Mehr Lohn, keine fixe Prämie
Rasche Einigung beim Handels-KV: Die Mitarbeiter sollen 1,5 Prozent mehr Gehalt und Zuschläge bei den Silvesterarbeitszeiten bekommen. Die geforderte Corona-Prämie bleibt aber freiwillig.
Nach knapp elf Stunden haben sich Arbeitgeber und Gewerkschaft bereits in der ersten Verhandlungsrunde auf einen neuen Kollektivvertrag für die rund 415.000 Angestellten und 18.000 Lehrlinge im Handel geeinigt. Die Gehälter und Lehrlingsentschädigungen steigen per 1. Jänner 2021 um 1,5 Prozent. Dies entspricht der durchschnittlichen Inflationsrate der vergangenen 12 Monate.
Die von der Gewerkschaft geforderte Corona-Mitarbeiterprämie ist dagegen nicht Teil des neuen KV. Die Sozialpartner einigten sich allerdings auf eine Aufforderung an Betriebe, die es sich leisten können, eine Prämie in Höhe von 150 Euro auszuzahlen.
Die Ausgangslage in der Branche war diesmal besonders herausfordernd. Denn es waren gerade die – meist weiblichen – Mitarbeiter im
Lebensmittel- und Drogeriehandel, die die Grundversorgung in den Wochen des Lockdowns aufrechterhielten und die im täglichen Kundenkontakt besonders gefordert waren. Zugleich mussten der Textil-,
Schuh- und Kfz-Handel zum Teil massive Umsatzeinbußen hinnehmen. Die Arbeitgeberseite hatte bei den Verhandlungen daher in erster Linie mit dem Erhalt von Arbeitsplätzen argumentiert, die ohnehin unter Druck stehende Branche dürfe nicht zu sehr belastet werden. Die Gewerkschaft forderte dagegen eine faire finanzielle Abgeltung für das Engagement der Mitarbeiter in der Krise.
Es sei „heuer kein einfacher Weg“gewesen, sagte WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik nach dem Abschluss
der Verhandlungen vor Journalisten. Mit dem Abschluss könne man die „gewünschte Kaufkraft sichern“. Es gebe Signale von großen Handelsbetrieben, dass sie die freiwillige Corona-Prämie ausbezahlen wollen, sagte der Handelsobmann. Zudem hätten schon viele Betriebe Prämien bezahlt.
Auch die gewerkschaftliche Chefverhandlerin Anita Palkovich von der GPA-djp sprach von „großen Herausforderungen“. Die Gewerkschafterin verwies auch auf Änderungen im Rahmenrecht, die man erreicht habe. Bei überlangen Arbeitszeiten würden die Ruhezeiten verlängert und zu Silvester gebe es einen Zuschlag ab 13.00 Uhr. Diese Änderungen im Rahmenrecht treten bereits ab 1. Dezember in Kraft.
Eine Einigung bereits in der ersten Runde hatte es auch bei dem – in der Regel richtungsweisenden – Abschluss der Metaller vor einem Monat gegeben. Dort hatte man sich auf eine Erhöhung der Ist- und KV-Löhne um 1,45 Prozent geeinigt, samt einer Empfehlung an Betriebe, eine Coronaprämie von 150 Euro auszuschütten, wenn es die wirtschaftliche Lage erlaube.
„Viele haben schon Prämien bezahlt.“
Rainer Trefelik,
WKO-Handelsobmann
„Änderungen bei Ruhezeit und Zuschlag.“
Anita Palkovich, Gewerkschaft GPA