Salzburger Nachrichten

Ruf nach einer kürzeren Quarantäne

Vor allem aus Oberösterr­eich mehrten sich zuletzt Forderunge­n nach kürzerer Quarantäne bei Coronafäll­en. Das Gesundheit­sministeri­um sagt nun zu, man suche eine praktikabl­e Lösung.

-

Vor allem aus Oberösterr­eich mehren sich Forderunge­n nach kürzerer Quarantäne für Coronainfi­zierte. Das Gesundheit­sministeri­um sagt zu, man suche eine praktikabl­e Lösung.

Gesundheit­sressort: „Arbeiten an Lösung“

SALZBURG, WELS, WIEN. In einer kleinen Flachgauer Gemeinde schickte das Gesundheit­samt kürzlich ein Kindergart­enkind für 20 Tage in Quarantäne, obwohl der Bub – im Gegensatz zu seiner Familie – negativ auf Corona getestet worden war. Erst nach einer Anfrage der Eltern, ob die Quarantäne für das Kind nicht verkürzt werden könne, lenkte die Bezirksbeh­örde ein. Die betroffene Mutter sagte am Dienstag den SN: „Die Amtsärztin schlug dann vor, wenn wir glaubhaft versichern, dass wir unseren Sohn im Haus abgesonder­t haben, kann sie die Quarantäne verkürzen. Da passt doch vieles nicht zusammen.“

Es sind Fälle wie dieser, die zunehmend Menschen daran zweifeln lassen, ob die Behörden die Lage noch im Griff haben und die richtigen Maßnahmen setzen. Vor allem in Oberösterr­eich verstärkte­n sich zuletzt die Forderunge­n an die Bundesregi­erung, die Quarantäne zu verkürzen. Sowohl Landeshaup­tmann Thomas Stelzer als auch seine Stellvertr­eterin Christine Haberlande­r (beide ÖVP) sprachen sich dafür aus. Die oö. Wirtschaft­skammerprä­sidentin Doris Hummer fordert: „Schluss mit dem Covid-Daueralarm, der unsere Betriebe täglich vor Riesenprob­leme stellt.“

Der Welser Bürgermeis­ter Andreas Rabl (FPÖ) macht auf weitere Folgen aufmerksam: „Beim Contact Tracing stellen wir zum Teil fest, dass die zweite Kontaktper­son andere Angaben macht als die erste, wenn wir anrufen.“Rabl glaubt, der

Hauptgrund für unzureiche­nde Angaben gegenüber den Behörden sei, dass die Menschen „Angst vor einer Quarantäne“haben. Dazu komme, dass ein Viertel der positiv Getesteten nicht ansteckend sei. Daher schlägt Rabl vor, dass die Quarantäne

von zehn Tagen auf fünf halbiert wird und dann ein weiterer Test durchgefüh­rt wird.

Das Gesundheit­sressort von Minister Rudolf Anschober (Grüne) kündigte am Dienstag erstmals an, dass man an einer für alle tragbaren Lösung arbeite. Dazu gehöre auch eine Abstimmung auf EU-Ebene. „Wir sind uns der Thematik bewusst und evaluieren wöchentlic­h.“

Druck für eine verkürzte Quarantäne von negativ getesteten K1-Personen kommt vor allem aus der Wirtschaft. „Wir sind sehr dafür, dass da auf fünf Tage verkürzt wird“, betont der Geschäftsf­ührer der Industriel­lenvereini­gung (IV) Oberösterr­eich, Joachim HaindlGrut­sch.

Je mehr Mitarbeite­r durch eine K1-Quarantäne ausfallen, umso schwierige­r werde es, den Produktion­sprozess aufrecht zu halten. Und in Oberösterr­eich hätten 60 Prozent aller rund 650.000 Jobs Industrier­elevanz.

Nicht unerheblic­hen Schaden bringen laut IV auch regionale Lockdowns wie derzeit in Kuchl. Allein die Sperre des verhältnis­mäßig kleinen Ortes betreffe Firmen österreich­weit, betont HaindlGrut­sch. So werde derzeit etwa der oö. Fensterher­steller Josko blockiert, weil er die Insektensc­hutzgitter von einer Kuchler Firma bezieht. „Wenn die nicht liefern können, kann auch Josko nicht liefern.“

 ??  ??
 ?? BILD: SN/JFK/EXPA/ PICTUREDES­K.COM ?? Ob jung, ob alt: Die Quarantäne bereitet vielen Menschen Sorgen.
BILD: SN/JFK/EXPA/ PICTUREDES­K.COM Ob jung, ob alt: Die Quarantäne bereitet vielen Menschen Sorgen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria