Die größte Gästegruppe bricht weg
Mit der deutschen Reisewarnung für Salzburg ist der befürchtete Albtraum der Touristiker wahr geworden. Die Saison startet mit Stornos.
SALZBURG.
„Für uns ist das eine Katastrophe“, sagt Wolfgang Breitfuß. Der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Saalbach-Hinterglemm spricht die ab Samstagmitternacht geltende Reisewarnung aus Deutschland an, die auch Salzburg einschließt. Für 8. November sind weitere Verschärfungen für aus dem Österreich-Urlaub (ausgenommen ist Kärnten) zurückkommende Deutsche angekündigt.
Fast jeder zweite Winterurlauber (48 Prozent) in Saalbach-Hinterglemm kommt aus Deutschland, weitere 18 Prozent aus den Niederlanden, die Salzburg zum „orangen“Gebiet erklärt haben – Rückkehrer erwartet eine zehntägige Heimquarantäne. „Wenn man das zusammenzählt, kann man sich ausrechnen, was das für uns bedeutet“, sagt Breitfuß.
Zu spüren bekommen das Hotels wie etwa der Krallerhof in Leogang. Schon in den vergangenen Tagen seien laufend Stornierungen eingetroffen, berichtet Eigentümer und Geschäftsführer Sepp Altenberger. Seit der Ankündigung der deutschen Reisewarnung hat sich das verstärkt. „Die deutschen Gäste sind verunsichert, viele Arbeitgeber verbieten ihren Mitarbeitern Reisen in Risikogebiete“, berichtet eine Hotelmitarbeiterin. Dabei hatte sich dank wellnesshungriger Gäste der Herbst in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Und: Nach den österreichischen Herbstferien starten Herbstferien in Bayern. Von dort kommen nun aber keine Buchungen mehr, sondern nur Stornierungen.
Seine zwei Hotels in Zell am
See – den Salzburgerhof und das Grand Hotel – geschlossen hat derzeit Hotelier Wilfried Holleis. „Wir wollten am 5. Dezember aufsperren“, sagt er. Ob er das jetzt nicht mehr machen will? „Ich weiß es nicht“, antwortet er, und: „Es gibt keine Planungssicherheit mehr.“70 Prozent seiner Gäste im Salzburgerhof und 50
Prozent der Gäste im Grand Hotel kommen um diese Zeit aus Deutschland. „Jetzt brennt der Hut“, sagt Holleis.
Bei Walter Veit, dem Fachgruppenobmann der Hotellerie, sind am Donnerstag die Telefone heiß gelaufen. Es habe einige Stornierungen für die Herbstferien gegeben, berichtet er aus der Branche, aber noch keine große Stornowelle. „Einige Hoteliers überlegen, ihre Betriebe mit Ende Oktober zuzusperren und dann erst Anfang Dezember oder vor Weihnachten wieder zu öffnen. Das kommende Wochenende wollen aber jetzt alle noch abwarten. Die Hoffnung bleibt, dass die Deutschen noch kommen, weil sie zumindest bis 8. November bei der Heimreise noch nicht in Quarantäne müssen“, schildert er. Veit betreibt im Skigebiet Obertauern selbst ein Hotel und eine Skihütte. Seine Hoffnung ist, dass die Infektionszahlen mit den auch in Österreich verschärften Maßnahmen wieder sinken und dann in der zweiten Dezemberhälfte ein Start in eine halbwegs gute Wintersaison möglich sein wird.
Dass sich die Lage rasch bessert, glaubt Wolfgang Breitfuß nicht. „Die Situation jetzt ist anders als im Frühjahr mit dem Lockdown. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Zahlen jetzt rasch so weit sinken, wie sie die Deutschen gern hätten“, sagt der Tourismus-Chef von Saalbach-Hinterglemm.
„Egal, was jetzt noch kommt – das kann man nicht mehr schönreden.“
Sepp Altenberger, Hotelier