Die geflügelten Totenköpfe landeten auf der Schlosswand
Vier Totenköpfe mit jeweils vier Fledermausflügeln auf einer Hauswand zwischen Fenstern: Dieses ungewöhnliche Bild bietet sich Spaziergängern in Salzburg-Aigen, wenn sie die Pfarrkirche umrunden. Eingemauert sind die Hochreliefs mit den geflügelten Totenköpfen auf einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude von Schloss Aigen. Bei einem Relief hat sich der dunkle Grund großteils erhalten, wodurch die Form aus hellem Marmor noch plastischer – und imposanter – wirkt.
Solche Totenschädel mit Fledermausflügeln sind auf historischen Friedhöfen immer wieder zu finden. Dahinter steht die Symbolik der Vergänglichkeit alles Irdischen, des Ablaufens von Lebenszeit, vielleicht sogar ihres Verfliegens – verbunden mit der Hoffnung auf Unsterblichkeit der menschlichen Seele und auf das ewige Leben im Himmelreich. Die zackigen Flügel weisen wohl auf diese Verbindung zum Jenseits hin.
Die vier Exemplare in Aigen stammen laut Österreichischer Kunsttopographie aus dem 17.
Jahrhundert. Die Steinplatten sollen von einem der „Erzbischofgräber des älteren Typus“im Salzburger Dom übrig geblieben sein. Stilistisch ähnliche Elemente finden sich dort beispielsweise auf dem Epitaph von Fürsterzbischof Paris Lodron. Der Überlieferung nach kamen die Grabsteinfragmente dann auf den Friedhof bei der Aigner Kirche, der längst aufgelassen ist. Keine unübliche Vorgangsweise, denn Überreste von Denkmälern wurden oft wiederverwertet beziehungsweise in andere Bauwerke integriert.
Landolf Revertera von der Schlossbesitzerfamilie in Aigen wohnt selber in dem früheren Wirtschaftsgebäude, das renoviert wurde. Die Leute staunten immer wieder über die Totenköpfe, erzählt er, das bekomme er unter seinen Fenstern mit. „Meines Wissens nach wurden sie dort in den 1920er/30er-Jahren eingemauert, als die Großeltern väterlicherseits das Gebäude hergerichtet haben.“Wie es dazu gekommen sei, könne er aber nicht beantworten. Seine Großmutter (Ida Schwarzenberg, Anm.) habe den Besitz in Aigen damals als Hochzeitsgeschenk erhalten.