Generationenwechsel am Theater Holzhausen
Langzeitintendant Matthias Hochradl übergibt zum 75-Jahr-Jubiläum der Dorfbühne an seine Tochter.
Die Wege zur Kunst sind unergründlich. Matthias Hochradl stieß auf dem Schulweg zum Theater. „Im Wirtshaus probte unsere Theatergruppe, und wir Kinder haben da ein wenig hineingeschnuppert“, erinnert sich der 70-Jährige. In der Flachgauer Ortschaft Holzhausen vom Theatervirus infiziert zu werden, war nichts Außergewöhnliches: Nach Kriegsende 1945 haben Einheimische wie auch Zugereiste ein Theater gegründet, dessen Bühne im Dorfwirtshaus situiert wurde. „Das Theater war auch als Ablenkung gedacht, damit die Leute nicht dauernd an die Not denken“, erläutert Matthias Hochradl.
1965 stieg der Theaterbegeisterte selbst zur Truppe, zehn Jahre später übernahm er die Leitung des Theater Holzhausen. In diesen 45 Jahren hat sich das Amateurtheater zu einer der besten Adressen im Land Salzburg entwickelt – auch wegen der anspruchsvollen Stückwahl und internationalen Theaterfestivals. Die renommierten Gastgruppen köderte Hochradl selbst auf seinen Theaterreisen. „Das Publikum
ist hellhörig geworden, weil wir alles etwas anders machten. Die Zuseher sind gewissermaßen mitgewachsen.“
1988 trug das Theater Holzhausen dem wachsenden Interesse Rechnung und baute ein eigenes Theater – gemäß dem Leitspruch „von der Bühne im Wirtshaus zum Theater im Dorf“. Heute reisen die Leute aus Bayern, der Stadt Salzburg oder Oberösterreich an, um Klassiker der Weltliteratur zu sehen. Oder Dramen unserer Zeit.
Auch die Jubiläumssaison zum 75-jährigen Bestehen wurde mit einem jungen Stück begonnen: „DIE Jedermann“, eine Adaption des Domplatz-Klassikers von Hugo von Hofmannsthal in bayerischer Mundart, ist seit Sonntag im Theater Holzhausen zu sehen. Waltraud Hochradl schlüpft in die Rolle einer unbarmherzigen Frau, die sich vor ihrem Schöpfer verantworten muss.
Der Rollenwechsel könnte auch als Bild dafür stehen, dass Matthias Hochradl die Leitung des Theater Holzhausen an seine Tochter übergibt: „Waltraud war seit Kindesbeinen dabei im Theater. Und ich habe das Theater jetzt 45 Jahre lang geleitet, das ist genug.“Waltraud Hochradl ist nun für die Planung verantwortlich, der Herr Papa wird jedoch auch künftig als Schauspieler auf der Bühne stehen und Bühnenbilder anfertigen: „Ich bin wie eine Requisite – ich bin immer da.“Am 7. November erfolgt die Stabübergabe beim Festakt zum 75-Jahr-Jubiläum. Im Mai steht ein Zwölf-Stunden-Theatertag auf dem Programm: Lesungen, musikalische Darbietungen und szenische Einlagen sollen das Publikum bei Laune halten.
Was ist, wenn dem theaterbegeisterten Dorf irgendwann die Schauspieler ausgehen? Matthias Hochradl winkt ab: „Meine Tochter kümmert sich sorgfältig um den Theaternachwuchs. Es ist wichtig, dass der Stamm wieder nachwächst.“
„Ich bin wie eine Requisite – ich bin immer da.“
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