Neuer Asterix: Troubadix singt Frieden herbei
Endlich bekommt der Barde Troubadix den Raum, der ihm gebührt. Und sein Gesang bringt sogar Frieden: Wer hätte das gedacht?
Ganz neues Abenteuer? Nein, nicht ganz neu ist das, was Asterix, Obelix und die unbeugsamen Gallier dieses Mal erleben. Doch bisher war „Der Goldene Hinkelstein“nicht als Heft und auch nicht in deutscher Sprache erschienen. Vor 53 Jahren war die Geschichte um einen Sängerwettstreit, nach dem Troubadix, sonst meist nur stumme Nebenfigur, von den Römern entführt wird, nur als Schallplatte erschienen. Story und Bilder stammen noch aus der Dichterfeder von René Goscinny und dem Zeichenstift von Albert Uderzo.
SALZBURG. „Nichts ist lustiger als die Römer“, sagt Obelix. So wird es sein. So ist es. Und so war es. Immer schon. Und also war es auch so im Jahr 1967. Aus diesem Jahr stammt der Satz von Obelix, auch wenn der Satz aus allen Jahren seit 1959 stammen könnte, in denen der Hinkelsteinlieferant mit Asterix in ein Abenteuer zog.
Es geht in den Karnuntenwald, der seit „Asterix bei den Goten“bekannt ist. Dort treffen sich jährlich die gallischen Druiden zum Zaubertrank-Wettmixen. Bisher unbekannt war, dass es dort auch ein jährliches Bardentreffen gibt. Und naturgemäß will Dorfbarde Troubadix daran teilnehmen und ist sicher, den Preis zu gewinnen. Troubadix singt? Bei einem Wettbewerb? Das ist so lustig wie die Römer. Es geht beim Songcontest im Wald um den Goldenen Hinkelstein. Und so heißt auch das Abenteuer der Asterix-Serie: „Der Goldene Hinkelstein“liegt seit Donnerstag stapelweise und frisch in Buchhandlungen und Zeitschriftenläden. Ganz neu!
Ganz neu? Nein, die Geschichte ist schon 53 Jahre alt. Sie stammt noch aus der Dichterfeder von René Goscinny und dem Zeichenstift von Albert Uderzo. Die beiden Erfinder von Asterix brachten damals „Le Menhir d’Or“, wie das Abenteuer im
Original heißt, heraus. Aber nicht als Heft, sondern als Schallplatte. Dazu gab es ein Begleitbuch. Es war eine Art Special in einem für die Asterix-Geschichte recht bedeutenden Jahr. Zwölf Jahre nachdem die unbeugsamen Gallier in der Zeitschrift „Pilote“erstmals aufgetaucht waren, wurden von einem Band – „Asterix als Legionär“– über eine Million Stück verkauft. Außerdem kam in diesem Jahr auch der erste Film in die Kinos. Die Schallplatte wurde schnell vergessen.
Das passt zur bekannt berüchtigten Sangeskunst der Hauptfigur dieser Geschichte. Auch den Gesang des Barden Troubadix möchte man nämlich schnell vergessen und dann kommt Automatix mit seinem Schmiedehammer und der Sänger wird gefesselt und geknebelt. „Die Jury besteht weder aus Banausen und Barbaren noch aus Schmieden und Hinkelsteinlieferanten. Ich bin es leid, ausgelacht zu werden“, sagt Troubadix, als er im Dorf zum Bardentreffen aufbricht. Dieses Mal rückt er wie selten zuvor in den Mittelpunkt.
Bisher war ihm – neben den üblichen Nichtauftritten beim Festbankett am Ende aller Abenteuer – einmal die Stimme weggeblieben („Asterix im Morgenland“) und einmal wurde er – in „Asterix als Gladiator“– entführt.
Mit diesem Wissen erweist sich „Der Goldene Hinkelstein“als Sammelsurium verschiedener Elemente, die in anderen Folgen der Serie schon vorkamen oder gar besser ausgebaut waren. Wegen eines bösen Missverständnisses wird Troubadix entführt. Eine Kohorte römischer Legionäre hört nämlich, wie er zu sich selbst sagt, dass er der „beste, größte und herrlichste aller Barden“sei. Und weil die Römer spinnen und kein einziges AsterixHeftl gelesen haben, glauben sie’s und schleppen Troubadix, den angeblich besten Barden, wie befohlen zu ihrem kunstsinnigen General (der aussieht wie Peter Ustinov als Kaiser Nero in „Quo vadis?“).
Entführung? Das erinnert nicht nur an Troubadix’ eigenes Schicksal in „Asterix als Gladiator“, sondern – noch dazu, da es im Karnuntenwald passiert – auch an den Lauf der Geschichte in „Asterix bei den Goten“, bei der Druide Miraculix entführt wird. Trotz des Einsatzes klassischer Elemente der Reihe kann „Der Goldene Hinkelstein“nicht als vollwertige, den anderen Bänden gleichwertige Folge gelten.
48 Seiten ist der neue Band dünn geworden. Seiten, die der Erinnerung geschuldet sind. Alle Zeichnungen wurde aus dem Originalbegleitheft genommen und zuletzt noch unter Aufsicht des im März verstorbenen Uderzo restauriert. Dennoch liegt hier eher ein Lückenfüller als ein großes Abenteuer vor. Der nächste richtige Band der neuen Gestalter, Texter Jean-Yves Ferri und Zeichner Didier Conrad, wird erst im Herbst 2021 erscheinen. Bis dahin taugt „Der Goldene Hinkelstein“
als feiner Zeitvertreib. Denn freilich sind bei allen Schwächen auch alle Elemente da, die jedes gute Asterix-Abenteuer braucht: Es geht auf Reisen und ein paar Römer, die spinnen wie immer, werden verdroschen. Und am Ende wird – wie sich das gehört – auch nicht gesungen. Fast nicht jedenfalls. Es herrscht Friede. Vorläufig. Dass dieser Friede herrschen kann, liegt erstaunlicherweise daran, dass Troubadix singen darf. Echt jetzt? Ja, aber nun Schluss mit dem Spoilern.