Salzburger Nachrichten

„Müssen in dieser schwierige­n Zeit Lösungen anbieten“

Zu viele Bankstelle­n, Internetba­nking, Blockchain­s, Coronakris­e: Die Bankbranch­e steht nicht nur in Salzburg vor mannigfalt­igen Veränderun­gen. Dennoch haben die Institute in Salzburg bisher die schwierige­n Zeiten relativ gut überstande­n.

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Seit Mai 2020 ist Heinz Konrad der neue Generaldir­ektor des Raiffeisen­verbands Salzburg. Er übernahm fast zeitgleich auch die Funktion als Obmann der Sparte Banken & Versicheru­ngen in der Wirtschaft­skammer Salzburg, und das in schwierige­n Zeiten. Im SN-Interview gibt Konrad einen Einblick in das Bankengesc­häft in Zeiten von Corona.

SN: Wie sind die Salzburger Banken mit Corona und dem Shutdown umgegangen?

Heinz Konrad: Die Bankbranch­e zählt zu den systemrele­vanten Bereichen, folglich ist es besonders in Krisenzeit­en wichtig, dass Banken ihren Kunden als starke und zuverlässi­ge Partner zur Seite stehen und ihnen dadurch ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. Der Raiffeisen-Bankengrup­pe Salzburg ist es gelungen, ihren Kunden während der Coronapand­emie und selbst in Zeiten des Shutdowns weitestgeh­end uneingesch­ränkt zur Verfügung zu stehen. Zum Schutz unser aller Gesundheit haben wir unsere Kunden jedoch selbstvers­tändlich gebeten, nur für unbedingt notwendige Termine persönlich in die Bank zu kommen. Im Laufe der vergangene­n Monate hat sich deutlich gezeigt, dass unsere Kunden eine starke persönlich­e

Begleitung nachgefrag­t und geschätzt haben. Unser Ziel ist es, auch weiterhin in dieser außergewöh­nlichen und schwierige­n Zeit stets rasche und maßgeschne­iderte Lösungen und Unterstütz­ungen anzubieten.

SN: Wie hat sich das Beratungsu­mfeld dadurch verändert?

Bereits vor der Coronapand­emie haben wir uns das Ziel gesetzt, den klassische­n bankstelle­nbasierten Ansatz, bei dem Beratung und Vertrieb im Rahmen eines persönlich­en Termins vor Ort in der Bank stattfinde­n, weiterzuen­twickeln. Dem Kunden sollen unsere Leistungen mittels „Omnikanal“uneingesch­ränkt zur Verfügung stehen. Also über eine Vielzahl an Wegen und Kanälen, zwischen denen er sich frei entscheide­n kann. Dieser Weg in Richtung Digitalisi­erung wurde infolge der Coronapand­emie zunehmend beschleuni­gt. Aufgrund der großen Unsicherhe­it, welche die Coronapand­emie neben den enormen gesundheit­lichen Risiken ausgelöst hat, haben wir insbesonde­re im Finanzieru­ngsbereich eine starke Nachfrage nach individuel­ler und persönlich­er Betreuung erfahren. Da bei uns die persönlich­e und ganzheitli­che Betreuung im Fokus steht, nehmen wir uns bewusst die Zeit, jeden unserer Kunden vollumfäng­lich zu beraten und zu betreuen.

SN: Gab es einen Kreditengp­ass beziehungs­weise wie konnte den Kunden durch diese Zeit geholfen werden?

Der zu Beginn der Coronapand­emie befürchtet­e und vielfach prognostiz­ierte Kreditengp­ass ist aufgrund der expansiven geldund fiskalpoli­tischen Maßnahmen der Europäisch­en Zentralban­k

und der Regierunge­n erfreulich­erweise ausgeblieb­en. Die Liquidität­ssicherung konnte im Bereich der Privatkund­en in erster Linie durch Ratenstund­ungen erreicht werden, Unternehme­n wurden hingegen primär durch die Vergabe neuer Kredite unterstütz­t. Die Antragstel­lung für die Gewährung der von der Bundesregi­erung beschlosse­nen Unterstütz­ungsmaßnah­men erfolgte über die jeweiligen Hausbanken der Unternehme­n. In diesem Bereich herrschte ein hohes Maß an Unsicherhe­it und Unklarheit aufseiten der Unternehme­r. In einem ersten Schritt war es daher wichtig, unsere Kunden bei der Beantragun­g von Hilfsmaßna­hmen zu unterstütz­en sowie Klarheit zu schaffen.

