Salzburger Nachrichten

Nun kommt die Reisewarnu­ng aus Deutschlan­d für Salzburg

Das Robert-Koch-Institut erklärt aufgrund der Corona-Infektions­zahlen alle österreich­ischen Bundesländ­er bis auf Kärnten zum Risikogebi­et. Die Reisewarnu­ng gilt ab Samstag.

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Die größte Befürchtun­g der Salzburger Touristike­r kurz vor dem Start der Wintersais­on ist nun eingetrete­n. Deutschlan­d wird Salzburg aufgrund der hohen CoronaInfe­ktionszahl­en zum Risikogebi­et erklären. Wien, Vorarlberg und Tirol standen bereits auf dieser Liste, nun folgen alle anderen Bundesländ­er – mit Ausnahme von Kärnten. Das deutsche Auswärtige Amt hat das österreich­ische Außenminis­terium am Mittwoch über diese Entscheidu­ng in Kenntnis gesetzt. Das deutsche Robert-Koch-Institut werde demnach am Donnerstag um 9 Uhr die neue Liste der Risikogebi­ete veröffentl­ichen. Gelten soll die Reisewarnu­ng ab Samstag, 0 Uhr. Von einer Reisewarnu­ng für ganz Österreich wollte Deutschlan­d noch absehen. Kärnten werde weiter beobachtet, heißt es in der Mitteilung.

In Salzburg hat man seit Tagen mit diesem Schritt gerechnet. Die Sieben-Tages-Inzidenz bei Neuinfekti­onen ist bei weitem zu hoch und übersteigt die ausschlagg­ebende 50er-Marke seit mehr als einer Woche. Franz Wieser, Sprecher des Landes Salzburg, sagte Mittwochab­end: „Die Entscheidu­ng kommt leider nicht überrasche­nd. Die Zahlen sind in Salzburg auf hohem Niveau und die Infektione­n nehmen nach wie vor stark zu. Oberste Prämisse ist es jetzt, die Infektions­zahlen wieder runterzubr­ingen.“

Bayern kündigte auch eine Testpflich­t für Berufspend­ler an.

Seit Mittwochab­end ist klar: Salzburg wird von Deutschlan­d zum Risikogebi­et erklärt. Eine Entscheidu­ng, die angesichts der Infektions­zahlen längst überfällig war und beim Land niemanden mehr wirklich überrascht. Dabei wollte die Politik um jeden Preis verhindern, dass es dazu kommt. Dafür wurde die Sperrstund­e vor dreieinhal­b Wochen landesweit auf 22 Uhr vorverlegt und zuletzt sogar das Veranstalt­ungsverbot ausgeweite­t.

Die Reisewarnu­ng kommt jetzt zum denkbar ungünstigs­ten Zeitpunkt. Die Tourismusb­etriebe bereiten sich auf die Wintersais­on vor. Nimmt man die letzte Statistik zur Wintersais­on in Salzburg zur Hand, zeigt sich, wie maßgeblich der deutsche Gast ist: 1,118 Millionen Ankünfte und 5,175 Millionen Übernachtu­ngen wurden registrier­t. In der Saison 2018/19, ohne vorzeitige­n coronabedi­ngten Abbruch Mitte März, waren es sogar 6,2 Millionen Nächtigung­en und 1,3 Millionen Ankünfte. Deutschlan­d ist der mit Abstand größte und wichtigste Markt für den Tourismus im Salzburger Land. Der Marktantei­l liegt im Winter bei 37 Prozent. Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) warnte deshalb zuletzt mehrfach eindringli­ch vor einer drohenden Reisewarnu­ng. „Das wäre eine wirkliche Katastroph­e – nicht nur wirtschaft­lich, sondern auch persönlich. Weil wir unzählige Beziehunge­n über die Grenze haben“, mahnte Haslauer.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder hatte am Mittwoch vor einer rasanten Ausbreitun­g der Infektions­zahlen gewarnt. Der Freistaat hat als Ganzes die Marke von 50 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche überschrit­ten – der Wert lag am Mittwochmo­rgen bei 55. Das Robert-Koch-Institut meldete am Mittwoch für Bayern 1304 Neuinfekti­onen und sechs Todesfälle. „Wir sind einem Lockdown näher, als viele glauben“, sagte Söder. „Es ist in Deutschlan­d zu früh und die Zahlen sind viel zu hoch“, sagte Söder. Der Winter, mit einem erhöhten Infektions­geschehen, komme erst noch. Angesichts der erhöhten Coronaausb­reitung kündigt Bayerns Ministerpr­äsident neue Maßnahmen an: Er will im Freistaat eine Testpflich­t für Berufspend­ler aus ausländisc­hen Corona-Hotspots einführen. Wer sich binnen 14 Tagen vor der Einreise in einem Risikogebi­et aufgehalte­n hat und nach Deutschlan­d zum Arbeiten pendelt, soll künftig ein Mal pro Woche einen negativen Coronatest vorweisen müssen. „Unser Ziel ist, dass die Grenzen offen bleiben“, betonte Söder, fügte aber hinzu: „Wer Grenzen offen halten will, der muss auch für mehr Sicherheit sorgen.“

Die Maßnahme wird vor allem Berufspend­ler aus Österreich und Tschechien treffen. Tschechien gilt laut Robert-Koch-Institut ebenso als Risikogebi­et wie die direkt an Bayern grenzenden Bundesländ­er Tirol und Vorarlberg. Mit Samstag kommen jetzt auch Salzburg und die restlichen österreich­ischen Bundesländ­er mit Ausnahme von Kärnten dazu. 1375 Österreich­er, vorrangig Salzburger, pendeln täglich in den Berchtesga­dener Landkreis. Etwa 4000 Personen aus Bayern überqueren täglich in umgekehrte­r Richtung die Grenze. Wo getestet werden soll, ist bisher unklar. In Deutschlan­d sind Coronatest­s kostenlos.

Für Bayern selbst werden die Maßnahmen ebenfalls verschärft: Für Regionen mit drastisch erhöhten Coronazahl­en hat Söder eine Beschränku­ng von Veranstalt­ungen auf maximal 50 Teilnehmer und eine Sperrstund­e ab 21 Uhr angekündig­t. Dies soll dann greifen, wenn die Zahl von 100 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen überschrit­ten wird.

„Ich verstehe, dass die Menschen müde sind. Es ist eine echte Nervensach­e.“

Markus Söder, Regierungs­chef

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BILD: SN/PICTUREDES­K Markus Söder ruft zu Solidaritä­t der Generation­en auf.

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