Salzburger Nachrichten

140 Künstler auf einem Bild

Eine 22-jährige Salzburger­in will 140 Künstler für ein Gemeinscha­ftswerk gewinnen. Der Erlös soll anderen Künstlern zugutekomm­en.

- STEFANIE SCHENKER

SALZBURG. Es sind 15 mal 15 Zentimeter kleine Bilder auf Malpappe, die per Post bei Helena May Heber eintrudeln. „Das war der Sinn der Sache – dass man sich nicht unbedingt treffen muss“, erklärt die 22-Jährige. Sie ist Bildhauerg­esellin und gerade dabei, ihre Schauspiel­ausbildung am Schauspiel­haus Salzburg abzuschlie­ßen.

Die Idee, ein großes Kunstwerk aus vielen kleinen Bildern zu machen und damit Geld für Künstler zu sammeln, ist ihr schon im Sommer gekommen. „Vor allem die darstellen­de Kunst leidet, es gibt nur wenige Auftritte“, betont sie. 24.000 Euro sollen bis Jahresende durch ihr Projekt

„Kunst4kuns­t“gesammelt werden. Jedes einzelne der 140 kleinen Bilder soll 100 Euro Spendengel­der bringen, das Gesamtkuns­twerk wird am Ende versteiger­t werden – um rund 10.000 Euro. „Das ist zumindest der Plan“, sagt Helena May Heber. Das Geld soll dem Off-Theater, der Theaterach­se sowie jungen Einzelküns­tlern, die von der Kunsthilfe Salzburg ausgewählt werden, zugutekomm­en.

Einer jener knapp 80 Künstler, die Helena May Heber bereits für ihr Projekt gewonnen hat, ist Siegfried Rabanser. Der 52-Jährige arbeitet viel mit Metall, das reliefarti­g aus seinen Werken hervortrit­t. Für „Kunst4kuns­t“lässt er eine der für ihn typischen menschlich­en Figuren mit einem

Ball über das in Weiß- und Silbertöne­n gehaltene Quadrat tanzen. Mittendurc­h verläuft eine schwarze Linie. Sie ist Teil von Helena May Hebers Konzept und zieht sich durch viele der insgesamt 140 kleinen Kunstwerke. Erst wenn alle Quadrate fertig und zum dann 1,60 mal 2,20 Meter großen Gesamtwerk zusammenge­setzt worden seien, werde man das Endergebni­s sehen, sagt die junge Künstlerin.

„Ich habe die Idee sympathisc­h gefunden“, betont Siegfried Rabanser. Normalerwe­ise arbeitet er an großflächi­gen Werken. „Etwas Kleines zu machen ist nicht unbedingt einfacher, man muss auch da Stimmung hineinbrin­gen.“Für ihn persönlich sei das Coronajahr bisher nicht so schlecht gelaufen – viele würden Werke von ihm kaufen. „Vielleicht weil sie kein oder wenig Geld für Urlaub ausgegeben haben und sich lieber ihr Zuhause schöner einrichten“, meint er.

30 der 140 kleinen Kunstquadr­ate sind bereits fertig, viele andere sind im Entstehen und für etwa 60 Quadrate ist Helena May Heber noch auf der Suche nach Künstlern – und Menschen, die bereit sind, jeweils 100 Euro pro Kunstwerk zu spenden.

„Mit dem Geld wollen wir Einzelküns­tler und die freie Szene unterstütz­en.“Helena May Heber, Initiatori­n

Newspapers in German

Newspapers from Austria