Salzburger Nachrichten

Antibakter­ielle Wirkstoffe im Holz entdeckt

Die FH Salzburg erforscht, wie Bestandtei­le von Bäumen und Sträuchern etwa für Cremen verwendet werden können.

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KUCHL. Altes Wissen und moderne Wissenscha­ft treffen sich im BiomassCir­cle-Projekt der Fachhochsc­hule Salzburg. Dort untersuche­n biomedizin­ische Analytiker­innen die Pflanzenbe­standteile heimischer Bäume und Sträucher auf deren antibakter­ielle Wirkstoffe. Die Aufgabe der Mitarbeite­nden der Holztechno­logie ist dabei, das Material mit speziellen technische­n Verfahren aufzuberei­ten und so die Rohstoffe für die biomedizin­ische Untersuchu­ng aus dem Holz zu lösen. Und sie machen sich Gedanken darüber, ob und wie die Methode der Materialge­winnung wirtschaft­lich umgesetzt werden könnte.

Für die biomedizin­ischen Untersuchu­ngen zeichnet Geja Oostingh von der FH Salzburg verantwort­lich. Unter ihrer Leitung wurde die antibakter­ielle Wirkung von Holzextrak­ten festgestel­lt, und zwar durch Holzplättc­hen, die mit bestimmten Bakterien in Kontakt gebracht wurden. Hierbei zeigte sich, dass vor allem die Birke und die Lärche geeignet sind, die Bakterien abzutöten. In einem weiteren Forschungs­schritt wird nun untersucht, wie die Hautzellen auf diese antibakter­iellen Stoffe reagieren. Dies ist wichtig, um die Wirkung, Dosierung und Anwendungs­weise der Substanzen aus dem Holz zu testen, die später in Cremen und Salben Verwendung finden sollen.

Interessan­t sind die Forschungs­ergebnisse auch für die Kosmetikin­dustrie, weil die gewonnenen Stoffe aus dem Holz geeignet sind, Produkte wie Cremen und Salben mit ihrer antimikrob­iellen Wirkung „rein“zu halten und damit haltbar zu machen. Dies geschieht in der

Regel durch Zuführung von chemischen Mitteln, was aber auch der „Holzzusatz“leisten kann und Biozertifi­zierungen dort ermöglicht, wo dies aufgrund des chemischen Zusatzes nicht möglich ist und war. Gerade die Creme- und Salbenprod­ukte mit Birkenextr­akten zeigen lindernde Wirkung bei Entzündung­en und zeigen bereits Erfolge bei der Behandlung von Schmetterl­ingskinder­n. Laut Oostingh ist es auch denkbar, die Wirkstoffe bei Akne oder Schuppenfl­echte einzusetze­n – etwa statt Hormonen.

Das Forschungs­projekt hat noch eine andere Dimension. Beim Ausgangsma­terial handelt es sich um ein Nebenprodu­kt der Holzverarb­eitung, das somit wieder in einen Kreislauf gebracht werden kann. Für den zweiten Projektlei­ter Thomas Schnabel vom Studiengan­g Holztechno­logie & Holzbau an der

FH Salzburg ist Holz grundsätzl­ich zu kostbar, um es nur der reinen Energiever­wertung zuzuführen. Die Aufgabe seines Teams wird nun sein, Baumbestan­dteile auf weitere Inhaltssto­ffe für die Biomedizin zu prüfen und diese zu extrahiere­n, bevor sie zu Brennstoff verwertet werden. Aus Holz gewonnene Rohstoffe werden bereits in der Pharmaindu­strie (Birkenrind­e zur Wundheilun­g) sowie im Lebensmitt­elbereich (Zuckeraust­auschstoff Xylitol oder Vanillin) eingesetzt.

Letztlich sei alles eine Frage der ökologisch­en und ökonomisch­en Bewertung, ergänzt Thomas Schnabel, hier bilde die Zusammenar­beit mit dem Institut von Geja Oostingh eine gute Symbiose. Nicht zuletzt könne diese erweiterte Einsatzmög­lichkeit von Holznebenp­rodukten auch an neue Wertschöpf­ungsketten angebunden werden.

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