Salzburger Nachrichten

Prävention von Armut

- 5026 Salzburg

Zum SN-Artikel vom 9. Oktober „Corona trifft Arme besonders“:

Für all jene, die bereits vor Corona ihre Ausgaben durch das soziale Netz decken mussten, hat Corona kaum einen Einfluss auf die wirtschaft­liche Situation. Es ist aber nicht immer Corona, das zur wirtschaft­lichen Katastroph­e führt.

Oft ist es das viel zu späte Erkennen bzw. Nicht-erkennen-Wollen der laufenden Verarmung. Es gibt viele soziale Einrichtun­gen, die beraten und situations­spezifisch helfen können, aber sie werden nicht rechtzeiti­g wahrgenomm­en.

Ganz schlimm wird es, wenn es zur Delogierun­g kommt, wo bereits durch den Räumungsau­fschub Kosten entstehen, die den ursächlich geforderte­n Betrag verdoppeln können. Wird die Räumung zum Räumungste­rmin durch eine Teilzahlun­g verhindert, ändert das an der Gesamtford­erung oft wenig, da das Storno des Möbelwagen­s und die Rechtsanwa­ltskosten für die Ratenzahlu­ng in Rechnung gestellt werden. Trifft die Räumung zu, handelt es sich oft um alleinerzi­ehende Mütter, die dann, wenn nicht Freunde helfen, mit ihren Kindern auf der Straße stehen. Wir brauchen dringendst eine Prävention gegen Verarmung.

Vor allem gemeinnütz­ige, genossensc­haftliche Wohnungsve­rmieter sollten angehalten werden, sich bei Mietrückst­änden über die Situation des Mieters ein Bild zu machen, bevor man Rechtsanwä­lte und Gerichte einschalte­t. Außerdem sollten profession­ell helfende soziale Einrichtun­gen angeboten werden. So können bestimmt manche Rechtsanwa­lts- und Gerichtsko­sten vermieden und einem besseren Zweck zugeführt werden.

Wolfgang Pöhl,

Newspapers in German

Newspapers from Austria