Babyelefanten im CoronaPorzellanladen
Endlich Ferien? Schüler, Eltern und Lehrer haben sich im zweiten verkorksten Schulsemester in Folge irgendwie in die Herbstferien gerettet. Der Termin der erstmals österreichweit geltenden Herbstferien steht seit Langem fest. Ein einsamer Fixpunkt in einer Schulwelt, in der gar nichts mehr fix scheint. Oberstufenschüler wissen nicht, ob sie bis nach den Herbstferien oder vielleicht bis nach den Semesterferien ausgesperrt bleiben. Eltern und Schüler erfahren nicht, wann und ob ein Lehrer positiv getestet wurde. Sie merken es erst mit Verspätung, wenn die erste Bankreihe fünf Tage nach dem Verschwinden des Lehrers in Quarantäne muss und es vielleicht doch nicht so gut war, tags zuvor die Großeltern besucht zu haben. Im Homeschooling benachteiligte Maturaklassen fragen sich, ob eine Zentralmatura fair ist, wenn sie per Distanz am Lernen gehindert werden und andere nicht. Unsere Jugend, mit deren (Aus-)Bildung wir gerade so leichtfertig umgehen, hat neben dem Termin der Herbstferien derzeit nur eine weitere Gewissheit. Nämlich die, einst die Schulden, die wir jetzt anhäufen, zahlen zu müssen.
Der Eindruck, dass unsere Politiker der eigenen Propaganda und der kurzen sommerlichen Hoffnung auf Normalität erlagen und jetzt von der erwartbaren Entwicklung überrollt werden, verdichtet sich jeden Tag. Dass der Gesundheitsminister und seine Juristen vier Tage brauchen, um eine längst vorgestellte Verordnung, die man monatelang hätte vorbereiten können, zu Papier zu bringen, ist peinlich. Dass er am Freitag, während der durch fragwürdige Reisewarnungen gefährdete Tourismus verzweifelt ums Überleben kämpft, eine Reisewarnung aussprach, ist – gelinde gesagt – unklug.
In den Herbstferien, „wenn’s irgendwie geht, zu Hause bleiben“, erklärte Anschober Eltern und geschockten Hoteliers, die sich seit dem Wegfall der Deutschen händeringend um jeden heimischen Gast bemühen. Der Gesundheitsminister geriert sich hier wie ein Babyelefant im touristischen Scherbenhaufen. Und er ist leider längst nicht der einzige Regierungsbabyelefant im Corona-Porzellanladen.