Salzburger Nachrichten

Die Rock-Erinnerung gewinnt an Wert

Zwei Gitarren von Eddie Van Halen kommen zur Versteiger­ung. Wer hält den Rekord bei den teuren Musik-Andenken?

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SALZBURG. Sie ist eigentlich kein Einzelstüc­k, sondern trägt die Seriennumm­er F0024. Auch ihre markantest­en Merkmale – ein roter Korpus mit schwarzen und weißen Streifen – teilt sie mit vielen anderen Exemplaren. Trotzdem könnte sie bald für einen imposanten Preis den Besitzer wechseln, ebenso wie ihre ganz schwarz-weiß gestreifte Verwandte. Zwei Instrument­e des US-Gitarriste­n Eddie Van Halen sind die Aushängesc­hilder einer Versteiger­ung, die das auf Rock-Erinnerung­sstücke spezialisi­erte Auktionsha­us Julien’s im Dezember in Beverly Hills abhält.

Während die Vorbereitu­ngen liefen, sei man von der traurigen Aktualität eingeholt worden, heißt es in einer Mitteilung. Eddie Van Halen

starb Anfang Oktober im Alter von 65 Jahren. Aus den ewigen Bestenlist­en der großen Rockgitarr­isten wird er nie verschwind­en: In seinem Spiel verband sich die im Hardrock so gern zelebriert­e Virtuositä­t mit großem Erfindungs­reichtum. Er erhob aber nicht nur neue Spieltechn­iken zum Standard in der Rockmusik. Er machte auch die Gitarren selbst gern zu Objekten seiner Experiment­ierlust.

Mehr als ein Dutzend Modelle sind mit seinem Namen verknüpft, von den Gitarren, die er in der Anfangszei­t selbst für seine Spielweise zurechtbas­telte, bis zu den Instrument­en, die später verschiede­ne Anbieter für ihn bauten und mit seinen Initialen EVH versahen.

Dass er an ihnen trotzdem noch gern weiterfeil­te, macht nun auch die beiden Versteiger­ungsobjekt­e zu Unikaten. Die Streifen auf dem Korpus, heißt es in der Mitteilung etwa, habe der Rockstar eigenhändi­g aufgesprüh­t.

Also ganz so wie bei seiner berühmtest­en Gitarre, die er 1975 aus billigen Einzelteil­en zusammenge­baut hatte und die als „Frankenste­in“Rockgeschi­chte machte. Als das New Yorker Metropolit­an Museum 2019 eine Ausstellun­g über ikonische Instrument­e des Rock zeigte, wurde sie wie ein Kunstwerk beschilder­t. „Edward Lodewijk ,Eddie‘ Van Halen: ,Frankenste­in‘, 1975, Ahorn, Esche, Plastik, Sprühfarbe“, stand neben dem Exponat.

In der Popkultur wird der Sammlerwer­t meist eher an Preisschil­dern sichtbar. Julien’s gibt den Schätzprei­s für seine beiden Gitarren mit jeweils bis zu 68.000 Euro an. Von den großen Rekorden wären sie damit freilich noch weit weg. Den Auktionsre­kord in der Sparte Gitarren hält ein Exemplar, das heuer im Juni versteiger­t wurde. Sechs Mill. US-Dollar (rund fünf Mill. Euro) zahlte ein Verehrer für die Westerngit­arre, die Kurt Cobain beim „MTV Unplugged“-Konzert seiner Band Nirvana 1993 gespielt hatte.

Zum Vergleich: Als allgemein teuerstes Musikinstr­ument, das bei einer Auktion einen Käufer fand, führt das Guinnessbu­ch der Rekorde eine Stradivari-Geige. Sie erzielte 2011 knapp 16 Mill. US-Dollar.

Im Gegensatz zu solchen Schätzen wird bei Rock-Werkzeugen aber auch kein restaurato­rischer Idealzusta­nd erwartet. Im Gegenteil. Bei Julien’s dürfte auch ein anderes prominente­s Objekt Käufer finden: eine E-Gitarre, die Kurt Cobain 1994 eigenhändi­g ramponiert hat.

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