Hoteliers stehen vor der Frage: Durchhalten oder zusperren?
Mit der deutschen Reisewarnung droht dem heimischen Wintertourismus die größte Gästegruppe wegzubrechen. Auch die Niederlande verschärfen ihre Rückreisebestimmungen.
„Jetzt brennt der Hut“– so reagierte der Pinzgauer Hotelier Wilfried Holleis auf die Ausweitung der deutschen Reisewarnung. Seine beiden Hotels in Zell am See sind derzeit geschlossen. Ob er sie wie geplant am 5. Dezember wieder aufsperren wird, weiß er noch nicht. In Saalbach-Hinterglemm, wo deutsche Urlauber 48 Prozent der Wintergäste ausmachen, spricht der Geschäftsführer des Tourismusverbands, Wolfgang Breitfuß, von einer „Katastrophe“.
Dass Deutschland ganz Österreich mit Ausnahme von Kärnten am Samstag auf die Liste der Risikogebiete setzen wird, trifft den heimischen Tourismus mit voller Wucht. Dazu haben auch die Niederlande ihre Reisewarnung verschärft, wer aus Salzburg zurückkommt, muss in Quarantäne. „Für Hoteliers stellt sich die Frage: Soll ich aufsperren? Mit halber Kapazität? Erst später? Oder heuer gar nicht?“, sagt Hotellerie-Obfrau Susanne Kraus-Winkler. Klar sei: Das Loch, das die deutschen und holländischen Gäste in die Winterbilanz reißen werden, werden österreichische Gäste nicht füllen können. 37,4 Prozent der Nächtigungen im Winter entfielen zuletzt auf deutsche Urlauber, 9,6 Prozent auf Holländer, nur 21,7 Prozent auf Österreicher. Für Verwirrung sorgt die Ankündigung von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, Berufspendler zum Coronatest zu verpflichten.
Die Aussichten waren schon zuletzt keineswegs rosig. Nachdem Deutschland Donnerstag früh angekündigt hat, ganz Österreich mit Ausnahme von Kärnten auf die Liste der Risikogebiete zu setzen, liegen im heimischen Tourismus aber die Nerven blank. Dazu haben auch noch die Niederlande ihre Reisewarnung verschärft – jetzt müssen auch Einreisende aus Salzburg verpflichtend in Quarantäne. „Die Dramatik hat sich damit noch einmal deutlich verschärft“, sagt Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbands Hotellerie in der Wirtschaftskammer. „Ich führe schon den ganzen Tag Telefonate mit Betrieben, die jetzt vor der Entscheidung stehen: Soll ich aufsperren? Mit halber Kapazität? Erst später? Oder doch heuer gar nicht?“
„Für einen Hotelier gibt es derzeit nur zwei Möglichkeiten: Entweder du sperrst zu. Oder du versuchst, mit Kurzarbeit irgendwie über die Runden zu kommen“, sagt auch Elisabeth Gürtler. Die SacherErbin führt in Seefeld das FünfSterne-Spa-Hotel Astoria. „Anders als viele andere in Seefeld will ich vorerst nicht zusperren, sondern es mit Kurzarbeit versuchen“, sagt
Gürtler. Derzeit aber kämen mehr Stornierungen herein als neue Buchungen. Dabei liege die Auslastung ohnehin nur bei 30 Prozent. „Mit Ausnahme von Weihnachten und Silvester wird das auch im Winter nicht deutlich mehr werden“, fürchtet Gürtler. Mit 8. November nämlich will Deutschland auch eine verpflichtende fünftägige Quarantäne für Urlaubsrückkehrer einführen. Bemühungen für ein Abwenden dieser Regelung seitens der Politik hält Gürtler angesichts der Infektionszahlen in Österreich für wenig wahrscheinlich.
„Natürlich schlägt sich jede Reisewarnung in einer massiven Stornowelle nieder“, sagt auch Martin Stanits, Sprecher der Hoteliervereinigung (ÖHV). Jeder verantwortungsvolle Hotelier müsse da zu rechnen anfangen, ab wann es sich nicht mehr rentiere, aufzusperren. Endgültig entscheiden wolle das – angesichts der vielen Unklarheiten – derzeit kaum einer.
Klar sei aber, das Loch, das ausbleibende deutsche und niederländische Gäste in die Winterbilanz reißen würden, sei mit Österreichern nicht zu füllen, betont KrausWinkler. 37,4 Prozent der Nächtigungen im Winter entfielen zuletzt auf deutsche Urlauber, weitere 9,6 Prozent auf holländische Gäste. Die Österreicher machten nur 21,7 Prozent der Nächtigungen aus. „Da zeigt schon eine Milchmädchenrechnung, dass es nicht ausreicht, stärker auf heimische Urlauber zu hoffen“, sagt Kraus-Winkler.
Auf das Schlimmste stellt sich auch die Stadthotellerie in Salzburg ein. Schon im September hätten sich die Beherbergungsbetriebe mit einer Auslastung von 40 Prozent am Rande der Wirtschaftlichkeit bewegt. „Jetzt wird die Auslastung auf fünf bis zehn Prozent sinken“, schätzt Bert Brugger, der Leiter der städtischen Tourismusgesellschaft. Auch er sieht nur zwei Möglichkeiten: Kurzarbeit oder den Betrieb für