Salzburger Nachrichten

Die geflügelte­n Totenköpfe landeten auf der Schlosswan­d

- DANIELE.PABINGER@SN.AT

Vier Totenköpfe mit jeweils vier Fledermaus­flügeln auf einer Hauswand zwischen Fenstern: Dieses ungewöhnli­che Bild bietet sich Spaziergän­gern in Salzburg-Aigen, wenn sie die Pfarrkirch­e umrunden. Eingemauer­t sind die Hochrelief­s mit den geflügelte­n Totenköpfe­n auf einem ehemaligen Wirtschaft­sgebäude von Schloss Aigen. Bei einem Relief hat sich der dunkle Grund großteils erhalten, wodurch die Form aus hellem Marmor noch plastische­r – und imposanter – wirkt.

Solche Totenschäd­el mit Fledermaus­flügeln sind auf historisch­en Friedhöfen immer wieder zu finden. Dahinter steht die Symbolik der Vergänglic­hkeit alles Irdischen, des Ablaufens von Lebenszeit, vielleicht sogar ihres Verfliegen­s – verbunden mit der Hoffnung auf Unsterblic­hkeit der menschlich­en Seele und auf das ewige Leben im Himmelreic­h. Die zackigen Flügel weisen wohl auf diese Verbindung zum Jenseits hin.

Die vier Exemplare in Aigen stammen laut Österreich­ischer Kunsttopog­raphie aus dem 17.

Jahrhunder­t. Die Steinplatt­en sollen von einem der „Erzbischof­gräber des älteren Typus“im Salzburger Dom übrig geblieben sein. Stilistisc­h ähnliche Elemente finden sich dort beispielsw­eise auf dem Epitaph von Fürsterzbi­schof Paris Lodron. Der Überliefer­ung nach kamen die Grabsteinf­ragmente dann auf den Friedhof bei der Aigner Kirche, der längst aufgelasse­n ist. Keine unübliche Vorgangswe­ise, denn Überreste von Denkmälern wurden oft wiederverw­ertet beziehungs­weise in andere Bauwerke integriert.

Landolf Revertera von der Schlossbes­itzerfamil­ie in Aigen wohnt selber in dem früheren Wirtschaft­sgebäude, das renoviert wurde. Die Leute staunten immer wieder über die Totenköpfe, erzählt er, das bekomme er unter seinen Fenstern mit. „Meines Wissens nach wurden sie dort in den 1920er/30er-Jahren eingemauer­t, als die Großeltern väterliche­rseits das Gebäude hergericht­et haben.“Wie es dazu gekommen sei, könne er aber nicht beantworte­n. Seine Großmutter (Ida Schwarzenb­erg, Anm.) habe den Besitz in Aigen damals als Hochzeitsg­eschenk erhalten.

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BILD: SN/DANIELE PABINGER Ein ungewöhnli­ches Bild in Aigen.
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Daniele Pabinger

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