Salzburger Nachrichten

625.000 Euro im Monat für Coronatest­s

Derzeit werden in Salzburg täglich rund 1200 Personen auf SARS-CoV-2 getestet. Behörden haben Mühe, mit der Krankheit Schritt zu halten.

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Das Land Salzburg hat seine Testfreque­nz mit dem Anstieg der Infektions­zahlen erhöht. Im Sommer wurden täglich rund 500 Tests an die AGES gemeldet, im September waren es bereits 1000. Der Zahlenspru­ng hat zwar auch damit zu tun, dass zuvor private Tests nicht gemeldet wurden. Aber auch seit der Umstellung der gemeldeten Tests stieg die Zahl weiter an: Derzeit liegt man laut Landesstat­istik bei rund 1200 Tests am Tag.

Für die behördlich­en Tests geht das Land finanziell in Vorleistun­g, das Geld holt man sich aber vom Bund zurück. Die Rückzahlun­g komme tranchenwe­ise, man gehe aber davon aus, dass für das Land keine Kosten entstünden, heißt es aus dem Büro von LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP). 625.000 Euro gab das Land im September für Coronatest­s aus. Die Auswertung eines Tests koste 80 Euro. Dazu kämen noch Personalko­sten und Transport.

Bei den Tests halte sich das Land derzeit streng an die Strategie des Bundes, heißt es. Zusätzlich­e Screenings wie jene in Seniorenwo­hnhäusern würden über die AGES abgewickel­t. Die Tests in touristisc­hen Betrieben laufen über das Ministeriu­m.

Der rasante Anstieg der Infektions­zahlen vor allem im Tennengau fordert indes die Behörden. Dass es dabei auch zu Fehlern und Ungemach kommen kann, schildert der Vater eines Schulkinds den SN. Am Montag vor zwei Wochen war sein Sohn von der Schule nach Hause geschickt worden, weil ein Mitschüler positiv auf das Coronaviru­s getestet worden war. Am

Donnerstag zuvor waren die beiden nebeneinan­der gesessen.

Der Sohn wurde als Kontaktper­son der Kategorie 1 unter Quarantäne gestellt. Für die restliche Familie hatte dies vorerst behördlich keine Auswirkung­en. Der Vater entschied sich dennoch dazu, von zu Hause aus zu arbeiten, da er nicht wusste, ob sich sein Sohn angesteckt hatte und die Krankheit somit schon in die Familie getragen worden war.

Am Mittwoch kam dann der behördlich­e Bescheid für den Sohn: Er sei lediglich Kontaktper­son der Kategorie 2 und könne in die Schule gehen. Das verwundert­e den Vater, da der Sohn ja den ganzen Tag neben einem infizierte­n Kollegen gesessen hatte. Ein Telefonat bei der Behörde ergab, dass der Bescheid des Sohnes vertauscht worden sei und er doch unter Quarantäne stehe.

Getestet wurde der Sohn erst am Donnerstag – eine Woche nach dem Kontakt. „Der Rest der Familie ist vielleicht infiziert und hätte sich in der Zeit frei bewegen können und andere Menschen anstecken“, schildert der Vater.

Die Situation rund um die Arbeit der Behörden thematisie­rte auch LH Wilfried Haslauer am Mittwoch. Die Verfolgung der Kontakte sei fordernd. Das Personal werde laufend aufgestock­t. Im Pongau etwa seien mehr als zehn Personen über AMS und das Bundesheer zugeteilt worden. „Trotzdem gibt es immer wieder den einen oder anderen Fall, bei dem es Verzögerun­gen gibt. Wir bitten, das auch zu thematisie­ren, damit wir unser System verbessern können.“

Primäres Ziel sei, positiv getestete Personen unter Quarantäne zu stellen und gemeinsam mit diesen die Kontaktper­sonen zu ermitteln. „Die schriftlic­he Aufarbeitu­ng kann dann etwas länger dauern.“Bei den Tests habe man mittlerwei­le das System adaptiert, um schneller Ergebnisse zu bekommen. So würden die Proben von den Labors vier Mal am Tag an sieben Tagen der Woche abgeholt, sagt Haslauer.

Häufig kritisiert wurde zuletzt, dass das Land Salzburg seine hohen Infektions­zahlen durch eine große Zahl an Tests künstlich herbeiführ­e. Dem widerspric­ht die Rate an positiven Tests: Diese steigt ebenfalls kontinuier­lich und liegt derzeit österreich­weit bei 8,4 Prozent. Im Sommer lag der Wert bei unter zwei Prozent.

„Wir halten uns bei Tests an die Strategie des Bundes.“

Christian Stöckl, LH-Stv.

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BILD: SN/ROBERT RATZER 80 Euro kostet die Auswertung eines Coronatest­s. Das Geld holt sich das Land vom Bund zurück.
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