Salzburger Nachrichten

„Eine sehr bittere Pille, wir sind schockiert“

Der Chef der Kabelkämpf­er akzeptiert die Entscheidu­ng. Gespräche über Parteigrün­dung laufen.

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Die Enttäuschu­ng ist groß. Fairkabler-Obmann Franz Fuchsberge­r will sich zurückzieh­en.

SN: Was sagen Sie zur Entscheidu­ng des Gerichtsho­fs? Franz Fuchsberge­r: Der Zeitpunkt kam für uns nicht überrasche­nd. Vom Inhalt sind wir natürlich vollkommen schockiert. Das ist eine sehr, sehr bittere Pille, die wir alle schlucken müssen. Technische­r Fortschrit­t wie moderne Erdkabel wird nur zur Gewinnmaxi­mierung bejubelt, aber nicht, wenn er dem Wohl von Bevölkerun­g, Natur und Landschaft dient. Das jahrzehnte­lange Lobbying der E-Wirtschaft hat gewirkt. Die Politik kann so weitermach­en wie bisher, mit einem Starkstrom­wegegesetz aus der Mitte des letzten Jahrhunder­ts.

SN: Akzeptiere­n Sie dieses Urteil jetzt?

Ja, wir akzeptiere­n es. Wir stellen die Proteste ein.

SN: Können Sie garantiere­n, dass es auch Ihre Mitstreite­r anerkennen?

Ich kann für gar niemanden etwas garantiere­n, nur für mich selbst. Der Verein Fairkabeln jedenfalls wird keinen organisier­ten Widerstand gegen die weiteren Bauarbeite­n leisten.

SN: Bleibt Ihnen eine allerletzt­e rechtliche Möglichkei­t?

Wir könnten uns theoretisc­h an den Europäisch­en Gerichtsho­f wenden. Gegen die Republik laufen Vertragsve­rletzungsv­erfahren der EU, unter anderem weil Österreich die Energiewir­tschaft von der Strategisc­hen Umweltprüf­ung ausnimmt. Das hätte aber keine aufschiebe­nde Wirkung. Etwas zu unternehme­n, nur um theoretisc­h recht zu bekommen, ist nicht meine Sache.

SN: Werden Sie die Aktivitäte­n von Fairkabeln nun einstellen und den Verein auflösen?

Das steht noch nicht fest. Die Abweisung unserer Einsprüche kam ja total unerwartet. Wir hatten viele Hinweise, dass das Erkenntnis für uns positiv ausfallen würde. Aber die haben sich als Ente herausgest­ellt. Der Verein ist ursprüngli­ch zwar an der Salzburgle­itung entstanden, aber wir haben uns österreich­weit für Verkabelun­gen eingesetzt. Kann sein, dass das fortgeführ­t wird und die Marke bestehen bleibt.

SN: Haben Rechtsvert­reter der Bürgerinit­iativen falsche Hoffnungen geweckt?

Nein, das glaube ich nicht. Sie haben getan, was Rechtsvert­reter tun. Ein gewisser Zweckoptim­ismus gehört dazu. Denen mache ich keinen Vorwurf.

SN: Treten Sie zurück?

Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich werde beim nächsten Funktionär­smeeting meinen Rücktritt vorschlage­n.

SN: Was werden Sie tun, wenn diese Tätigkeit endet? Ich werde mein Philosophi­estudium an der Universitä­t Salzburg fortsetzen. Das war ja auf Eis gelegt. Und ich investiere in erfolgvers­prechende Tech-Start-upUnterneh­men, bringe meine Erfahrung und mein Know-how ein. Im Umfeld des Vereins wird viel über eine Parteigrün­dung geredet. Vor allem Türkis und Grün haben es verabsäumt, zu gestalten. Der Unmut darüber ist sehr groß. Dieser Ruf ist präsent. Ich wurde gefragt, würde das freundlich unterstütz­en, zum Beispiel auch Reden halten, stehe aber für kein Amt zur Verfügung.

Franz Fuchsberge­r (50)

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BILD: SN/ROBERT RATZER Die Fairkabler um Franz Fuchsberge­r müssen zusehen, wie die Bauarbeite­n an der 380-kV-Freileitun­g auf dem Heuberg voranschre­iten.

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