Notfallplan für Bäume und Hirsche in Gastein
Theoretisch sind die Steilhänge im Angertal Schutzwald, praktisch aber kahle Flächen. Bundesforste und Jäger starten nun eine neue Rettungsaktion.
Stürme, Borkenkäfer und vor allem ein extremer Wildverbiss haben den Bergwäldern des Gasteiner Angertals seit 20 Jahren arg zugesetzt. Waldverwüstung aufgrund deutlich überhöhter Rotwildstände nennen es Experten. Vor dem Winter stellten die Bundesforste am Donnerstag mit der Hegegemeinschaft Gastein West ein vorsorgliches Notkonzept vor.
Etwa 230 Stück Wild stellten sich im Vorjahr zur Fütterung bei der Rettenwandalm ein, sagt der Pongauer Bundesforste-Betriebsleiter Hannes Üblagger. „Wir gehen heuer von 180 bis 200 aus. Unser Ziel ist, in den nächsten drei Jahren die von den Gerichten geforderten 100 Stück zu erreichen. Wir haben heuer in unserem Revier schon über 70, vor allem weibliche Tiere erlegt.“Ein Behördenverfahren gegen den Jagdpächter eines benachbarten Reviers bis hin zum Verwaltungsgerichtshof hatte dazu geführt, dass die Verringerung vorgeschrieben und dem Pächter die Schaufütterung an dem Standort untersagt wurde. Der Nachbar erfülle die Vorgabe aber nicht. Theoretisch könnte die Bezirkshauptmannschaft ersatzweise Abschüsse tätigen lassen.
Um das Wild möglichst schadensfrei über den Winter zu bekommen, werde eine Ersatzfütterung 700 Meter nordöstlich der bisherigen betrieben und professionell betreut. Denn: Dass Tiere wie im strengen Winter vor zwei Jahren verenden, könne niemand wollen. Danach solle die Stückzahl auf ein für den Schutzwald erträgliches Ausmaß gesenkt werden, sagt Üblagger. Erst in der Folge könne man wieder ans Aufforsten
(eines artenreichen, klimaverträglichen Mischwaldes) denken. „Seit 2005 wurden mehr als 80.000 Jungpflanzen gesetzt, nur rund die Hälfte ist übrig.“Von den verbliebenen wachse kaum eine über 1,60 Meter. Schon im kleinsten Stadium würden sie verbissen und geschält.
Der Nachbarpächter, der Bad Gasteiner Hotelier Thomas Tscherne, sagt, dass rechtliche Verfahren um Abschusszahlen und Fütterungen, auch deren Kosten, noch laufen. Und: Auch viele andere Jagdinhaber würden die Vorgaben bei Weitem nicht erfüllen. Ihm und seiner Ehefrau würden enorm erhöhte, „utopische“Zahlen vorgeschrieben. „Wir sind nicht gegen eine Reduktion, stehen Gewehr bei Fuß.“