Salzburger Nachrichten

Schneller im Kampf gegen Corona

Neue Coronatest­s liefern die Ergebnisse innerhalb weniger Minuten. Covid-19-Patienten können nun schneller behandelt werden. Die Schnelltes­ts haben aber ihre Tücken.

- ALFRED PFEIFFENBE­RGER

Im Kampf gegen das Coronaviru­s zählt das Tempo. Je schneller eine Infektion erkannt wird, umso früher kommt der Infizierte in Quarantäne, umso weniger Personen kann er anstecken. Mit Donnerstag macht Österreich hier einen großen Schritt. Niedergela­ssene Ärzte dürfen nun in ihren Praxen SARS-CoV2-Antigen-Schnelltes­ts durchführe­n. Weitere Anwendungs­bereiche sind Spitalsamb­ulanzen, Schulen sowie Alten- und Pflegeheim­e.

Bei Antigen-Tests werden NasenRache­n-Abstriche von medizinisc­hem Fachperson­al abgenommen. Man braucht zur Auswertung kein Labor mehr, das Ergebnis liegt innerhalb weniger Minuten vor. Bei einem positiven Test muss zusätzlich ein PCR-Test durchgefüh­rt werden. Dies deshalb, weil die AntigenTes­ts nicht so sicher sind wie die PCR-Tests. Bei ersten Untersuchu­ngen der Österreich­ischen Agentur für Ernährungs­sicherheit (AGES) wurde festgestel­lt, dass die Testergebn­isse zu 75 Prozent richtig sind. Im Unterschie­d zu PCR-Tests wird bei Antigen-Tests nicht das Erbgut des Virus nachgewies­en, sondern dessen Protein bzw. die Proteinhül­le.

Wolfgang Mückstein, Leiter des Primärvers­orgungszen­trums Medizin Mariahilf, hat in den vergangene­n drei Wochen in einem Probebetri­eb in seiner Praxis bereits rund 100 Patienten getestet. „Die Vorteile liegen auf der Hand, das Ergebnis ist in 15 Minuten da und der Abstrich ist einfach durchzufüh­ren“, berichtete er. Da Erkrankte meist nach zwei bis drei Tagen mit Symptomen zum praktische­n Arzt gingen, wären die Antigen-Tests bei diesen Personen zu mehr als 90 Prozent richtig, sagte der Mediziner. Dies deshalb, weil zu diesem Zeitpunkt die Viruslast vieler Infizierte­r besonders hoch sei.

In Wien sind Antigen-Tests bereits seit einem Monat im Einsatz, etwa bei der Corona-Teststraße auf der Donauinsel und in Pflegeheim­en. Die Erfahrunge­n: Nur innerhalb der ersten fünf Tage nach Symptombeg­inn seien die Ergebnisse zuverlässi­g.

Bei den Salzburger Landesklin­iken (SALK) hieß es, dass die Schnelltes­ts für das Krankenhau­s nicht infrage kommen. Zu diesem Schluss kam man nach internen Tests.

Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne) erwartet, dass die zusätzlich­en und schnellere­n Testung „uns viel Freude machen und mehr Tempo reinbringe­n werden“. Außerdem erwartet er sich durch die Testmöglic­hkeiten auch eine deutliche Entlastung, etwa für die Gesundheit­shotline 1450. Wichtig sei, dass „wir jetzt starten können in der klassische­n Herbstphas­e“mit Schnupfen und Co. Antigen-Tests sind nach Angaben Anschobers „ausreichen­d vorhanden“.

Susanne Rabady, Vizepräsid­entin der Österreich­ischen Gesellscha­ft für Allgemeinm­edizin und Mitglied im Coronakris­enstab, sagt: „Wir haben nun die Möglichkei­t, festzustel­len, ob ein Patient an Covid erkrankt ist oder an etwas anderem, wir müssen das entscheide­n können.“Ohne den Test seien Ärzte „relativ hilflos in der Differenzi­aldiagnost­ik.“So habe es beispielsw­eise bereits Patienten mit Rückenschm­erzen gegeben, bei denen der Coronatest positiv ausgefalle­n sei.

Für die Ärztekamme­r ist die neue Testmöglic­hkeit „eine gute Option“, wenn die Testungen freiwillig erfolgten und unter Rahmenbedi­ngungen, dass weder Gesundheit­spersonal noch andere Patienten angesteckt werden können, sagte Thomas Szekeres, Präsident der Österreich­ischen Ärztekamme­r. Die Testungen müssen nach telefonisc­her Voranmeldu­ng in eigenen Räumen und/oder zeitlich von anderen Patienten getrennt erfolgen. Das gehe auf dem Land viel einfacher, Abstriche könnten in Landarztpr­axen beispielsw­eise im Garten genommen werden, erläuterte Szekeres. „In Wien hat die Mehrheit der Kollegen Bedenken wegen zu kleiner Ordination­smöglichke­iten, diese befinden sich oft in Gemeindeba­uten“, sagte Szekeres. Dass sich Menschen etwa in Treppenhäu­sern gegenseiti­g anstecken, muss unbedingt vermieden werden. Deswegen gibt es in der Bundeshaup­tstadt Verhandlun­gen über Containerl­ösungen, die als Infektions­ambulanzen dienen und in denen Abstriche bei Patienten gemacht werden können. „Die ersten drei werden demnächst aufgestell­t werden“, kündigte der Ärztekamme­rpräsident an. Im Endausbau soll es in der Bundeshaup­tstadt 30 derartige Container geben. Betrieben werden sollen sie vom Ärztefunkd­ienst.

Anschober kündigte auch an, dass die neue Covid-Verordnung, mit der die von der Bundesregi­erung angekündig­ten Verschärfu­ngen der Anti-Corona-Maßnahmen, die am Freitag in Kraft treten sollen, am Donnerstag veröffentl­icht wird. Für Anschober ist somit „ausreichen­d Zeitabstan­d bis zum Inkrafttre­ten“gegeben, um sich vorzuberei­ten – gelten sollen die Verschärfu­ngen ab Freitag, 0.00 Uhr.

Ab dann dürfen indoor nur noch sechs Personen zusammenko­mmen, outdoor zwölf. Bei profession­ellen Veranstalt­ungen werden im Außenberei­ch noch 1500 Besucher zugelassen, drinnen 1000, das Tragen einer Mund-Nasen-Schutzmask­e ist verpflicht­end, Speisen und Getränke dürfen nicht ausgegeben werden. Viele Fragen und Details zu den Verschärfu­ngen sind bisher aber noch immer unklar.

„Die Vorteile der Tests liegen auf der Hand.“

Wolfgang Mückstein, Arzt

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