Ist eine Zentralmatura im Coronajahr unfair?
In Salzburg sind viele Maturakandidaten im Distance Learning, in anderen Bundesländern nicht. Ministerium hält nichts vom Aussetzen der Zentralmatura und prüft Unterstützungsmaßnahmen.
Im Land Salzburg sind 8500 Oberstufenschüler in vier Bezirken auf Distance Learning umgestellt – mit allen damit verbundenen Nachteilen in der Lehrstoffvermittlung. Besonders schwierig könnte die Situation für Salzburger Maturaklassen im Hinblick auf die Zentralmatura werden. Zur Matura bekommen sie dieselben Aufgaben wie Schüler anderer Bezirke, die sich im regulärem Unterricht unter viel besseren Bedingungen vorbereiten können.
Es besteht die Hoffnung, dass sich die Situation in den Herbstferien beruhigt und man danach an den betroffenen Oberstufen zumindest zu Schichtbetrieb übergehen kann. Das ist aber alles andere als sicher.
Lehrervertreter drängen aufgrund der massiven Benachteiligung von Schülern von Maturaklassen, die vor allem in Salzburg zum Großteil via Distance Learning unterrichtet werden, auf ein Aussetzen der Zentralmatura.
Im Bildungsministerium hält man auf Anfrage der SN von dieser Idee wenig. „Die bereits für den Haupttermin 2020 geänderten Beurteilungsmodalitäten, nämlich die Einrechnung der Semesternote in die Jahresnote, federn mögliche Nachteile durch die Umstellung auf Distance Learning ab“, wird den SN erklärt. Dadurch könnten Schüler bereits im laufenden Schuljahr, auch bei Distance Learning, den Grundstock für eine positive Note bei den abschließenden Prüfungen legen. Denn auch bei einer negativen Klausurarbeit ist das Gesamtergebnis positiv, sofern sie zumindest ein Befriedigend im Zeugnis und bei der Maturaarbeit zumindest ein Drittel der Punkte erreichen. Zusätzlich prüfe das Ministerium derzeit weitere Maßnahmen, um die Schüler in den Maturaklassen so gut wie möglich zu unterstützen, heißt es. „Ein Aussetzen der abschließenden Prüfungen im laufenden Schuljahr erscheint nicht zweckmäßig.“Schon vergangene Woche hatte das Ministerium darauf hingewiesen, dass gerade in „Einstiegs- und Abschlussklassen“Teile von Klassen anlassbezogen aus dem Distance Learning an die Schulen geholt werden können. Auch Schularbeiten können in den Schulen abgehalten werden.
Elisabeth Rosenberger vom Bundesverband der Elternvereine erklärt im SN-Gespräch, sie sei nicht sicher, ob eine nicht zentrale Matura derzeit fairer wäre. Lehrer hätten ihr erklärt, dass die Schüler mittlerweile derart auf das Format Zentralmatura trainiert seien, dass es für einzelne Pädagogen – vor allem in Mathematik – de facto kaum machbar wäre, ein vergleichbares Maturaformat herzustellen. Für sinnvoller hält die Elternvertreterin die Idee, bestimmte Stoffbereiche bei der Matura wegzulassen oder den Stoff bis zum Ende der siebten Klasse einzuschränken. Rosenberger fordert zudem eindringlich, Geld in die Hand zu nehmen, um massiven Förderunterricht für die Schüler der Maturaklassen anzubieten, sobald das wieder möglich sei.
Dass Schularbeiten rechtlich nur im Präsenzbetrieb stattfinden dürfen, könnte per Erlass oder Verordnung geändert werden, um auch im Distance-Learning-Modus zu Semesternoten zu kommen, sagt Rosenberger. An den Unis gebe es schließlich auch Onlineprüfungen. „Warum kann man das nicht auch in der achten Klasse machen?“Und anstatt für die Matura auf die Semesternote abzustellen, könnte man auf den Durchschnittswert der Noten in der Oberstufe greifen. „Was wir jedenfalls fordern, ist, dass Onlineunterricht nach Stundenplan gemacht wird.“Zudem sollten Lehrer, die als K1-Personen in Quarantäne sind, von daheim aus unterrichten, sagt Rosenberger. „Warum kann ein Lehrer nicht Homeoffice machen?“
Bildungsminister Heinz Faßmann präsentierte am Donnerstag gemeinsam mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober eine abgestimmte Strategie für die Schulen. Die Minister versprachen schnellere Coronatests, raschere Information über Ergebnisse, bessere Erreichbarkeit der Gesundheitsbehörden für Schulen und keine unnötigen Quarantänemaßnahmen. Unabhängig vom Wohnort sollen für alle Schüler eines Standorts die gleichen Quarantäneregeln gelten. Ab Dezember sollen in allen Bezirken Antigen-Schnelltests an die Schulen kommen.
Eltern fordern massiven Matura-Förderunterricht