Besuchsverbot , Protest: Unmut in den SALK ist groß
Nach aggressiven Vorfällen werden Besucher ausgesperrt. Ärzte kritisieren indes die neuen Strukturen zur Bewältigung der Pandemie.
Der Ärger ist offenbar groß bei Paul Sungler, Geschäftsführer der Salzburger Landeskliniken. Es gebe immer wieder Beschwerden, dass sich Besucher nicht an die Hygieneregeln im Spital hielten. Zum Teil sei das Pflegepersonal sogar beschimpft worden. Deshalb erließ Sungler am Donnerstag ein Besuchsverbot für das Spital, das am Samstag in Kraft tritt. „Das dient dem Schutz unserer Patienten und Mitarbeiter.“
Die Landeskliniken sind angesichts der Coronapandemie in keiner einfachen Situation. Seit Anfang der Woche steigt die Zahl jener Personen, die wegen einer Covid-Infektion im Spital behandelt werden müssen, stark an. Am Donnerstag waren bereits 71 Personen wegen Covid in Spitalsbehandlung, davon acht auf der Intensivstation. 109 Betten auf der Normalstation und 45 auf der Intensivstation gibt es in sechs Spitälern im Bundesland derzeit für die Versorgung von Covid-Patienten. Im Landeskrankenhaus befindet man sich auf Stufe 2B eines neuen Coronaplans. Der solle regeln, wie das Spital mit der Situation umgehen soll. Demnach gibt es im LKH derzeit 37 CovidBetten. In einer Stufe 3 kann die Zahl auf 49 erhöht werden.
An diesem neuen Plan und den damit einhergehenden Umstrukturierungen gibt es nun Kritik aus der Ärzteschaft. Die Ärzte mehrerer Spitalsabteilungen haben in Schreiben an den ärztlichen Direktor Jürgen Koehler ihrem Unmut Luft gemacht.
In einem Papier des ärztlichen Mittelbaus der II. Medizin, das den SN vorliegt, wird die Reduktion von internistischen Betten zugunsten der Covid-Versorgung kritisiert. Da Betten auf der I. Medizin, der II. Medizin und der Lungenabteilung reduziert wurden, drohe ein „drastisches Versorgungsproblem“, schreiben die Ärzte. Durch die Pandemie habe man es derzeit mit einem erhöhten Patientenaufkommen im internistischen Bereich zu tun. Dieses werde sich mit Beginn der Grippesaison noch steigern.
Deshalb sei es notwendig, die Betten im internistischen Bereich aufzustocken oder – wenn das nicht möglich sei – planbare Eingriffe zu verschieben. In der derzeitigen Situation sähen die Ärzte „Gefahr im Verzug“für ihre Patienten, heißt es in dem Schreiben. Ein Papier ähnlichen Inhalts soll auch von Ärzten der I. Medizin an den ärztlichen Direktor adressiert worden sein.
Spitalsärztesprecher Otto Straßl bestätigt, dass es auch von anderen Abteilungen solche Schreiben gebe. „Viele Kliniken haben ihre Probleme zusammengefasst.“Die Kritikpunkte seien allerdings sehr unterschiedlich.
Es handle sich beim Uniklinikum um einen komplexen Betrieb. Es sei enorm schwierig, die zusätzliche Behandlung der Covid-Patienten einzubauen. Räumlich sei von den Umstrukturierungen jetzt die I. Medizin betroffen, davor seien das die Dermatologie und die Herzchirurgie gewesen.
„Besuchsverbot zum Schutz von Patienten und Mitarbeitern.“Paul Sungler, Geschäftsführer
„Wir stehen vor Infektionswelle und haben keine Reserven.“Otto Straßl, Spitalsärztesprecher
Hinter der Situation liege eine einfache und brutale Logik, sagt Spitalsärztesprecher Otto Straßl. „Wir stehen vor einer Infektionswelle und wir haben keine Reserven. Und wenn ich die nicht habe, muss ich von irgendwo Ressourcen abziehen.“Von den Ärzten sei aber nicht nur die Verteilung der Ressourcen kritisiert worden, sondern auch die Covid-Screenings beim Eingang. Personen, bei denen der Verdacht auf eine
Covid-Infektion ausgemacht wird, dürfen das Gelände dennoch betreten, werden aber mit einem roten Bändchen versehen. Die endgültige Abklärung passiert auf den Ambulanzen „Das wirft Fragen auf: Wie bewegen sich diese Personen auf dem Gelände, mit wem haben die Kontakt“, sagt Straßl. Das sei von der ärztlichen Direktion zu klären.
Die fraglichen Punkte will Jürgen Koehler nun auch in Treffen mit den einzelnen Spitalsabteilungen erörtern. Prinzipiell heißt es vonseiten der SALK aber, dass die jetzige dezentrale Versorgungsstruktur gewählt wurde, um den Spitalsbetrieb noch möglichst lange ungehindert aufrechterhalten zu können.
Das habe sich bis jetzt auch bewährt. Bis auf zwei Operationssäle, die gesperrt werden mussten, könne man nach wie vor die übliche Versorgung bieten. Sollten die steigenden Fallzahlen weitere Einschränkungen notwendig machen, werden davon nur Leistungen betroffen sein, die nicht dringend notwendig sind.