Schneller im Kampf gegen Corona
Neue Coronatests liefern die Ergebnisse innerhalb weniger Minuten. Covid-19-Patienten können nun schneller behandelt werden. Die Schnelltests haben aber ihre Tücken.
Im Kampf gegen das Coronavirus zählt das Tempo. Je schneller eine Infektion erkannt wird, umso früher kommt der Infizierte in Quarantäne, umso weniger Personen kann er anstecken. Mit Donnerstag macht Österreich hier einen großen Schritt. Niedergelassene Ärzte dürfen nun in ihren Praxen SARS-CoV2-Antigen-Schnelltests durchführen. Weitere Anwendungsbereiche sind Spitalsambulanzen, Schulen sowie Alten- und Pflegeheime.
Bei Antigen-Tests werden NasenRachen-Abstriche von medizinischem Fachpersonal abgenommen. Man braucht zur Auswertung kein Labor mehr, das Ergebnis liegt innerhalb weniger Minuten vor. Bei einem positiven Test muss zusätzlich ein PCR-Test durchgeführt werden. Dies deshalb, weil die AntigenTests nicht so sicher sind wie die PCR-Tests. Bei ersten Untersuchungen der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) wurde festgestellt, dass die Testergebnisse zu 75 Prozent richtig sind. Im Unterschied zu PCR-Tests wird bei Antigen-Tests nicht das Erbgut des Virus nachgewiesen, sondern dessen Protein bzw. die Proteinhülle.
Wolfgang Mückstein, Leiter des Primärversorgungszentrums Medizin Mariahilf, hat in den vergangenen drei Wochen in einem Probebetrieb in seiner Praxis bereits rund 100 Patienten getestet. „Die Vorteile liegen auf der Hand, das Ergebnis ist in 15 Minuten da und der Abstrich ist einfach durchzuführen“, berichtete er. Da Erkrankte meist nach zwei bis drei Tagen mit Symptomen zum praktischen Arzt gingen, wären die Antigen-Tests bei diesen Personen zu mehr als 90 Prozent richtig, sagte der Mediziner. Dies deshalb, weil zu diesem Zeitpunkt die Viruslast vieler Infizierter besonders hoch sei.
In Wien sind Antigen-Tests bereits seit einem Monat im Einsatz, etwa bei der Corona-Teststraße auf der Donauinsel und in Pflegeheimen. Die Erfahrungen: Nur innerhalb der ersten fünf Tage nach Symptombeginn seien die Ergebnisse zuverlässig.
Bei den Salzburger Landeskliniken (SALK) hieß es, dass die Schnelltests für das Krankenhaus nicht infrage kommen. Zu diesem Schluss kam man nach internen Tests.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) erwartet, dass die zusätzlichen und schnelleren Testung „uns viel Freude machen und mehr Tempo reinbringen werden“. Außerdem erwartet er sich durch die Testmöglichkeiten auch eine deutliche Entlastung, etwa für die Gesundheitshotline 1450. Wichtig sei, dass „wir jetzt starten können in der klassischen Herbstphase“mit Schnupfen und Co. Antigen-Tests sind nach Angaben Anschobers „ausreichend vorhanden“.
Susanne Rabady, Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Mitglied im Coronakrisenstab, sagt: „Wir haben nun die Möglichkeit, festzustellen, ob ein Patient an Covid erkrankt ist oder an etwas anderem, wir müssen das entscheiden können.“Ohne den Test seien Ärzte „relativ hilflos in der Differenzialdiagnostik.“So habe es beispielsweise bereits Patienten mit Rückenschmerzen gegeben, bei denen der Coronatest positiv ausgefallen sei.
Für die Ärztekammer ist die neue Testmöglichkeit „eine gute Option“, wenn die Testungen freiwillig erfolgten und unter Rahmenbedingungen, dass weder Gesundheitspersonal noch andere Patienten angesteckt werden können, sagte Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer. Die Testungen müssen nach telefonischer Voranmeldung in eigenen Räumen und/oder zeitlich von anderen Patienten getrennt erfolgen. Das gehe auf dem Land viel einfacher, Abstriche könnten in Landarztpraxen beispielsweise im Garten genommen werden, erläuterte Szekeres. „In Wien hat die Mehrheit der Kollegen Bedenken wegen zu kleiner Ordinationsmöglichkeiten, diese befinden sich oft in Gemeindebauten“, sagte Szekeres. Dass sich Menschen etwa in Treppenhäusern gegenseitig anstecken, muss unbedingt vermieden werden. Deswegen gibt es in der Bundeshauptstadt Verhandlungen über Containerlösungen, die als Infektionsambulanzen dienen und in denen Abstriche bei Patienten gemacht werden können. „Die ersten drei werden demnächst aufgestellt werden“, kündigte der Ärztekammerpräsident an. Im Endausbau soll es in der Bundeshauptstadt 30 derartige Container geben. Betrieben werden sollen sie vom Ärztefunkdienst.
Anschober kündigte auch an, dass die neue Covid-Verordnung, mit der die von der Bundesregierung angekündigten Verschärfungen der Anti-Corona-Maßnahmen, die am Freitag in Kraft treten sollen, am Donnerstag veröffentlicht wird. Für Anschober ist somit „ausreichend Zeitabstand bis zum Inkrafttreten“gegeben, um sich vorzubereiten – gelten sollen die Verschärfungen ab Freitag, 0.00 Uhr.
Ab dann dürfen indoor nur noch sechs Personen zusammenkommen, outdoor zwölf. Bei professionellen Veranstaltungen werden im Außenbereich noch 1500 Besucher zugelassen, drinnen 1000, das Tragen einer Mund-Nasen-Schutzmaske ist verpflichtend, Speisen und Getränke dürfen nicht ausgegeben werden. Viele Fragen und Details zu den Verschärfungen sind bisher aber noch immer unklar.
„Die Vorteile der Tests liegen auf der Hand.“
Wolfgang Mückstein, Arzt