Salzburger Nachrichten

Die EU-Ampel ist beschlosse­ne Sache: Sie blinkt schon zum Start orange-rot, aus Österreich kommt Kritik

- Sylvia Wörgetter

Kritik gleich am Anfang. Die Europaund Außenminis­ter der EU-Staaten haben am Dienstag erwartungs­gemäß die europaweit­e Corona-Ampel beschlosse­n. Wenn die EU-Karte in einigen Tagen online geht, wird Orange-Rot das Bild dominieren. Das fortschrei­tende Infektions­geschehen bedeutet, dass von Beginn an sehr viele Länder und Regionen als Risikogebi­ete eingestuft werden.

Das sorgt für Kritik bereits zum Start. Sie kommt unter anderem von Österreich­s EU-Ministerin Karoline Edtstadler (ÖVP), die sich im Rat der Stimme enthalten hat. Zwar wolle Österreich eine bessere Koordinier­ung, insbesonde­re bei Quarantäne- und Testvorsch­riften, betonte sie. Der

Vorschlag zur EU-Ampel stamme jedoch noch aus dem September. Daher sei er „bereits von der Realität überholt, da die Schwellenw­erte nicht mehr treffsiche­r genug sind“, erklärte sie. „Wenn alle Regionen rot sind, ist keine differenzi­erte Einschätzu­ng mehr möglich.“Auch die Vertreter von Luxemburg, Malta, Zypern und Bulgarien enthielten sich der Stimme.

Was also kann die Ampel? Sie bietet aufgrund gemeinsame­r, objektiver Kriterien einen Überblick über die Risikolage in der EU. Sie wird vom ECDC (Europäisch­es Zentrum für Seuchenprä­vention) auf Basis der Daten aus den EU-Staaten erstellt und jede Woche aktualisie­rt.

Was kann sie nicht? Das, was ursprüngli­ch von der EU-Kommission beabsichti­gt war, nämlich Reisebesch­ränkungen, Quarantäne- und Testvorsch­riften zu vereinheit­lichen. Es bleibt jedem EU-Land unbenommen, ob es über orange oder rote Gebiete Reisewarnu­ngen ausspricht – oder nicht. Bei der EUAmpel handelt es sich nur um eine Empfehlung für die Staaten, nicht um eine verpflicht­ende Vorschrift.

Wann schaltet die Ampel auf Rot? Wenn innerhalb der letzten 14 Tage 50 oder mehr Neuinfekti­onen je 100.000 Einwohner registrier­t wurden und die positiven Tests der vergangene­n Woche vier oder mehr Prozent ausmachen. Rot wird ein Gebiet auch, wenn es – unabhängig von der Positiv-Testquote – innerhalb der letzten 14 Tage zu mehr als 150 Infektione­n pro 100.000 Einwohner gekommen ist.

Wann kommt Orange? Wenn die Neuinfekti­onen unter 50 Fällen pro 100.000 Einwohner (in 14 Tagen) liegen, aber die positiven Tests (in einer Woche) vier oder mehr Prozent ausmachen. Auf Orange schaltet die Ampel auch, wenn die Positiv-Tests unter vier Prozent liegen, sich die Zahl der Neuinfekti­onen aber zwischen 25 und 150 bewegt.

Alles im grünen Bereich? Nur wenn in den 14 Tagen weniger als 25 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner gezählt wurden und die Rate der Positiv-Tests einer Woche unter vier Prozent liegt. In diesem Fall sollen Reisewarnu­ngen völlig ausgeschlo­ssen sein.

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