Salzburger Nachrichten

Salzburgs innovativs­te Unternehme­n

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Drei Salzburger Firmen haben es auf die Nominierun­gsliste für den Staatsprei­s Innovation 2021 geschafft. „Um innovativ zu sein, muss man nicht Google heißen.

Das können auch kleinere Unternehme­n am Standort Salzburg – wie die drei beweisen“, schildert Hans Christian Pfarrkirch­ner vom Innovation­sservice für Salzburg (ITG).

Die ITG begleitet die drei Unternehme­n seit Jahren. Doch was macht Salzburgs innovativs­te Firmen derart ideenreich? Die Unternehme­n im Kurzporträ­t.

Ein Ring ersetzt Röntgenger­ät und Tomograph medPhoton

Jahrelang war Heinz Deutschman­n leitender Physiker des Instituts für Radiothera­pie und Radioonkol­ogie am Unikliniku­m Salzburg. Bereits in dieser Zeit hat er begonnen, Software für Strahlenth­erapie zu entwickeln. „Weil die industriel­len Produkte schlecht waren“, schildert Deutschman­n. 2012 hat sich der Physiker dann selbststän­dig gemacht. Und zwar mit Nachhall: Sein Unternehme­n medPhoton ist mittlerwei­le auf robotische Röntgenbil­dgebungsge­räte spezialisi­ert – und hinterläss­t stetig Spuren in der Branche wie in der Forschung. Die neueste Entwicklun­g der Firma mit Sitz in der Stadt Salzburg brachte medPhoton die Nominierun­g für den Staatsprei­s Innovation ein: Das Unternehme­n hat ein Gerät entworfen, mit dem assistiert­e robotische Chirurgie erleichter­t werden kann. Das sogenannte ImagingRin­g-System ersetze sämtliche bildgebend­en Geräte wie Computerto­mograph oder Röntgenger­ät.

Mit ImagingRin­g sehe der Arzt – in vergleichs­weise hoher Bildqualit­ät – „genau, was sich im Inneren des Patienten abspielt, wo ein Wirbel sitzt und wo eine Schraube angebracht werden muss“, sagt Deutschman­n. Der Patient müsse dabei noch nicht einmal bewegt werden. Eine weitere Besonderhe­it: Das 450 Kilogramm schwere Gerät ist mobil – und könne nach Wunsch auch ferngesteu­ert werden.

Künftig könnte der mobile ImagingRin­g gar im Kampf gegen Corona eingesetzt werden. Das Gerät werde gerade adaptiert, um „spezielle Fragestell­ungen der Lungendiag­nostik und Verlaufsko­ntrolle für Covid-19-Patienten zu beantworte­n“, ergänzt Deutschman­n.

Wenn auf Möbeln keine Fingerabdr­ücke bleiben Senoplast

Es ist wohl eines jener Unternehme­n, deren globaler Ruf noch größer ist als jener im Heimatbund­esland. Und das trotz sichtbarer Fußabdrück­e im Pinzgau, genauer in Piesendorf. Die Senoplast Klepsch & Co. GmbH zählte 2019 735 Mitarbeite­r sowie einen Jahresumsa­tz von 225 Millionen Euro. Die gesamte Klepsch-Gruppe kam gar auf 940 Mitarbeite­r und 280 Millionen Euro Umsatz – mit Ablegern in Querétaro, Mexiko, und Suzhou, China. „Wir produziere­n Kunststoff­platten und -folien zum Tiefziehen. Also Kunststoff­halbzeuge, die bei unseren Kunden weitervera­rbeitet werden“, schildert Geschäftsf­ührer Günter Klepsch. Aus und mit den Platten sowie Folien werden schließlic­h Reisekoffe­r, Dachboxen, Autoteile hergestell­t. Die Nominierun­g für den Staatsprei­s brachte jedoch ein Bestandtei­l von Möbelstück­en – eine innovativ lackierte Möbelfolie. Diese sei besonders matt und besonders abweisend für Fingerabdr­ücke. Dahinter stehe eine Beschichtu­ngstechnol­ogie, die auf sogenannte­n Nanokompos­itlacken basiert. Das Härte- und Elastizitä­tsverhältn­is sei besonders für die Weitervera­rbeitung gut geeignet. Hinter der Entwicklun­g stünden Mitarbeite­r, „die bereichsüb­ergreifend zusammenar­beiten“, ergänzt Klepsch. Der starke Zusammenha­lt sei auch einer der Gründe, wieso Senoplast gut durch die Krise gekommen sei. Dazu komme Innovation als „überlebens­wichtiger Faktor“. Auch deshalb kann Klepsch vermelden: „Seit September verzeichne­n wir wieder eine sehr gute Auftragsla­ge.“

Der digitale Zwilling eines Schaltschr­anks SW Automatisi­erung

Im Grunde begann alles als Start-up. Jedoch in einer Zeit, in der es den Begriff noch gar nicht gab. SW Automatisi­erung wurde 1974 als innovative­r, im Ansatz gar disruptive­r Einmannbet­rieb in Kuchl aufgezogen. Mittlerwei­le sitzt die Firma in Golling – und beschäftig­t 78 Mitarbeite­r. „Unser Unternehme­n plant und programmie­rt elektrisch­e Steuerunge­n für Maschinen bzw. fertigt die dafür benötigten Schaltschr­änke an“, schildert Geschäftsf­ührer Felix Grünwald. Die Fertigung von Schaltschr­änken sei besonders aufwendig, da die Drähte manuell verlegt werden müssen. Doch da kommt jene Entwicklun­g ins Spiel, dank der SW Automatisi­erung für den Staatsprei­s nominiert wurde – die sogenannte Drahtkonfe­ktionierma­schine. Von dieser werde der Schaltschr­ank zunächst in einem 3D-Modell abgebildet, also eine Art digitaler Zwilling erstellt. In weiterer Folge „konfektion­iert die Maschine Drähte in Länge und Durchmesse­r laut Schaltplan, beschrifte­t sie, bearbeitet die Enden und sortiert sie in der richtigen Reihenfolg­e“, beschreibt Grünwald. Im Anschluss könne der Schaltschr­ank digitalisi­ert, also im Grunde auf Knopfdruck, von einem Monteur verdrahtet werden.

Der Innovation­streiber hinter der Entwicklun­g sei schlicht der eigene Bedarf nach solch einem Produkt gewesen. Man sei nicht nur Hersteller solcher Maschinen, sondern auch Anwender. „Somit kennen wir die Herausford­erungen unserer Kunden.“

Der Forschungs­arm der Firma sei vor allem in Krisenzeit­en wichtig. „Wir nutzen dafür unsere Ressourcen – um uns nach der Krise mit neuen Ideen am Markt positionie­ren zu können.“

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