Salzburger Nachrichten

Prahlerei und Vergesslic­hkeit

Warum seine Frau, seine Sekretärin und die Abgeordnet­en René Benko den gleichen Vorwurf machen. Und warum KTM-Chef Pierer von der Höhe seiner Spende an die ÖVP überrascht war.

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WIEN. An die Erinnerung­slückenorg­ie von Gernot Blümel im IbizaU-Ausschuss kam der Immo-Großinvest­or René Benko am Donnerstag nicht heran. Aber auch in seiner recht zähen U-Ausschuss-Befragung hieß es am Mittwoch Dutzende Male „dazu habe ich keine Erinnerung“oder „dazu habe ich keine Wahrnehmun­g“. Auf sein offensicht­lich nicht besonders ausgeprägt­es Erinnerung­svermögen angesproch­en, versetzte Benko lässig: „Den Vorwurf machen mir meine Sekretärin und meine Frau auch immer, dass ich oft etwas vergesse.“

Zu Beginn seines Auftritts wirkte Benko, der sich vor Antworten oft lange mit seinem Anwalt beriet, noch weniger locker: In seiner penibel vorgelesen­en Stellungna­hme wies er darauf hin, dass seine Unternehme­nsgruppe national wie internatio­nal Berührungs­punkte mit der Politik habe. Er betonte auch, keine Geschäftsf­ührungs- oder Vorstandsf­unktion in seinen Firmen mehr innezuhabe­n. Letzteres wiederholt­e er im Laufe seiner Vernehmung wieder und wieder.

Die Aussagen im Ibiza-Video, dass Benko „der ÖVP und uns“zahle, hat Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im Vorjahr zurückgeno­mmen. Sie waren nur mehr in den ersten Fragen Thema. Strache habe offenbar in Feierlaune nicht gewusst, wie weit seine „Prahlerei“gehe, sagte Benko, der mehrmals darauf hinwies, dass weder er noch seine Unternehme­nsgruppe an Parteien oder auch nur parteinahe Vereine gespendet hatten. Einen im Ibiza-Video erwähnten Besuch Straches auf seiner Yacht „Roma“stellte Benko nicht in Abrede. „Er ist mit seiner Familie vorbeigeko­mmen.“

Konkrete Hinweise auf Spenden seitens Benko und seiner Firmen haben die Abgeordnet­en in den Ausschussa­kten offenbar nicht gefunden. Bei den Fragen ging es vor allem um Kontakte mit Politikern und Renditen bei Immobilien­käufen im öffentlich­keitsnahen Bereich. Erneut behinderte­n Themensprü­nge, Soft-Fragen der ÖVPAbgeord­neten und endlose Geschäftso­rdnungsdeb­atten ein Fortkommen der Untersuchu­ng.

Lange Geschäftso­rdnungsdeb­atten prägten auch die Befragung von KTM-Chef Stefan Pierer. Er steht zur Spende von 437.000 Euro an die Kurz-ÖVP im Wahlkampf 2017. Er sei selbst auf Sebastian Kurz, dessen Politik ihm gefallen habe, zugegangen. Pierer sagte zu, das Ergebnis einer Crowdfundi­ng-Aktion zu verdoppeln, habe aber, wie er erklärte, nur mit einem Betrag von 100.000 Euro gerechnet. Der Unternehme­r stellte einen möglichen Zusammenha­ng der Spende mit dem von Türkis-Blau in der Folge eingeführt­en 12-Stunden-Tag entschiede­n in Abrede.

Auch um die Frage, ab wann Pierer wusste, dass er auf einer „Abschleich­erliste“aufgeschie­nen sei, weil er einen Millionenb­etrag aus Liechtenst­ein abgezogen hatte, entspann sich eine Debatte der Mandatare. Laut Pierer hat es sich nur um die korrekt versteuert­e Auszahlung einer Lebensvers­icherung gehandelt.

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BILD: SN/APA/HELMUT FOHRINGER Der öffentlich­keitsscheu­e Immo-Tycoon René Benko.

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