Popkekse mit Zuckerguss im Kampf gegen den Präsidenten
Weckrufe und Tränen: Popstars machen mobil für die US-Wahl – und die meisten auch gegen Donald Trump.
„Nicht mein Präsident“– das sagen die allermeisten Popmusiker über Trump. Herausforderer Biden kann sich freuen: Stars mehrerer Generationen machen kurz vor der Wahl mit Songs oder „Vote!“-Aktionen gegen den Mann im Weißen Haus mobil.
Immerhin, einige prominente Fans hat der US-Präsident in der Popszene: Kid Rock, Punkpionier John Lydon (The Sex Pistols) oder auch Rapper 50 Cent bekannten sich zum Amtsinhaber. Auch für Kiss-Drummer Ace Frehley (69) ist Trump „der stärkste Führer, den wir haben“. Rapper 50 Cent ärgerte sich zuletzt vor allem über Bidens Steuerpläne und schrieb auf Twitter: „Ist mir egal, dass Trump schwarze Menschen nicht mag.“
Ansonsten ist die Zahl der Trump-Unterstützer in der Branche mager. Bei Rockveteranen wie Bruce Springsteen und Neil Young, Soulstars wie Stevie Wonder oder jungen Popidolen wie Taylor Swift, Billie Eilish, Cardi B und Megan Thee Stallion bekommt der Republikaner keinen Stich. Sie mahnen für die US-Wahl den Wechsel an und werben für den demokratischen Herausforderer Joe Biden. Stars spielen auf YouTube ihre Lieder im „Team Joe Sings“– etwa Kesha („Wir brauchen den Wechsel, und wir brauchen ihn jetzt“) oder Matt Berninger (The National). Andere Kanäle wie Twitter und Instagram oder Interviews nutzen die Trump-Gegner Jeff Tweedy (Wilco), Cher und Ariana Grande.
Im Gegensatz zur Wahl 2004, bei der George W. Bush gegen John Kerry antrat, sind große Konzerte zugunsten der US-Demokraten wegen der Coronapandemie unmöglich. Stattdessen verlagert sich die Bühne in die sozialen Netzwerke.
So präsentierte Superstar Taylor Swift ein Foto von sich und Keksen, deren Zuckerguss-Aufschrift „Biden/Harris/2020“keine Zweifel ließ. Dazu erläuterte die Lieblingssängerin vieler Trump-Wähler: „Ich glaube, dass Amerika unter ihrer Führung eine Chance hat, den Heilungsprozess in Gang zu setzen, den es so dringend braucht.“Biden weiß natürlich, was solche Wahlhilfe einer jungen Frau mit 140 Millionen Instagram-Abonnenten wert ist – er bedankte sich umgehend. Neben Sängerin Jennifer „J.Lo“Lopez trat das Ehepaar Biden Mitte Oktober gar in einem heimeligen Video auf – mit dem Ziel, Stimmen der LatinoWählerschaft zu sichern.
Sängerin Demi Lovato (28) kritisierte derweil den US-Präsidenten in ihrem neuen Song „Commander in Chief“: Wie es sich anfühle, noch atmen zu können, während das Land in einer Krise versinke und Menschen sterben, hieß es dort in Anspielung auf Trumps Umgang mit Coronavirus-Pandemie und Rassismus.
Auf dem Demokraten-Parteitag legte Grammy-Gewinnerin Billie Eilish einen bemerkenswerten Auftritt hin – und rief zu Trumps Abwahl auf. Ohne dessen Namen in den Mund zu nehmen, positionierte sich kürzlich auch Soulikone Stevie Wonder. Seine Comeback-Lieder unterstützten den Protest der Bewegung Black Lives Matter gegen Ungerechtigkeit und Rassismus in den USA. „In diesen Zeiten erleben wir die dringlichsten Weckrufe und Tränen um diese Nation und die Welt“, so Wonder.
Folkrock-Altmeister Neil Young verklagte Trump wegen der unerlaubten Nutzung seiner Hymne „Rockin’ in the Free World“– und veröffentlichte im September das Politsong-Minialbum „The Times“. Der Musiker mit kanadischem und US-amerikanischem Pass klampfte dort in sieben Liedern (darunter Bob Dylans ikonisches „The Times They Are a-Changin’“) gegen den verachteten Präsidenten an.
Traditionell haben die konservativen Republikaner in der zumeist linksliberalen US-Musikszene kaum Gefolgschaft. Doch Trump erfährt besonders intensive Ablehnung. Eines von vielen Beispielen: Für die Nationalhymne seiner Amtseinführung im Jänner 2017 fand er lediglich ein Popsternchen namens Jackie Evancho.