Salzburger Nachrichten

Viele Winzer spüren Rückgänge

Corona traf auch die Weinbranch­e: Winzer, die vor allem an Gastronome­n liefern, spüren Rückgänge. Im Handel gab es teils Zuwächse.

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Mit der heurigen Weinernte, von der der Großteil bereits in den Kellern ist, können Österreich­s Winzer insgesamt zufrieden sein. Dass die Menge gegenüber dem langjährig­en Durchschni­tt von 2,5 Millionen Hektoliter Wein um rund zehn Prozent geringer ist, dürfte so manchen Weinbauern nicht besonders schmerzen. „Das kommt vielen entgegen“, sagt Ludwig Holzer, Geschäftsf­ührer von Winzer Krems, dem nach eigenen Angaben größten Qualitätsw­einproduze­nten Österreich­s. Hinter der Genossensc­haft stehen 900 Familienbe­triebe als Mitglieder, die insgesamt rund 1200 Hektar Anbaufläch­e bewirtscha­ften. Mit der Qualität sei man „wirklich zufrieden“, auch wenn es „für absolute Spitzenqua­litäten ganz schwierig wird“, so Holzer. Denn zuletzt habe Regen die Weinlese beeinträch­tigt.

Wegen der Coronapand­emie haben auch viele Winzer mit Rückgängen zu kämpfen. Betroffen sind vor allem jene, die ihr Hauptgesch­äft

in der Gastronomi­e machen – egal ob im Inland oder im Export. Denn nach dem Lockdown im Frühjahr konnten diese Ausfälle natürlich nicht aufgeholt werden. Die Österreich­ische Weinmarket­ing GmbH (ÖWM) schätzt, dass die Branche während der zweimonati­gen Sperre der Gastronomi­e auf rund 23 Millionen Litern Wein sitzen blieb. In Österreich wird etwa die Hälfte des Weins, der konsumiert wird, außer Haus getrunken – im internatio­nalen Vergleich ein sehr hoher Wert. Im Sommer war das Weingeschä­ft ähnlich wie der Tourismus – an den Seen und in den Wanderregi­onen lief es weit besser als in den Städten. Nun steht vor der Wintersais­on insgesamt „ein Riesenfrag­ezeichen“, wie Holzer sagt. Umgekehrt gab es im Lebensmitt­eleinzelha­ndel gewisse Zuwächse von etwa fünf Prozent beim Wein. „Aber im Lebensmitt­eleinzelha­ndel sind insgesamt nicht wirklich viele Winzer vertreten“, erklärt ÖWMSpreche­r Georg Schullian. „Die Österreich­er haben aber patriotisc­h eingekauft.“Winzer-Krems-Chef Holzer sagt, „eine Verschiebu­ng zum Heimkonsum“habe es bereits länger gegeben, das habe sich heuer nochmals verstärkt. Am meisten sei das Segment der günstigen Weine im Diskont gewachsen.

Zwar sei es für manche Winzer verlockend, in den großen Supermarkt­ketten vertreten zu sein, doch man müsse sich das gut überlegen, sagen Branchenke­nner. Denn es gehe zwar gleich um entspreche­nd große Mengen, aber der Einkaufspr­eis sei entspreche­nd niedrig. Dorli Muhr, die seit vielen Jahren als PRExpertin Winzer aus der Topliga betreut und in Niederöste­rreich (Weinbaugeb­iet Carnuntum) selbst vielfach preisgekrö­nte Rotweine keltert: „Die Winzer machen es sich teilweise zu leicht. Es geht nicht nur um Abnehmer, sondern man braucht auch eine Strategie.“Die Krise habe vielen hier die Grenzen aufgezeigt. Am besten funktionie­re es im Lebensmitt­eleinzelha­ndel mit einem eigenen Sortiment, so Muhr. Die ÖWM betont, eine diversifiz­ierte Vertriebss­truktur über verschiede­ne Kanäle verringere die Risiken.

Im Export liefen derzeit die sogenannte­n Monopolmär­kte mit staatliche­n Alkoholläd­en wie in Skandinavi­en oder Kanada am besten, betont die ÖWM. WinzerKrem­s-Chef Holzer zeigt sich mit dem Auslandsge­schäft recht zufrieden, man habe heuer bisher zehn Prozent Zuwachs, der Exportante­il betrage etwa 50 Prozent. Hier helfe, dass man vor allem in Deutschlan­d stark auf den Handel gesetzt habe. Deshalb ist Holzer auch nicht bang bei der größten Investitio­n in der über 80-jährigen Firmengesc­hichte der Sandgrube 13. Der Jahrgang 2020 wurde bereits im neuen Keller verarbeite­t. Bis 2023 werden insgesamt 37 Millionen Euro investiert.

„Winzer brauchen eine Strategie.“

Dorli Muhr, Winzerin und PR-Beraterin

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BILD: SN/APA/H. FOHRINGER Die Weinernte war mengenmäßi­g unterdurch­schnittlic­h.
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