„Sex ist immer ein Thema – da es viele betrifft“
Thomas Stipsits agiert in „Love Machine“als Callboy. Warum er beim „Tatort“aussteigt und weshalb er das Livepublikum vermisst.
WIEN. Am Tiefpunkt seines Lebens angekommen, eröffnet sich Georgy, einem Mittdreißiger mit Waschbärbauch, eine lukrative Karrierechance als Callboy. Die Frauen stehen Schlange, doch eigentlich hat er nur Augen für seine Fahrlehrerin, die ihm bald ein Ultimatum stellen wird. „Love Machine“mit Thomas Stipsits in der Hauptrolle errang im Vorjahr mit mehr als 140.000 Besuchern Platz eins der Charts des österreichischen Films. Jetzt feiert der Film seine Fernsehpremiere (Freitag, ORF 1, 20.15 Uhr). Wie Stipsits sich den Erfolg erklärt? „Sex ist immer ein gutes Thema – da es viele betrifft. Außerdem sei der Film gutes Popcornkino: Man geht mit einem besseren Gefühl heim, als man gekommen ist.“
Der große Zuspruch zu der frechen Komödie hat bereits zu einem Nachfolger – „Love Machine 2“– geführt. 2021 wird man Georgy Hillmaier (Thomas Stipsits) erleben können, wie er nach einem Singleaufenthalt in Thailand in Wien erneut in das Callboy-Business einsteigen muss. Um Alimente für sein Kind bezahlen zu können, jobbt der Lebenskünstler in einem Bordell ausschließlich für Damen, das seine Schwester Gitti betreibt. Ob analog zu „Rocky“oder „Rambo“jetzt eine Vielzahl an „Love Machine“-Fortsetzungen folgen wird? Thomas Stipsits beginnt zu schmunzeln: „Love Machine 12 – Verführung in der Geriatrie“, sagt er im SN-Gespräch. Nachsatz: „Nein, nein, ich glaube, mit dem zweiten Teil war’s das dann auch.“Wie viel Thomas Stipsits in der Rolle des Georgy Hillmaier
steckt? „Was ich von ihm auch in mir erkenne, ist das Schusselige und das Reagieren erst wenn einem bereits das Wasser bis zum Hals steht“, antwortet der 37-jährige aus Leoben in der Obersteiermark stammende Schauspieler und Kabarettist. Aus diesem Grund sei er glücklich, dass seine Frau – die Schauspielerin und TV-Moderatorin Katharina Straßer – ihn immer wieder daran erinnere, Dinge zu tun beziehungsweise Termine einzuhalten. Die Frau als Managerin? „Ja, das kann man so sagen.“
Durch den Stillstand in der Coronazeit („Ich hatte wochenlang keine Spieltermine“) hat Stipsits auch Zeit gehabt, sein zweites Buch fertigzustellen. Es heißt „Die UhudlerVerschwörung“, ist nach „Kopftuchmafia“wieder ein „Stinatz-Krimi“und lässt Gruppeninspektor Sifkovits, diesen „burgenländischen Columbo“, diesmal tief in der Unterwelt des sonnigen Uhudlerlandes ermitteln.
Literatur also als drittes Standbein nach der Schauspielerei und der Kabarettbühne? „Es ehrt mich, dass Sie von Literatur sprechen, zumal mein Erstlingswerk die Literaturwelt ja nicht sonderlich in Atem gehalten hat. Aber ja, Schreiben macht mir Freude und vielleicht kommen im Zweijahresrhythmus neue Krimis heraus, die dann auch verfilmt werden.“Wiewohl: „Aber nur, wenn die Leute meine Krimis auch mögen.“
Die Coronapandemie bezeichnet Stipsits als „Riesenkatastrophe“, auch für die Film-, Kabarett- und Theaterbranche. Viele kleine Bühnen und etliche Kollegen seien hart getroffen, die Verunsicherung sei groß. Stipsits rechnet mit Langzeitschäden: „Ich bin relativ sicher, dass viele das nicht überleben werden.“Er, Stipsits, sei kein großer Freund von neuen Formaten im Internet: „Kabarett braucht das Publikum, ohne diese Atmosphäre ist es ganz, ganz schwierig.“Wenn Corona nicht einen Strich durch die Rechnung macht, ist Stipsits am 4. und 5. Dezember in Salzburg mit „Stinatzer Delikatessen“zu Gast.
Sein Engagement in den rotweiß-roten Folgen der Krimireihe „Tatort“wird übrigens demnächst auslaufen. Nach insgesamt 13 Einsätzen hört der 37-Jährige als Polizist
Manfred „Fredo“Schimpf auf. „Einmal ist eben auch für den überambitionierten Polizisten, der im Grunde ein liaber Kerl ist, Schluss“, betont Stipsits. Es sei zeitlich immer schwieriger geworden: „Ich habe andere Projekte und auch meine Familie braucht Zeit.“Schon seine Oma habe immer gesagt, dass man nicht auf allen Hochzeiten tanzen müsse. Am kommenden Sonntag in der Folge „Krank“wird der Steirer aber noch zu sehen sein.
Der „Tatort“-Reihe ist Stipsits schon seit Jugendtagen verbunden. „Meine Eltern waren Fans von Oberinspektor Marek und ich habe immer mitgeschaut“, erzählt der Schauspieler. Die „Tatort“-Folgen aus Wien seien damals „Kammerspiele“gewesen. Als er später via Kabelfernsehen andere Kriminalfilme gesehen habe, sei er überrascht gewesen: „Da wird ja auch geschossen. So sehen Krimis also aus.“
„Mein Erstlingswerk hat die Literaturwelt ja nicht in Atem gehalten.“
Thomas Stipsits, Schauspieler