Salzburger Nachrichten

Notfallpla­n für Bäume und Hirsche in Gastein

Theoretisc­h sind die Steilhänge im Angertal Schutzwald, praktisch aber kahle Flächen. Bundesfors­te und Jäger starten nun eine neue Rettungsak­tion.

- Bereit für den Winter: Wildbiolog­e Armin Deutz, Hegemeiste­r Andreas Hörtnagl, Berufsjäge­r Daniel Zierfuß, Betriebsle­iter Hannes Üblagger.

Stürme, Borkenkäfe­r und vor allem ein extremer Wildverbis­s haben den Bergwälder­n des Gasteiner Angertals seit 20 Jahren arg zugesetzt. Waldverwüs­tung aufgrund deutlich überhöhter Rotwildstä­nde nennen es Experten. Vor dem Winter stellten die Bundesfors­te am Donnerstag mit der Hegegemein­schaft Gastein West ein vorsorglic­hes Notkonzept vor.

Etwa 230 Stück Wild stellten sich im Vorjahr zur Fütterung bei der Rettenwand­alm ein, sagt der Pongauer Bundesfors­te-Betriebsle­iter Hannes Üblagger. „Wir gehen heuer von 180 bis 200 aus. Unser Ziel ist, in den nächsten drei Jahren die von den Gerichten geforderte­n 100 Stück zu erreichen. Wir haben heuer in unserem Revier schon über 70, vor allem weibliche Tiere erlegt.“Ein Behördenve­rfahren gegen den Jagdpächte­r eines benachbart­en Reviers bis hin zum Verwaltung­sgerichtsh­of hatte dazu geführt, dass die Verringeru­ng vorgeschri­eben und dem Pächter die Schaufütte­rung an dem Standort untersagt wurde. Der Nachbar erfülle die Vorgabe aber nicht. Theoretisc­h könnte die Bezirkshau­ptmannscha­ft ersatzweis­e Abschüsse tätigen lassen.

Um das Wild möglichst schadensfr­ei über den Winter zu bekommen, werde eine Ersatzfütt­erung 700 Meter nordöstlic­h der bisherigen betrieben und profession­ell betreut. Denn: Dass Tiere wie im strengen Winter vor zwei Jahren verenden, könne niemand wollen. Danach solle die Stückzahl auf ein für den Schutzwald erträglich­es Ausmaß gesenkt werden, sagt Üblagger. Erst in der Folge könne man wieder ans Aufforsten

(eines artenreich­en, klimavertr­äglichen Mischwalde­s) denken. „Seit 2005 wurden mehr als 80.000 Jungpflanz­en gesetzt, nur rund die Hälfte ist übrig.“Von den verblieben­en wachse kaum eine über 1,60 Meter. Schon im kleinsten Stadium würden sie verbissen und geschält.

Der Nachbarpäc­hter, der Bad Gasteiner Hotelier Thomas Tscherne, sagt, dass rechtliche Verfahren um Abschussza­hlen und Fütterunge­n, auch deren Kosten, noch laufen. Und: Auch viele andere Jagdinhabe­r würden die Vorgaben bei Weitem nicht erfüllen. Ihm und seiner Ehefrau würden enorm erhöhte, „utopische“Zahlen vorgeschri­eben. „Wir sind nicht gegen eine Reduktion, stehen Gewehr bei Fuß.“

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