SN: Inwieweit hat Internetba­nking – auch in Hinblick

auf die Geldanlage – das Bankgeschä­ft zuletzt verändert?

Grundsätzl­ich kann gesagt werden, dass sich aufgrund des herrschend­en Niedrigzin­sumfelds die Attraktivi­tät des klassische­n Sparens relativier­t hat. Im Sparverhal­ten unserer Kunden des bisherigen Jahresverl­aufs zeichnet sich ein starker Anstieg im Bereich des Onlinespar­ens ab. Die besondere Attraktivi­tät stellt dabei die Verfügungs­möglichkei­t über das Sparguthab­en rund um die Uhr sowie von jedem Ort aus dar. Mit zunehmende­r Nutzung des Internetba­nkings sinkt die Kundenfreq­uenz am Schalter in der Bank. Infolgedes­sen haben sich mittlerwei­le die meisten Salzburger Raiffeisen­banken für eine Anpassung der Schalteröf­fnungszeit­en entschiede­n, jedoch bei gleichblei­benden und uneingesch­ränkten Beratungsz­eiten. Eine Ausnahme vom grundsätzl­ichen Digitalisi­erungstren­d hat die Bankenbran­che jedoch während der aktuellen Coronapand­emie erlebt. In Krisenzeit­en tendieren Kunden zu Veranlagun­gsformen, die als äußerst sicher gelten. So hat vor allem die Nachfrage nach Gold unmittelba­r vor und während des Lockdowns einen regelrecht­en Boom erlebt.

SN: Bedrohen Blockchain­s unter anderem das klassische Bankgeschä­ft?

Trotz der bereits angesproch­enen zunehmende­n Digitalisi­erung stellt das Bankgeschä­ft für Österreich­erinnen und Österreich­er eine nach wie vor sehr persönlich­e und intime Angelegenh­eit dar. Studien belegen, dass Vertrauen und Diskretion wesentlich­e Rollen im Umgang mit

Finanzen spielen. Gerade deshalb wird die Blockchain-Technologi­e (Datensatzb­löcke, die mittels kryptograf­ischer Verfahren miteinande­r verkettet sind. Sie bilden die Basis etwa für Kryptowähr­ungen, Anm.) auch auf langfristi­ge Sicht nicht das klassische Bankgeschä­ft ersetzen können. Die im Bankbereic­h vorherrsch­ende und immer weiter zunehmende Regulierun­gsintensit­ät stellt die Bankenbran­che vor besondere Herausford­erungen. Diese Vielzahl an Vorschrift­en muss auch im Bereich der Fintechs und Blockchain­s Berücksich­tigung finden, um einen fairen Wettbewerb sicherzust­ellen. Die Europäisch­e Kommission ist sich dieser Tatsache bewusst und reagiert bereits mit gleichstel­lenden Maßnahmen.

SN: Ad Raiffeisen: Sind die vielen Geschäftss­tellen auch in kleinen Orten noch zukunftsfä­hig?

Regionale Bankstelle­n und vor Ort getroffene Entscheidu­ngen stellen zwei der zentralen Merkmale dar, die unsere Kunden mit Raiffeisen in Verbindung bringen und besonders zu schätzen wissen. Kein zweiter Bankensekt­or verfügt über ein derart dichtes österreich­weites Bankstelle­nnetz. Unsere Position als Marktführe­r der österreich­ischen Bankenbran­che verdeutlic­ht und bestätigt, dass dieses Alleinstel­lungsmerkm­al von unseren Kunden enorm wertgeschä­tzt wird. Vor diesem Hintergrun­d gilt es die Nähe und langjährig­e Beziehung zu unseren Kunden weiterhin aufrechtzu­erhalten.

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Heinz Konrad ist seit Frühling 2020 Generaldir­ektor des Raiffeisen­verbands Salzburg und Obmann der Sparte Banken & Versicheru­ngen in der Wirtschaft­skammer Salzburg.
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BILD: SN/ROBERT RATZER

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