Kritik an Schulen: Wenig Information und Hilfe
Gewerkschaft fehlt Transparenz, Elternvertretern die Betreuung. Viel Arbeit für die Direktoren.
Es ist eine intensive Zeit für Thomas Schiendorfer, Direktor der Neuen Mittelschule in Nonntal. Er habe alle Hände voll zu tun, die ständig neuen Verordnungen zur Coronasituation umzusetzen. Meist würden die Neuerungen über die Medien verkündet, mit den Details seien die Schulleiter alleingelassen, sagt Schiendorfer. „Wir haben Kolleginnen, die sitzen an sieben Tagen zehn bis 14 Stunden in der Schule, damit sie alles in die Wege leiten können. Manche Schulleiter stehen vor dem Kollaps.“
Thomas Schiendorfer ist mit seiner Kritik an den politischen Vorgaben zum Umgang mit der Pandemie in den Schulen nicht allein. Lehrergewerkschafter kritisieren etwa mangelnde Transparenz rund um Coronafälle. Gesundheitsschutz sei auch eine Sache der Personalvertretung, sagt Anton Polivka von der Pflichtschullehrergewerkschaft. „Wir sind gut informiert. Aber nicht über offizielle Kanäle.“Besonders eklatant sei das im Falle des Coronaausbruchs rund um die Polytechnische Schule in Salzburg gewesen. „Da hat es geheißen, die Schule wird wegen der allgemeinen Coronasituation geschlossen. Dabei hat es einen massiven Ausbruch gegeben.“
Polivka kritisiert auch, dass es keinen Personalpool gebe, um erkrankte Kollegen oder Personen in Quarantäne zu ersetzen. „In dieser Richtung wurde gar nichts getan.“Derzeit würden Lehrer aus der Sprach- oder Begabtenförderung abgezogen, diese Bereiche würden dann oft komplett vernachlässigt.
Sabine Gabath, Elternvertreterin der Pflichtschulen, bemängelt neben dem fehlenden Informationsfluss, dass es für berufstätige Eltern oft keine Unterstützung gebe, wenn betreuungspflichtige Kinder unter Quarantäne gestellt würden. Besonders eklatant sei das bei der Schließung des Bundesgymnasiums Zaunergasse gewesen. „Da kann man nicht einfach sagen, das ist dann Aufgabe der Eltern. Da muss eine Lösung gefunden werden. Die Schüler haben ja nicht zuletzt auch ein Recht auf Bildung.“
Salzburgs Bildungsdirektor Rudolf Mair kündigte an, die Schulleiter noch einmal anzuweisen, dass Informationen bei Coronafällen an die Eltern weitergegeben werden. „Es gibt keine Weisung von uns, dass man nicht informieren dürfe. Eine transparente Kommunikation ist wichtig – selbstverständlich unter der Wahrung des Datenschutzes.“
Laut Mair gibt es derzeit sehr wohl einen Personalpool von knapp 30 Studierenden, die einspringen könnten, wenn ein Lehrer ausfalle. Die mobilen Förderlehrer würden ebenfalls teilweise zur Aufrechterhaltung des Unterrichts benötigt. „Es kann sein, dass ich die Einzelversorgung im Feld zurückstellen muss, wenn die Alternative bedeuten würde, dass ich 25 Schüler nach Hause schicken muss.“
Die Salzburger SPÖ hat aufgrund der aktuellen Situation einen offenen Brief an Bildungslandesrätin Maria Hutter (ÖVP) geschickt, in dem eine Bildungshotline, mehr Personal, Unterstützung für Eltern, technische Ausstattung, differenzierte Kon
persönlichen zepte für die Schultypen sowie eine Schnelltest-Strategie gefordert wird. Noch vor dem Sommer habe man die Landesrätin in einem dringlichen Antrag aufgefordert, in Sachen Schulen tätig zu werden, sagt SPÖ-Bildungssprecherin Stefanie Mösl. „Jetzt stehen wir unvorbereitet da.“
Laut Maria Hutter ist die Information an den Schulen transparent, die betroffenen Eltern würden stets informiert. Betreuungsmöglichkeiten bei geschlossenen Schulen anzubieten sei schwierig, sagt sie. „Hier müssen wir noch nach Lösungen suchen.“
Bildungsgeneralsekretär Martin Netzer kündigte indes bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Hutter an, dass ab November an den Schulen Schnelltests zur Verfügung stünden.
„Es gibt keine Weisung, dass nicht informiert werden darf.“