Salzburger Nachrichten

„Es war sicher nicht nur Glück“

Kärnten ist das einzige Bundesland, für das die deutsche Reisewarnu­ng nicht gilt.

- alf

Früher reagiert als andere Bundesländ­er

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Kärnten ist derzeit das österreich­ische Bundesland mit den wenigsten Coronaneui­nfektionen. 55 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner in den vergangene­n sieben Tagen sind am Dashboard des Gesundheit­sministeri­ums vermeldet. Zum Vergleich: Spitzenrei­ter Salzburg bringt es auf 227 Neuinfekti­onen. „Es war sicher nicht nur Glück“, sagt die Präsidenti­n der Kärntner Ärztekamme­r, Petra Preiss. Ihrer Meinung nach ist die Bevölkerun­g in Kärnten sehr disziplini­ert, wenn es darum gehe, die Coronamaßn­ahmen mitzutrage­n. Dies sei bereits im Frühjahr so gewesen und das sei auch jetzt so. Außerdem habe man in Kärnten das Modell der Covid-Visite eingeführt. So betreue ein mobiles Ärzteteam Patientinn­en und Patienten zu Hause. Dadurch hätten Covid-Patienten zu Hause betreut werden können und es sei Personen, die in Quarantäne gewesen seien, leichter gefallen, zu Hause zu bleiben. „Sogar Psychiater kamen so ins Haus, wenn man merkte, dass es die Leute in den eigenen vier Wänden nicht mehr aushalten“, sagte Preiss. Angeforder­t werden kann das mobile Ärzteteam, das in ganz Kärnten unterwegs ist, von Amtsärzten und Allgemeinm­edizinern. Außerdem ließen sich viele ältere und pensionier­te Mediziner als Pandemieär­zte registrier­en. „Bei der Einstufung der Kontaktper­sonen war das eine große Hilfe“, sagt die Ärztekamme­rpräsident­in. Möglicherw­eise habe auch die ländliche Struktur Kärntens dazu beigetrage­n, dass die Infektions­zahlen bisher niedrig geblieben seien.

Im Büro der Kärntner Gesundheit­slandesrät­in Beate Prettner (SPÖ) verweist man darauf, dass Kärnten im Kampf gegen das Coronaviru­s deutlich früher dran gewesen sei als die anderen Bundesländ­er. Als das Virus auftrat, sei man bereits voll handlungsf­ähig gewesen. Contact Tracing und Absonderun­g von infizierte­n Menschen hätten gut funktionie­rt und Kärnten nehme bei der Nachverfol­gung von Kontaktper­sonen den 1. Platz in Österreich ein. „Wir können 70 Prozent aller Krankheits­fälle einem Cluster zuordnen“, heißt es aus dem Büro der Gesundheit­slandesrät­in. Außerdem habe man auch im Sommer bereits rigoros reagiert, als einzelne Infektions­fälle aufgetrete­n seien. So habe es etwa in Velden, aber auch in anderen Fremdenver­kehrsgemei­nden eine Maskenpfli­cht ab 21 Uhr gegeben, um Ansteckung­en zu vermeiden. Und man habe auch etwas Glück gehabt, dass es etwa bei großen Events, etwa dem Villacher Fasching, keine Ansteckung­en gegeben habe.

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BILD: SN/CHRISTIAN - STOCK.ADOBE.COM Für Kärnten hat Deutschlan­d keine Reisewarnu­ng ausgegeben.

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