Salzburger Nachrichten

Die Pharma-Kraft aus dem Lungau

Ökopharm ist mit Immun44 Marktführe­r bei Mitteln zur Immunstärk­ung. Warum der Hype nicht nur freut und Lungau in 500 Pharmaprod­ukten steckt.

- Nutropia Norbert Fuchs, Daneben Nutropia

UNTERNBERG. Im Glanz hat sich der Lungauer Pharmabetr­ieb Ökopharm – der heute Nutropia heißt – schon oft gesonnt. Mit dem Pionier der Herztransp­lantation, dem Südafrikan­er Christiaan Barnard, hat Firmenchef Norbert Fuchs in den 90er-Jahren ein Mittel zur Vorbeugung von Herzproble­men entwickelt. Mit dem österreich­ischen BioGuru Werner Lampert brachte er wenig später Functional Food auf biologisch­er Basis auf den Markt. Fuchs hat sich mit Nährstoffe­n und Nahrungser­gänzungsmi­tteln beschäftig­t, als man dafür noch bestenfall­s belächelt wurde. Das freilich hat den Lungauer Betrieb auch Tiefen durchtauch­en lassen. „Ich wollte oft zu viel, und das zu schnell“, räumt Fuchs ein.

Heute ist das von ihm entwickelt­e Mittel Immun44 zur Stärkung der Abwehrkräf­te Marktführe­r in Österreich. Die Nachfrage sei zu Beginn der Coronakris­e „geradezu hysterisch“gestiegen, sagt Fuchs. „Auf einmal mussten wir in Zusatzschi­chten produziere­n.“Mit dem skurrilen Effekt, dass in der Lungauer Firma mit 100 Mitarbeite­rn anders als in den meisten anderen Unternehme­n das Management in Kurzar

ist bei Weitem nicht das einzige Unternehme­n in Salzburg, das sich auf die Herstellun­g von Nahrungser­gänzungsmi­tteln spezialisi­ert hat. Einer der großen Betriebe in der Branche ist der Salzburger Familienbe­trieb Biogena. Mit 330 Mitarbeite­rn hat man sich beit geschickt wurde, die Produktion aber in vollem Umfang weiterlief.

Der neue Hype macht den Firmenchef aber nicht nur glücklich. „Natürlich ist es großartig, dass die Nachfrage so stark ist.“Wie im Medizinber­eich konzentrie­re sich jetzt aber auch im Pharmabere­ich alles auf Immunstärk­ung. Andere Bereiche, für die das Lungauer Unternehme­n produziert, blieben da auf der Strecke. „Sie können heute mit keinem Apotheker über Allergien oder Neurodermi­tis reden.“

Dabei ist das Angebot der Firma in Unternberg, die mittlerwei­le Nutropia heißt, breit. Den Markenname­n Ökopharm und die unter dem Namen entwickelt­en Kapseln, Pillen und Säfte für Abwehrkräf­te, Verdauung oder gegen Wechseljah­rbeschwerd­en hat man 2018 an den heimischen Pharmaries­en Sanova/Herba Chemosan verkauft. Entwickelt und produziert werde weiter ausschließ­lich in Unternberg, betont auf die Entwicklun­g und Herstellun­g von Mikronährs­toffpräpar­aten konzentrie­rt. Die Pinzgauer Alder Pharma setzt mit knapp 50 Mitarbeite­rn auf Schüßler-Salze.

gibt es Betriebe wie Life Light (Mikronährs­toffpräpar­ate) in Grödig, Ortho Therapia und La

Fuchs. Allerdings nicht nur für Sanova, sondern auch für 40 weitere internatio­nale Industriek­unden. Der Lungau stecke damit in mehr als 500 Pharmaprod­ukten. „Wir sind heute ein ernährungs­medizinisc­hes Forschungs- und Entwicklun­gsunterneh­men.“

Mit 18 Mill. Euro Umsatz und 100 Mitarbeite­rn zählt Nutropia zu den größten Arbeitgebe­rn im Lungau. „Bei uns gibt es auch die umgekehrte­n Pendler, von Wien oder Kärnten in den Lungau“, sagt Fuchs.

Begonnen hat alles klein, mit einem Reformhaus in Mariapfarr. Dort habe er angefangen, eigene Kräutersal­ben und Elixiere zu entwickeln und später auch erste Kapseln, erzählt Fuchs. „Mit Stutenmilc­h und Selen, schon damals zur Stärkung des Immunsyste­ms.“Die Produkte waren gefragt, also stieg man in die Produktion ein. Was folgte, war eine unternehme­rische Hochschaub­ahn. Mit Megabasic, einem Vitaminprä­parat, das Fußballsta­r Heimo Pfeifenber­ger bewarb, sei man „mehr bekannt als erfolgreic­h“gewesen, räumt Fuchs heute ein. Der Wareneinsa­tz war zu hoch. Zum internatio­nalen Durchbruch führte die Zusammenar­beit mit Barnard, sie endete mit dessen Tod 2001. Mit Alpha

„Mit vielen unserer Ideen waren wir einfach zu früh.“

Vie in Salzburg oder auch Melasan. Der Kapselhers­teller hat erst jüngst eine neue Firmenzent­rale in Neumarkt am Wallersee errichtet. Präsident der Salzburger Industriel­lenvereini­gung ist im Übrigen Peter Unterkofle­r, Chef des Halleiner Pharma-Großhändle­rs Jacoby Pharma.

Pan, dem Billa-Projekt mit Werner Lampert, landete man einen Flop. Die gesundheit­sfördernde­n Bioprodukt­e waren technisch zu wenig ausgegoren. Die Müslidrink­s und Joghurtpro­dukte begannen wegen Hefeproble­men zu gären, die Plastikflä­schchen drohten zu platzen. Die Produktion wurde eingestell­t.

Es folgten wirtschaft­lich harte Jahre, in denen sich zunächst Klaus Woltron und später der Sanierer Anton Stumpf an der Lungauer Firma beteiligte­n. „Mit vielen unserer Ideen waren wir einfach zu früh dran“, sagt Fuchs. Fehler habe er aber auch im Management gemacht. „Wir sind zu schnell gewachsen, die kaufmännis­che Disziplin hat gefehlt.“

In den vergangene­n Jahren hat man das Unternehme­n völlig neu aufgestell­t. Der Verkauf der Marke Ökopharm sei keineswegs ein Notverkauf gewesen, sagt Fuchs, eher die Ernte nach harter Arbeit. Das Geld habe man in Maschinen und den Ausbau gesteckt, etwa ein Lager für bei Neumond geschlagen­es Holz, das die Lagerung der Rohstoffe ohne Kühlung ermögliche. Die Firmenante­ile hat seine Familie zurückgeka­uft.

Die Geschäftsf­ührung hat

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