Malen am Abgrund und Apachen auf der Koralm
Rantanplan, Katzengöttinnen und Blumen-Monotypien: Zwei Personalen in der Heimat des Künstlers Herbert Brandl belegen dessen unkonventionellen und pathosfreien Zugang zur Kunst.
Comicfreunde sofort wiedererkennen. Der Mann, der schneller als sein Schatten schießt, ist hier zu sehen, unweit davon auch der Hund, der nicht selten den falschen Menschen vertraut: Rantanplan. Humorvolle Bilder wie etwa „Koralm Apachen“erinnern an comicartige Bildwelten von Brandls Malerkollegen Siegfried Anzinger. Was beide eint, ist der souveräne und zugleich subversive Umgang mit dem Medium Malerei. Brandl präsentiert in seiner zweigeschoßigen Personale ein wahres Bestiarium – Bären, Adler, Steinböcke und immer wieder Katzentiere tauchen auf den Leinwänden, die allesamt auf gelben Stellwänden hängen, auf. Die von Kunsthaus-Direktorin Barbara Steiner kuratierte Ausstellung beinhaltet auch eine Reihe von (tierischen) Bronzeskulpturen: vom grimmigmonströsen Fabelwesen „Elvis“bis zum kleinformatigen, animalischen Zwitter aus Fantasiekatze und „Ice Age“-Computerwesen.
Dass Brandl seine dreidimensionalen Werke auf Transportpaletten oder Packtischen präsentiert, symbolisiert seinen unkonventionellen, pathosfreien Zugang zur Kunst. „Es sind keine klassischen Skulpturen: Brandl belässt Erosionen als malerische Veränderungen der Oberfläche, er akzeptiert Zufälle, die sich aus dem Gussprozess ergeben“, sagt Steiner.
Im Obergeschoß des Kunsthauses flaniert das Publikum vor, hinter und zwischen Brandls Riesenformaten, so ergeben sich immer wieder neue Blickwinkel auf die farbintensiven Naturabstraktionen, aber auch auf den signifikanten Raum, auf den der Künstler direkt reagiert: Rundbilder stehen im Dialog mit den Lichtschleusen, zwei Katzen blicken durch eine „Nozzle“des Gebäudes sehnsüchtig auf den Schloßberg und erinnern dabei an ägyptische Katzengöttinnen. Brandl durchstreift die Kunstwie Menschheitshistorie im Eilverfahren und verarbeitet das, was ihm Freude bereitet: Berge, Blumen, Kitsch, Kino, ScienceFiction, eine Schlagzeile, ein CDTitel – was gerade „so vorbeifließt im River“.
Während Herbert Brandl im Kunsthaus Arbeiten seiner Künstlerfreunde Thomas Baumann und Edelgard Gerngross integriert, lässt der 61-jährige Steirer im Künstlerhaus in die Vergangenheit blicken. Im Keller entführt ein siebenteiliger Zyklus „Rio Brandl“in die späten 1980er-Jahre: Schwarze Tusche auf großformatigem, weißem Papier, in einigen der abstrakten Formen sind Anklänge an Formen erkennbar. Die Wildheit des Jahrzehnts kommt in diesen Arbeiten gerade etwas zur Ruhe: Winterbilder.
Im Hauptraum wiederum knüpft ein heuer entstandener Werkzyklus, bestehend aus 24 Monotypien, an Arbeiten Brandls aus den frühen 1980erJahren an. Die Sonnenblume der Gegenwart korrespondiert etwa mit einem materiallastigen Gegenstück, das weiland in Beschäftigung mit Vincent van Gogh entstanden ist und in der Neuen Galerie Graz ausgestellt wurde. Die eleganten Monotypien – Sommerbilder – mit all ihren Spuren von Pinselbewegungen, Tropfen oder Fingern sind Wiedergänger jener Heftigkeit von einst, die Wilfried Skreiner einst als „Neue Malerei in Österreich“forciert hatte. Die Titel der malerischen Abdrucke stammen aus einem „Umpah-Pah“-Comic: „Wulla, Wulla“, „Boff“. So schließt sich der Kreis. „JIPPIII“.
Ausstellungen: