Salzburg hat Luft nach oben
Dieser Start in die Champions League kann Red Bull Salzburg nicht restlos zufriedenstellen. Fünf Punkte, die es zu verbessern gilt.
Dieser Start in die Champions League kann Red Bull Salzburg nicht restlos zufriedenstellen. Fünf Punkte, was es zu verbessern gilt. Von Bullen-Stürmern über Gegentore bis hin zu der fehlenden Dynamik.
SALZBURG. Erstes Spiel, erster Punkt, der 900.000 Euro an UEFAPreisgeldern in die Clubkasse von Red Bull Salzburg spült – und dennoch war nach dem 2:2 am Mittwochabend gegen Russlands Vizemeister Lok Moskau niemand richtig glücklich. Weder die Spieler noch die Trainer und schon gar nicht der Bullen-Anhang. Denn ein Traumstart war nach einem Traumtor von Dominik Szoboszlai und einer zwischenzeitlichen 2:1-Führung zum Greifen nahe. Am Ende sollte es nicht zum erhofften Auftaktsieg in der Champions-LeagueGruppenphase reichen, denn Salzburg zeigte sich nicht von der besten Seite. Vor dem Gastspiel am kommenden Dienstag (21 Uhr) bei Atlético Madrid gibt es in mehreren Bereichen Luft nach oben.
1. Ladehemmung der Bullen-Stürmer kam zum ungünstigsten Zeitpunkt
Es ist ja nicht so, dass Salzburg gegen Lok Moskau keine Chancen vorgefunden hätte. Nur vor dem Tor fehlte dem Sturmduo Patson Daka und Sékou Koïta die Kaltschnäuzigkeit, die es auf diesem Niveau braucht. Wem sich so gute Möglichkeiten wie Daka in der 92. Spielminute bieten, der muss sie einfach nutzen. „Leider habe ich nicht getroffen. Daher bin ich sehr enttäuscht. Trotzdem gilt es jetzt positiv zu bleiben“, meinte Daka, immerhin schon elffacher Torschütze bei neun Saisoneinsätzen, nach dem Schlusspfiff geknickt.
2. Salzburg machte es
Lok bei den Gegentoren viel zu einfach
Ärgerlich aus Sicht der Salzburger ist vor allem der Ausgleich zum 2:2 gewesen. Die Bullen verteidigten schlecht, die Aufteilung im Strafraum stimmte nicht zu 100 Prozent, wodurch der eingewechselte Lisakowitsch ungehindert zum Kopfball kam. Und dann leistete sich auch noch Cican Stankovic eine Unkonzentriertheit, als es darauf ankam. Der Torhüter sah beim Gegentor ganz und gar nicht gut aus. Er kann seiner Mannschaft momentan offenbar kein Spiel retten. „Nach dem 2:1 müssen wir besser verteidigen und den Sieg nach Hause spielen. Das zweite Gegentor ist zu einfach gefallen“, meinte auch Trainer Jesse Marsch.
3. In der Champions League braucht es 90 Minuten Red-Bull-Fußball und nicht 70
Waren die Salzburger im Vorjahr gegen Genk noch hellwach und mit drei Treffern in 36 Minuten furios in die Königsklasse gestartet, so verschliefen sie gegen Lok die ersten 20 Minuten – und lagen prompt mit 0:1 zurück. „Wir sind von Anfang an nicht gut angelaufen und waren nicht aggressiv genug. Der Gegner hat es da aber auch sehr gut gemacht. Dann haben wir im Mittelfeld auf eine Raute gewechselt und waren in den letzten 70 Minuten die bessere Mannschaft“, analysierte Marsch. Wenn die Bullen nächste Woche gegen die ausgefuchste Startruppe von Atlético Madrid reüssieren wollen, muss die gewählte Taktik von Beginn an perfekt sitzen.
4. Salzburgs „Joker“stechen nicht: Von der Bank muss wieder mehr kommen
Takumi Minamino war jahrelang so etwas wie Salzburgs Edeljoker. Wenn er ins Spiel kam, waren die Bullen oft eine Klasse stärker. Inzwischen trägt Minamino das Liverpool-Trikot, bei Red Bull Salzburg gelingt es derzeit nur selten einem Einwechselspieler, die Partie an sich zu reißen. Auch Masaya Okugawa und Co. schafften das gegen Lok nicht. In diesem Zusammenhang muss auch die Frage erlaubt sein: Wo sind eigentlich die Millionentransfers Rasmus Kristensen (5 Mill. Euro Ablöse), Oumar Solet (4,5 Mill.) oder Noah Okafor (11,2 Mill.)? Keiner aus diesem Trio hat bei Trainer Marsch momentan einen Platz in der Startelf.
5. Größte Schwachstelle ist aktuell die fehlende Dynamik auf den Flügeln
Und auch Salzburgs Stürmerjuwel Karim Adeyemi spielt in den Planungen der Bullen derzeit offenbar überhaupt keine Rolle. Gegen Lok Moskau stand der 18Jährige nicht im Kader, in der Bundesliga gab es bisher zwei Kurzeinsätze. Dabei wäre seine Dynamik enorm wichtig für das Spiel der Salzburger. Vor allem auf den Flügeln fehlt der Speed. Das ist auch nicht verwunderlich, agierten am Mittwoch zum Champions-League-Start doch Enock Mwepu, ein zentraler Mittelfeldspieler, und Albert Vallci, ein gelernter Innenverteidiger, auf der rechten Seite.