Salzburger Nachrichten

Promi-Tage im Ibiza-Ausschuss

Benko, Pierer, Haselstein­er: Die Namen jener, die diese Woche über Parteienfi­nanzierung Auskunft geben sollen, sind schillernd. Indes sorgt eine anonyme Anzeige für Verstimmun­g.

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Während am Dienstag abermals das Thema Glücksspie­l rund um den Konzern Novomatic (Strache: „Novomatic zahlt alle“) auf dem Tapet stand, widmet sich der Ibiza-U-Ausschuss am Mittwoch und Donnerstag der Parteienfi­nanzierung abseits von Novomatic. Neben den ÖVP-Großspende­rn Klaus Ortner und KTM-Chef Stefan Pierer ist Immobilien­investor René Benko geladen, am Donnerstag der Bauindustr­ielle und Neos-Großförder­er Hans Peter Haselstein­er.

Benko und Haselstein­er waren von Ex-FPÖ-Parteichef Strache im Ibiza-Video in unterschie­dlichen Zusammenhä­ngen genannt worden. Über Benko meinte Strache im Sommer 2017 (die FPÖ war damals noch in Opposition), jener zahle „die ÖVP und uns“. Der Investor wies die Aussagen Straches ebenso entschiede­n zurück wie alle anderen Industriel­len, mit deren großzügige­r Unterstütz­ung Strache vor der mutmaßlich­en Oligarchen­nichte geprahlt hatte: etwa der Waffenindu­strielle Gaston Glock oder Milliardär­in Heidi Horten. Bei Glocks Frau, Kathrin Glock, und bei Benko hat Strache übrigens noch kurz vor Veröffentl­ichung des Videos im Mai 2019 angerufen. Benkos Immobilien-Holding Signa hat das bestätigt. Strache habe angegeben, dass eventuell „missverstä­ndliche Äußerungen und haltlose Behauptung­en“publik würden, hieß es von Signa. Strache selbst hat seine Aussagen

nachher zurückgeno­mmen. – In den Spendenlis­ten der ÖVP taucht Benko nicht auf, wiewohl er guten Kontakt zu Bundeskanz­ler Sebastian Kurz pflegt. Unter die Lupe nehmen wollen die Mandatare daher auch große Immobliend­eals im türkis-blauen Umfeld. So wird etwa der Kauf des Leiner-Hauses in der Wiener Mariahilfe­r Straße durch Benko um die Jahreswend­e 2017/18 zur Sprache kommen.

Hans Peter Haselstein­er wiederum war im Ibiza-Video Thema, weil Strache meinte, dass dessen Strabag keine Staatsauft­räge mehr bekommen würde, hätte die FPÖ das Sagen. Vor dem Ausschuss dürfte Haselstein­er allen voran von der ÖVP zu seinen Parteispen­den an die Neos befragt werden.

Zu Großspende­n an die ÖVP, etwa im Wahljahr 2017, wird am Mittwoch KTM-Chef Stefan Pierer befragt. Das hat zwar nichts mit Ibiza zu tun, aber der U-Ausschuss beschäftig­t sich ja mit der „mutmaßlich­en Käuflichke­it der türkis-blauen Bundesregi­erung“insgesamt.

Indes wird der Ton unter den Abgeordnet­en im U-Ausschuss rauer. ÖVP-Mandatar Wolfgang Gerstl machte am Dienstag eine anonyme Anzeige publik. Darin wird unter anderem den Fraktionsf­ührern Nina Tomaselli (Grüne), Kai Jan Krainer (SPÖ) und Stephanie Krisper (Neos) vorgeworde­n, dass sie am 30. Juli im grünen Klub mit Ex-Novomatic-Geschäftsp­artner Peter Barthold zusammenge­kommen seien, um sich für seine Aussage gegen Novomatic vor dem U-Ausschuss abzusprech­en. Die konterten mit: „Billiges Ablenkungs­manöver.“Übrigens: Der umstritten­e Ausschussv­orsitzende Wolfgang Sobotka (ÖVP) hatte am Dienstag den Vorsitz gar nicht inne: Grund: Befangenhe­it. Die Großnichte von Novomatic-Gründer Johann Graf und Ehefrau von Novomatic-Aufsichtsr­at Bernd Oswald war geladen. Sie arbeitete in Sobotkas Zeit als Innenminis­ter in seinem Kabinett (bis Anfang 2020 auch in dem von Karl Nehammer). Die Parteien wollten mit ihren Fragen die Verquickun­g von ÖVP und Glücksspie­lbranche aufzeigen.

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BILD: SN/APA/HANS KLAUS TECHT René Benko

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