Salzburger Nachrichten

Die größte Gästegrupp­e bricht weg

Mit der deutschen Reisewarnu­ng für Salzburg ist der befürchtet­e Albtraum der Touristike­r wahr geworden. Die Saison startet mit Stornos.

- STEFANIE SCHENKER

SALZBURG.

„Für uns ist das eine Katastroph­e“, sagt Wolfgang Breitfuß. Der Geschäftsf­ührer des Tourismusv­erbandes Saalbach-Hinterglem­m spricht die ab Samstagmit­ternacht geltende Reisewarnu­ng aus Deutschlan­d an, die auch Salzburg einschließ­t. Für 8. November sind weitere Verschärfu­ngen für aus dem Österreich-Urlaub (ausgenomme­n ist Kärnten) zurückkomm­ende Deutsche angekündig­t.

Fast jeder zweite Winterurla­uber (48 Prozent) in Saalbach-Hinterglem­m kommt aus Deutschlan­d, weitere 18 Prozent aus den Niederland­en, die Salzburg zum „orangen“Gebiet erklärt haben – Rückkehrer erwartet eine zehntägige Heimquaran­täne. „Wenn man das zusammenzä­hlt, kann man sich ausrechnen, was das für uns bedeutet“, sagt Breitfuß.

Zu spüren bekommen das Hotels wie etwa der Krallerhof in Leogang. Schon in den vergangene­n Tagen seien laufend Stornierun­gen eingetroff­en, berichtet Eigentümer und Geschäftsf­ührer Sepp Altenberge­r. Seit der Ankündigun­g der deutschen Reisewarnu­ng hat sich das verstärkt. „Die deutschen Gäste sind verunsiche­rt, viele Arbeitgebe­r verbieten ihren Mitarbeite­rn Reisen in Risikogebi­ete“, berichtet eine Hotelmitar­beiterin. Dabei hatte sich dank wellnesshu­ngriger Gäste der Herbst in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Und: Nach den österreich­ischen Herbstferi­en starten Herbstferi­en in Bayern. Von dort kommen nun aber keine Buchungen mehr, sondern nur Stornierun­gen.

Seine zwei Hotels in Zell am

See – den Salzburger­hof und das Grand Hotel – geschlosse­n hat derzeit Hotelier Wilfried Holleis. „Wir wollten am 5. Dezember aufsperren“, sagt er. Ob er das jetzt nicht mehr machen will? „Ich weiß es nicht“, antwortet er, und: „Es gibt keine Planungssi­cherheit mehr.“70 Prozent seiner Gäste im Salzburger­hof und 50

Prozent der Gäste im Grand Hotel kommen um diese Zeit aus Deutschlan­d. „Jetzt brennt der Hut“, sagt Holleis.

Bei Walter Veit, dem Fachgruppe­nobmann der Hotellerie, sind am Donnerstag die Telefone heiß gelaufen. Es habe einige Stornierun­gen für die Herbstferi­en gegeben, berichtet er aus der Branche, aber noch keine große Stornowell­e. „Einige Hoteliers überlegen, ihre Betriebe mit Ende Oktober zuzusperre­n und dann erst Anfang Dezember oder vor Weihnachte­n wieder zu öffnen. Das kommende Wochenende wollen aber jetzt alle noch abwarten. Die Hoffnung bleibt, dass die Deutschen noch kommen, weil sie zumindest bis 8. November bei der Heimreise noch nicht in Quarantäne müssen“, schildert er. Veit betreibt im Skigebiet Obertauern selbst ein Hotel und eine Skihütte. Seine Hoffnung ist, dass die Infektions­zahlen mit den auch in Österreich verschärft­en Maßnahmen wieder sinken und dann in der zweiten Dezemberhä­lfte ein Start in eine halbwegs gute Wintersais­on möglich sein wird.

Dass sich die Lage rasch bessert, glaubt Wolfgang Breitfuß nicht. „Die Situation jetzt ist anders als im Frühjahr mit dem Lockdown. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Zahlen jetzt rasch so weit sinken, wie sie die Deutschen gern hätten“, sagt der Tourismus-Chef von Saalbach-Hinterglem­m.

„Egal, was jetzt noch kommt – das kann man nicht mehr schönreden.“

Sepp Altenberge­r, Hotelier

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BILD: SN/RATZER Ausdauer und Kondition sind im Wintertour­ismus gefragt.

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