Dieses Fohlen reist von Lessach nach Los Angeles
Zehn Tage wird SchwarzflecktigerNoriker Herrick Vulkan XIX. unterwegs sein, bevor er sein neues Zuhause in den USA erreicht.
Ein bisschen Wehmut war schon dabei, als am Dienstag ein großer Pferdetransporter beim Trattner-Bergbauernhof der Familie Winkler in Lessach hielt. Denn dann hieß es Abschied nehmen von Herrick Vulkan. Mit seiner weißen Fellfarbe und den dunklen Flecken darauf hat der heuer am 30. März geborene Hengst das Herz seiner neuen Besitzerin schon im Sommer erobert. „Er wurde schon im Juli verkauft, wir haben ihn jetzt noch so lange am Hof behalten, bis er sechs Monate und damit alt genug für die Reise ist“, berichtet Elisabeth Winkler.
Zehn Tage wird Herrick Vulkan unterwegs sein, ehe er bei seiner neuen Besitzerin ankommen wird. Zunächst reiste das Hengstfohlen per Transporter in die Niederlande, wo das Tier bis zum Abflug für einige Tage eingestellt wird. Am 27. Oktober geht es dann vom Flughafen Lüttich in Belgien auf einem zwölf-Stunden-Flug direkt nach Los Angeles. Nach einer dreitägigen Quarantäne darf Herrick Vulkan dann endlich sein neues Zuhause, das etwa vier Autostunden von Los Angeles entfernt liegt, betreten. Der Transport kostet rund 12.000 Euro. Das ist mehr als der Verkaufspreis, den Elisabeth Winkler für das Hengstfohlen erzielt hat, aber nicht nennen will.
Bis zum Vorjahr habe es in den USA überhaupt keinen Noriker gegeben, sagt die Pferdezüchterin. Das Hauptzuchtgebiet dieser Rasse sei Salzburg. Heuer sei schon einmal ein weißgeborener Noriker in die USA geflogen worden – auch er stamme aus Salzburg, allerdings aus einem anderen Zuchtbetrieb. Herrick Vulkan werde der erste Schwarzflecktiger-Noriker in den USA, sein berichtet die Pferdezüchterin nicht ohne Stolz. Elisabeth Winkler ist mit Norikern groß geworden.
„Mein Vater hat 65 Jahre lang Noriker gezüchtet – zuerst zum Fuhrwerken und zum Holzziehen, später dann, damit wir Touristen auf Pferdeschlitten ziehen konnten. Dabei waren die Tiger immer die sportlicheren, die schnelleren und sie hatten auch die Sympathien der Touristen auf ihrer Seite“, erinnert sich die Bäuerin. Die Liebe zu den Pferden hat sie von ihrem Vater geerbt. Ihre Noriker-Zucht betreibt sie neben dem Fleckvieh- und Milchbetrieb auf ihrem Hof. Momentan habe sie drei Noriker-Zuchtstuten und in den letzten Jahren immer auch einen Tigerschecken unter den Fohlen erzielt. „Heuer waren es erstmals zwei Fohlen“, sagt sie. Das sei nicht selbstverständlich, dazu brauche es viel Glück. Denn: Paare man zwei Tigerschecken, dann könne dabei – farblich betrachtet – vom Rappen über einen Braunen bis zum Fuchs alles herauskommen. Seit etwa drei Jahren versuche sie ihre Fohlen auch über das Internet zu vermarkten. So sei auch die USamerikanische Züchterin auf sie und den Norikerhengst aufmerksam geworden.
Dass es Herrick Vulkan bei seiner neuen Besitzerin gut gehen wird, davon ist Elisabeth Winkler überzeugt. „Sie hat mir erzählt, dass sie mit 13 Jahren von ihren Großeltern ein Pferdebuch zu Weihnachten bekommen hat. Darin geht es um die Pferderassen – und beim Lesen hat sie sich in die Noriker verliebt“, schildert die Lungauerin. Dennoch habe sie sich in den vergangenen Wochen schon viele Gedanken gemacht: „Wird er den Klimawechsel gut überstehen? Was ist mit den Spinnen und Schlangen, die es dort gibt? Auch die Bilder von den vielen Waldbränden gehen nicht spurlos an einem vorüber, wenn man weiß, dass man sein Fohlen demnächst dorthin schickt. Ich hoffe einfach nur, dass er gesund bleibt“, sagt die Lessacher Bergbäuerin. Und: Sie freue sich schon auf ein Foto von Herrick Vulkan auf der Ranch in Kalifornien.
„Unser Fohlen ist der erste SchwarzflecktigerNoriker in den USA.“
Elisabeth Winkler, Pferdezüchterin