier sein.
Der Unterschied ist, dass sich all diese Topstars bei einem GrandSlam-Turnier normalerweise zumindest zwei Runden ins Turnier reinspielen können. Das ist hier definitiv nicht der Fall. Jeder Einzelne ist sofort gefordert. Es gibt für niemanden ein leichtes Match. Oder besser gesagt: Es wird jedes Match brutal schwierig, auch für einen Djoković oder Dominic (Thiem).
SN: Wie viele Zuschauer kommen, mit aktuellem Stand, in den Genuss, das vor Ort zu erleben? Es sind 1500 Zuschauer zum gleichen Zeitpunkt in der Halle erlaubt. Das sind zu einem etwas größeren Teil normale Besucher und zu einem etwas kleineren Teil VIP-Gäste. Der normale Kartenverkauf wird in zwei Sessions unterteilt, sodass insgesamt auf den Tag verteilt rund 2500 Zuschauer in der Halle sind. Wir sind daher ausverkauft, kleine Karten-Kontingente können aber noch kurzfristig frei werden.
SN: Inwiefern sehen Sie das Turnier 2020 als Investition?
Trotz der drohenden finanziellen Verluste wegen der drastischen Reduktion der Besucher stehen wir dafür nicht nur international umso größer in der Auslage. Auch jene Spieler, die unter normalen Umständen vielleicht nicht oder woanders angetreten wären, sollen auf den Geschmack kommen, wie lässig das Turnier und Wien ist. Zwar dürfen sie nicht in die Stadt, aber ich hoffe, dass zum Beispiel ein Djoković in den nächsten Jahren dann leichter zu überzeugen ist.