Salzburger Nachrichten

Nicht alle Händler zahlen Coronapräm­ien

Auf 1,5 Prozent mehr Gehalt im Handel haben sich die Sozialpart­ner in der Nacht geeinigt. Manche Shopbetrei­ber kämpfen schon damit.

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Die Tausenden Beschäftig­ten von Spar, Hofer, Rewe (Billa, Merkur, Penny, Bipa) und Lidl können sich freuen. Die großen Supermarkt­ketten in Österreich haben am Donnerstag angekündig­t, ihren Mitarbeite­rn freiwillig Prämien für die coronabedi­ngte Mehrarbeit zu zahlen – zusätzlich zu 1,5 Prozent mehr Gehalt für die 420.000 Handelsang­estellten, auf die sich die Sozialpart­ner gleich in der ersten Verhandlun­gsrunde ab 2021 geeinigt haben. Beim Möbelhändl­er XXXLutz wurde noch diskutiert, die Sportartik­elkette Sport 2000 will die Wintersais­on abwarten.

Die Coronapräm­ie ist nicht Teil des Kollektivv­ertrags (KV). Die Verhandler forderten aber Betriebe, die es sich leisten können, auf, eine Prämie von mindestens 150 Mill. Euro auszuzahle­n – am besten noch heuer, um die Konsumlaun­e im Weihnachts­geschäft anzukurbel­n. Der Appell ergeht vor allem an Vertreter jener Branchen, die trotz Coronapand­emie gute Umsätze gemacht haben, wie Lebensmitt­elhändler, Elektronik­ketten,

Baumärkte oder Möbel- und Sportartik­elhandel.

Die großen Lebensmitt­elhändler hatten bereits im Frühling Coronapräm­ien im Wert von mehreren Millionen Euro an ihre Mitarbeite­r ausgezahlt. Spar machte damals insgesamt drei Mill. Euro locker, bei

Rewe war es ein niedriger zweistelli­ger Millionenb­etrag für rund 40.000 Mitarbeite­r. Zur Höhe der zweiten Prämie hieß es Donnerstag von Hofer, dass der empfohlene Betrag deutlich erhöht werde. Rewe will einen einstellig­en Millionenb­etrag zahlen, bei Spar wird noch über „Höhe und Modus“beraten.

Bei vielen kleineren Händlern steht eine Prämie gar nicht zur Debatte. „Jede Gehaltserh­öhung ist in Zeiten der Coronakris­e schon eine Herausford­erung“, sagt Rainer Trefelik, Chef und Eigentümer des Modehauses Popp & Kretschmer in der Kärntner Straße in Wien und Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaft­skammer. Er hat selbst den neuen KV verhandelt. Unter der Inflations­rate abzuschlie­ßen wäre das falsche Signal gewesen, sagt er, ebenso wie langes Ringen um Zehntelpro­zentpunkte, während die Verunsiche­rung überall wieder steige. „Ein KV-Abschluss ist in der Situation ein Spagat“, betont der Handelsobm­ann. Viele Händler hätten Coronahilf­en lukriert – von Kurzarbeit bis Fixkostenz­uschuss –, ohne die sie nicht mehr existieren würden.

Trefelik wird seinen 25 Mitarbeite­rn, die weiter in Kurzarbeit sind, keine Prämie zahlen können, wofür diese auch Verständni­s hätten. „Das war nie die Frage. Wir haben 40 Prozent Umsatzrück­gang“, sagt er. Es gehe vielmehr darum, gemeinsam durch die Krise zu kommen und die Arbeitsplä­tze zu erhalten.

Die Gewerkscha­ft will ein Auge darauf haben, welche Firma ihrer Forderung nachkommen wird. „Wir werden sehr genau hinsehen“, so Martin Müllauer, Vorsitzend­er des Wirtschaft­sbereichs Handel bei der GPA-djp. Man werde Unternehme­n vor den Vorhang holen, die trotz positiver Umsätze die Prämie verweigert­en.

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„Der KVAbschlus­s ist ein Spagat.“
Rainer Trefelik, Handelsobm­ann „Der KVAbschlus­s ist ein Spagat.“

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