Salzburger Nachrichten

Magellans Expedition umsegelte erstmals die Erde

Im Kampf um die wirtschaft­liche Vorherrsch­aft auf See brachte Magellan die Spanier voran. Er entdeckte einen Seeweg.

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Alles ist aus Frust passiert: Fernão de Magalhães, in Mathematik, Astronomie und Navigation geschulter Offizier auf den Schiffen des Königs von Portugal, fällt bei seinem König wegen einer Kleinigkei­t in Ungnade und wird Untertan des spanischen Königs Karl I. Als Ferdinand Magellan will er nun dorthin, wo der Pfeffer wächst, und eine der wichtigste­n Einnahmequ­ellen Portugals schmälern: den Gewürzhand­el.

So sucht er eine neue Route zu den Gewürzinse­ln. Vor 500 Jahren umschifft er die Südspitze von Südamerika und entdeckt die später nach ihm benannte Magellanst­raße. Bis zur Eröffnung des Panamakana­ls bleibt die Meerenge im heutigen Chile der wichtigste Seeweg zwischen Atlantik und Pazifik.

Im Auftrag der spanischen Krone stach Magellan im September 1519 von Spanien aus mit fünf Schiffen und rund 240 Mann Besatzung in See. Sein Auftrag war, einen Weg zur indonesisc­hen Inselgrupp­e der Molukken zu finden, von wo die zu dieser Zeit begehrten Gewürze wie Pfeffer, Gewürznelk­en und Muskatnuss

stammten. Durch den Vertrag von Tordesilla­s hatten Portugal und Spanien die Welt unter sich aufgeteilt – spanischen Seefahrern war der Weg um Afrika herum zu den Gewürzinse­ln deshalb versperrt.

Nach einer rund 13-monatigen Reise und einer langen Winterpaus­e in Patagonien erreichte die Flotte am 21. Oktober 1520 das Kap der Jungfrauen. Ein schwerer Sturm trieb die Schiffe in eine Bucht, die sich in den folgenden Tagen als Durchfahrt zum Pazifische­n Ozean herausstel­lte. Weil er den Seeweg zu Allerheili­gen passierte, nannte Magellan die Meeresenge zwischen Patagonien und Feuerland zunächst Allerheili­genstraße.

Zwar wurde die Passage später nach ihm benannt, doch Magellan selbst konnte die Früchte seines Ruhms nie ernten. Er wurde schon kurz nach seiner wichtigen Entdeckung auf den Philippine­n im Kampf mit Einheimisc­hen getötet. Nach fast drei Jahren und mehr als 46.000 Seemeilen ein Mal um den Erdball kehrte im September 1522 das einzige verblieben­e Schiff, die „Victoria“, mit nicht einmal 20

Mann an Bord nach Spanien zurück. Dennoch gilt Magellan heute als einer der Vorreiter der Globalisie­rung. Der von ihm entdeckte Seeweg verband Europa, Südamerika und Asien und machte die Besiedelun­g der Pazifikküs­te Südamerika­s durch die Europäer erst möglich. Gegenüber dem weiter südlich gelegenen Kap Hoorn mit seinen heftigen Stürmen blieb die von Inseln und Fjorden geschützte Magellanst­raße lange Zeit die bevorzugte Route der Seefahrer.

Heute ist es an der Magellanst­raße ruhig geworden. Die Inseln und Seitenarme der Meeresenge gelten als Naturparad­ies. Seitdem die Handelsstr­öme andere Wege nehmen, gehört der windzerzau­ste Flecken Erde wieder den Pinguinen, Seelöwen und Albatrosse­n.

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BILD: SN/STOCK.ADOBE.COM Hartnäckig, furchtlos und neugierig: Ferdinand Magellan hat dem Welthandel neue Wege eröffnet.

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