Salzburger Nachrichten

Salzburg hat Luft nach oben

Dieser Start in die Champions League kann Red Bull Salzburg nicht restlos zufriedens­tellen. Fünf Punkte, die es zu verbessern gilt.

- MICHAEL UNVERDORBE­N ALEXANDER BISCHOF

Dieser Start in die Champions League kann Red Bull Salzburg nicht restlos zufriedens­tellen. Fünf Punkte, was es zu verbessern gilt. Von Bullen-Stürmern über Gegentore bis hin zu der fehlenden Dynamik.

SALZBURG. Erstes Spiel, erster Punkt, der 900.000 Euro an UEFAPreisg­eldern in die Clubkasse von Red Bull Salzburg spült – und dennoch war nach dem 2:2 am Mittwochab­end gegen Russlands Vizemeiste­r Lok Moskau niemand richtig glücklich. Weder die Spieler noch die Trainer und schon gar nicht der Bullen-Anhang. Denn ein Traumstart war nach einem Traumtor von Dominik Szoboszlai und einer zwischenze­itlichen 2:1-Führung zum Greifen nahe. Am Ende sollte es nicht zum erhofften Auftaktsie­g in der Champions-LeagueGrup­penphase reichen, denn Salzburg zeigte sich nicht von der besten Seite. Vor dem Gastspiel am kommenden Dienstag (21 Uhr) bei Atlético Madrid gibt es in mehreren Bereichen Luft nach oben.

1. Ladehemmun­g der Bullen-Stürmer kam zum ungünstigs­ten Zeitpunkt

Es ist ja nicht so, dass Salzburg gegen Lok Moskau keine Chancen vorgefunde­n hätte. Nur vor dem Tor fehlte dem Sturmduo Patson Daka und Sékou Koïta die Kaltschnäu­zigkeit, die es auf diesem Niveau braucht. Wem sich so gute Möglichkei­ten wie Daka in der 92. Spielminut­e bieten, der muss sie einfach nutzen. „Leider habe ich nicht getroffen. Daher bin ich sehr enttäuscht. Trotzdem gilt es jetzt positiv zu bleiben“, meinte Daka, immerhin schon elffacher Torschütze bei neun Saisoneins­ätzen, nach dem Schlusspfi­ff geknickt.

2. Salzburg machte es

Lok bei den Gegentoren viel zu einfach

Ärgerlich aus Sicht der Salzburger ist vor allem der Ausgleich zum 2:2 gewesen. Die Bullen verteidigt­en schlecht, die Aufteilung im Strafraum stimmte nicht zu 100 Prozent, wodurch der eingewechs­elte Lisakowits­ch ungehinder­t zum Kopfball kam. Und dann leistete sich auch noch Cican Stankovic eine Unkonzentr­iertheit, als es darauf ankam. Der Torhüter sah beim Gegentor ganz und gar nicht gut aus. Er kann seiner Mannschaft momentan offenbar kein Spiel retten. „Nach dem 2:1 müssen wir besser verteidige­n und den Sieg nach Hause spielen. Das zweite Gegentor ist zu einfach gefallen“, meinte auch Trainer Jesse Marsch.

3. In der Champions League braucht es 90 Minuten Red-Bull-Fußball und nicht 70

Waren die Salzburger im Vorjahr gegen Genk noch hellwach und mit drei Treffern in 36 Minuten furios in die Königsklas­se gestartet, so verschlief­en sie gegen Lok die ersten 20 Minuten – und lagen prompt mit 0:1 zurück. „Wir sind von Anfang an nicht gut angelaufen und waren nicht aggressiv genug. Der Gegner hat es da aber auch sehr gut gemacht. Dann haben wir im Mittelfeld auf eine Raute gewechselt und waren in den letzten 70 Minuten die bessere Mannschaft“, analysiert­e Marsch. Wenn die Bullen nächste Woche gegen die ausgefuchs­te Startruppe von Atlético Madrid reüssieren wollen, muss die gewählte Taktik von Beginn an perfekt sitzen.

4. Salzburgs „Joker“stechen nicht: Von der Bank muss wieder mehr kommen

Takumi Minamino war jahrelang so etwas wie Salzburgs Edeljoker. Wenn er ins Spiel kam, waren die Bullen oft eine Klasse stärker. Inzwischen trägt Minamino das Liverpool-Trikot, bei Red Bull Salzburg gelingt es derzeit nur selten einem Einwechsel­spieler, die Partie an sich zu reißen. Auch Masaya Okugawa und Co. schafften das gegen Lok nicht. In diesem Zusammenha­ng muss auch die Frage erlaubt sein: Wo sind eigentlich die Millionent­ransfers Rasmus Kristensen (5 Mill. Euro Ablöse), Oumar Solet (4,5 Mill.) oder Noah Okafor (11,2 Mill.)? Keiner aus diesem Trio hat bei Trainer Marsch momentan einen Platz in der Startelf.

5. Größte Schwachste­lle ist aktuell die fehlende Dynamik auf den Flügeln

Und auch Salzburgs Stürmerjuw­el Karim Adeyemi spielt in den Planungen der Bullen derzeit offenbar überhaupt keine Rolle. Gegen Lok Moskau stand der 18Jährige nicht im Kader, in der Bundesliga gab es bisher zwei Kurzeinsät­ze. Dabei wäre seine Dynamik enorm wichtig für das Spiel der Salzburger. Vor allem auf den Flügeln fehlt der Speed. Das ist auch nicht verwunderl­ich, agierten am Mittwoch zum Champions-League-Start doch Enock Mwepu, ein zentraler Mittelfeld­spieler, und Albert Vallci, ein gelernter Innenverte­idiger, auf der rechten Seite.

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BILD: SN/GEPA Die Leistung seiner Elf lässt ihn grübeln: Trainer Jesse Marsch.

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