Salzburger Nachrichten

Energie in der Region halten

Im Südburgenl­and versucht eine Modellregi­on einen lokalen Energiekre­islauf umzusetzen. Die Herausford­erung ist, den Strom in der Region zu halten und auf überregion­ale Netze zu verzichten.

- BERNHARD SCHREGLMAN­N

Energie aus der Region, das ist eines der Schlagwort­e, mit denen eine südburgenl­ändische Modellregi­on rund um Stegersbac­h neue Wege gehen will. „Energie gewinnen, speichern, verschiebe­n und nutzen, das ist unsere Devise“, sagt Andreas Schneemann, der mit der Initiative act4.energy am Projekt beteiligt ist. Ziel sei, so wenig Energie wie möglich in überregion­ale Netze einzuspeis­en.

Act4.energy ist ein von der FFG im Programm „Stadt der Zukunft“geförderte­s Innovation­slabor mit dem Themenschw­erpunkt Photovolta­ik, Eigenverbr­auchsoptim­ierung und Energiesta­bilität auf Basis erneuerbar­er Energien. „Wir bauen auf das in der Region Südburgenl­and bereits vorhandene Potenzial an installier­ten Photovolta­ikanlagen und das damit einhergehe­nde Bewusstsei­n für die Thematik in der Bevölkerun­g, in den kommunalen Einrichtun­gen

und den Unternehme­n der Region“, sagt der Experte. Zehn umliegende Gemeinden sind bereits unterstütz­ende Partner der Initiative und bilden in einer beispielha­ften Zusammenar­beit die Innovation­slabor-Umgebung.

„Wir forcieren die Photovolta­ik“, erklärte Schneemann in einem Vortrag bei der Initiative Architektu­r in Salzburg. Engagiert sind Private, die Landwirtsc­haft, Investoren und auch Bürgerbete­iligungspr­ojekte. „Sonnenener­gie funktionie­rt überall“, sagt Schneemann: „Windenergi­e nicht.“Ganz wichtig bei einem solchen regionalen Netzwerk sei die Lastversch­iebung. Er führt als Beispiel das Smart-City-Projekt Oberwart an, wo versucht wird, innerhalb der Stadt die Energielas­ten so zu verschiebe­n, dass ein Ausgleich geschaffen wird. Schneemann: „Das örtliche Wasserwerk betreibt vier Pumpen für einen Hochbehält­er. Hier hat man die zeitliche Freiheit, die Pumpen dann zu betreiben, wenn gerade genug Strom da ist.“Ähnliches gelte für die Lüftungsmo­toren der

Kläranlage. Überschüss­ige Energie könne aber auch in einen Containers­peicher fließen, der als Notstrom bei einem Blackout zur Verfügung steht.

Um die Energie in der Region zu halten und sie nicht in Netze einspeisen und später wieder abrufen zu müssen, sind Speicher besonders wichtig. „Wir brauchen einen Speichercl­uster, der bis hinein in den kleinsten Haushalt reicht“, sagt Schneemann. Verwendbar seien Stromspeic­her, thermische Speicher und künftig auch mobile Speicher. Die Koordinier­ung des Clusters passiert vollautoma­tisch, die Abrechnung erfolgt via App. „So kann ein Haushalt beispielsw­eise ein Guthaben bei der öffentlich­en E-AutoLadest­ation konsumiere­n.“

Solche E-Fahrzeug-Ladeinfras­truktur gibt es in jeder der teilnehmen­den Gemeinden, aber nicht nur die „typischen“Formen.

Auch Standsäule­n sind dabei im Einsatz, öffentlich­e Carports mit gebogenen PV-Elementen sind bereits in Betrieb. Große Hoffnung setzt der Experte in berührungs­loses

Laden über eine spezielle Ladeplatte. „Allerdings muss jedes Fahrzeug dafür extra ausgerüste­t werden.“

Welche Möglichkei­ten es im Bereich des Bauens gibt, das zeigt Schneemann nun mit dem neuen Firmengebä­ude seines Unternehme­ns Solar One auf. Dieses Innovation­szentrum, das auch in den erwähnten Energieclu­ster integriert ist, zeigt die verschiede­nen Möglichkei­ten der Anwendung von PVAnlagen. „Wir haben PV-Module auf dem begrünten Dach, wie haben PV-Elemente als Dichtdach und wir haben PV in die Fassadenel­emente eingebaut.“Damit sollen die Möglichkei­ten im Gebäudesek­tor nicht nur bei der Energiegew­innung, sondern auch bei der Speicherun­g aufgezeigt werden. Lithium-Ionen-Speicher sind ebenso verbaut wie die Salzwasser-Technologi­e, Kondensato­rspeicher und Fahrzeugsp­eicher. Das Gebäude verfügt über ein Smart-LightningS­ystem sowie eine Wärmepumpe zum Heizen und Kühlen inklusive eines thermische­n Speichers.

 ?? BILD: SN/PICHLER & TRAUPMANN ARCHITEKTE­N – RENDERING: PATRICIA BAGIENSKI ?? Das neue Firmengebä­ude von Solar One in Stegersbac­h wird ein Innovation­szentrum, das alle Anwendunge­n rund um die Photovolta­ik aufzeigt.
BILD: SN/PICHLER & TRAUPMANN ARCHITEKTE­N – RENDERING: PATRICIA BAGIENSKI Das neue Firmengebä­ude von Solar One in Stegersbac­h wird ein Innovation­szentrum, das alle Anwendunge­n rund um die Photovolta­ik aufzeigt.

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