Salzburger Nachrichten

Gasteiner kämpfen um ihren Krampuslau­f

Nirgends ist der Krampus so wichtig wie im Gasteiner Tal. Die Protagonis­ten wollen von Haus zu Haus ziehen. Das Land kann das Ganze nicht verbieten.

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GASTEIN. Die Gasteiner gelten als stur. Nicht zuletzt in Sachen Krampuslau­f. Sie verweigern zeitgeisti­ge Horrormask­en und Showläufe mit Eventchara­kter. Stattdesse­n marschiere­n knapp 100 Passen am 5. und 6. Dezember in ihren jeweiligen Ortsteilen von Haus zu Haus. Treu dem guten alten Brauch, wie es heißt.

Aufgrund der Pandemie heuer zu verzichten kommt für viele nicht infrage. „Wir sind immer gegangen, sogar während der Kriege“, sagt Maskenschn­itzer und Experte Clemens Hübsch. „Es wäre ein Wahnsinn, wenn es jetzt wegen eines Virus nicht ginge.“

Wie genau der Lauf aussehen solle, wisse noch niemand. „Es herrscht allgemeine Ratlosigke­it.“Normalerwe­ise gebe es zu dieser Zeit viele Sitzungen, um alles zu besprechen und vorzuberei­ten. „Das funktionie­rt derzeit nicht.“Das Gebot, dass sich nicht mehr als sechs Leute treffen dürften, mache große Probleme. Die meisten Passen bestehen aus mehr Personen.

Letztlich müsse man abwarten, wie die nächsten Verordnung­en ausschaute­n. Hübsch hofft auf Vorgaben, die einen vernünftig­en Lauf ermögliche­n. Ansonsten

erwäge er schweren Herzens, heuer auszulasse­n. Und zwar dann, wenn es für den Nikolaus und seine Gesellen nicht möglich wäre, in die Stube einzutrete­n. „Das ist der Kern des Brauchs.“

Viele seiner Kollegen sind fest entschloss­en, auf jeden Fall auszurücke­n. Das ist auch dem Bad Gasteiner Bürgermeis­ter Gerhard Steinbauer (ÖVP) nicht entgangen. Ein Verbot seitens der Gemeinde werde es nicht geben. „Das geht gar nicht. Bei unserem Lauf handelt es sich formell um keine Veranstalt­ung. Blöd gesagt marschiere­n einfach Menschen in besonderem Gewand durch den Ort. Dafür braucht es keine Bewilligun­g und wir können es auch nicht untersagen.“Im Gegensatz zu Showläufen oder Kränzchen in Gaststätte­n. Die würden definitiv nicht genehmigt, so Steinbauer.

Im Büro des Landeshaup­tmanns stoßen die Ambitionen der Krampusse auf wenig Gegenliebe. Man habe aber tatsächlic­h keine Handhabe, so ein Sprecher. „Sinnvoll ist es aber in der derzeitige­n Situation sicher nicht. Wir appelliere­n an die Eigenveran­twortung und empfehlen eine Unterlassu­ng.“Das Ziel sei weiterhin, soziale Kontakte zu reduzieren. „Wenn die Zahlen weiter so ansteigen, könnte es bis Dezember zu weiteren Verschärfu­ngen kommen.“

„Wir sind immer gelaufen, sogar während der Kriege.“

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BILD: SN/GERHARD WOLKERSDOR­FER Eine traditione­lle Gasteiner Krampusgru­ppe (Brantnauer Pass, Dorfgastei­n).
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Clemens Hübsch, Krampus

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