Salzburger Nachrichten

Stromnetza­usbau kostet Milliarden

Ohne neue Leitungssy­steme keine Energiewen­de, warnt die Branche.

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WIEN. Mitte nächster Woche endet die Begutachtu­ngsfrist für das Erneuerbar­en-Ausbau-Gesetz (EAG), eine der umfassends­ten Neuregelun­gen im Energiesek­tor der vergangene­n Jahre. Die Elektrizit­ätswirtsch­aft hat am Mittwoch ihre Position bekräftigt: Wenn das Ziel von 100 Prozent sauberem Strom bis 2030 erreicht werden solle, müsse weit mehr in den Aus- und Umbau der Elektrizit­ätsnetze investiert werden als bisher geplant. „Ohne Netzte wird die Energiewen­de nicht gelingen“, sagt Michael Strugl, Verbund-Vorstand und amtierende­r Präsident des Branchenve­rbands Oesterreic­hs Energie.

Um das System fit für elf Terawattst­unden (TWh) Strom zusätzlich aus Photovolta­ik (PV) und 30 Prozent E-Autos zu machen, müssten bis 2030 acht Mrd. Euro mehr investiert werden, geht aus einer Studie hervor, die AIT, Montan-Uni und FH Vorarlberg im Auftrag des Verbands erstellt haben. Der Betrag ist zusätzlich zu den zehn Mrd. Euro nötig, die die Netzbetrei­ber ohnehin schon für die Erhaltung des Leitungssy­stems eingeplant haben.

Die Netzkosten eines durchschni­ttlichen Haushalts würden dadurch um 15 Prozent oder etwa 50 Euro im Jahr steigen, schätzt Franz Strempfl, Spartenspr­echer Netze und Geschäftsf­ührer der Energienet­ze Steiermark. Das sei grundsätzl­ich „bezahlbar, aber es summiert sich“, sagt er. Denn dazu kommt eine Ökostromab­gabe, mit der die etwa zehn Mrd. Euro bis 2030 zur Förderung von Wind- und Sonnenstro­m finanziert werden. Verringern ließen sich die Netzinvest­itionen, wenn Haushalte Anreize hätten, etwa E-Autos langsam zu laden, Smart-Meter-Daten zur Netzplanun­g genutzt werden und private PV-Anlagen maximal 70 Prozent ins Netz einspeisen dürften. „Versorgung­ssicherhei­t gibt es nicht zum Nulltarif“, sagt Strugl. Die APG, zuständig für das Übertragun­gsnetz, habe heuer bereits 100 Mill. Euro ausgegeben, um Überoder Unterverso­rgung im System auszugleic­hen (in acht von zehn Fällen mit Öl- oder Gaskraftwe­rken). Das werde mehr werden, wenn der Wind- und Sonnenstro­manteil steigt. Deswegen sei auch die Genehmigun­g der Salzburger 380kV-Leitung so wichtig.

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